Das letzte Wochenende im Oktober war wieder der Zeitpunkt, an dem in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag die Uhr wieder um eine Stunde zurückgedreht wurde. Von 3 Uhr auf 2 Uhr. Lästige Pflichtübung oder sinnvoll? Tatsache ist, dass die Idee nicht neu ist, die Ukrainer etwas interessantes vormachen und sich unsere heimischen Bundestagsabgeordneten in den fünf Landkreisen Mittelhessens damit vielleicht vertraut machen und ihrerseits einen Vorstoß im Bundestag wagen könnten.
Urplötzlich war er da – der Winter
„Hurra, wir können dann eine Stunde länger schlafen“, freuen sich die einen. Die anderen denken schon wieder mit Grausen an die erneute Umstellung, wenn dann am letzten Märzwochenende die Uhr wieder vorwärts gedreht wird und Punkt 2 Uhr es dann 3 Uhr ist. Eine Stunde weg. Dass der Winter urplötzlich am 27. Oktober 2012 in Deutschland von den Alpen bis in die Mittelgebirgslagen wie rund ums Gießener Land (Vogelsberg, Lahn-Dill-Bergland) einzog, war unschwer zu erkennen: Je nach Höhenlage überzog am Sonnabendvormittag das erste Schneetreiben der eingeläuteten Wintersaison die Landschaft mit einer dichten Schneedecke, die sich aber bis Ende des Tages bis auf Reste wieder verflüchtigte. Eine Woche vorher schien der Sommer noch einmal zurückkehren zu wollen.
Den Zwischenruf zum diesjährigen Uhrzeitwechsel haben wir mit Bildern aus Mittelhessen garniert. Sie entstanden seit 2009. Alle jeweils am 27. und 28. Oktober. Nach echter Winterzeit sah das bis auf die aktuelle Aufnahme alles nicht aus.…Außerdem stellen wir den heimischen Bundestagsabgeordneten die Frage, ob sie sich vielleicht wie ihre ukrainischen Kollegen für die Nichtwiedereinführung der Winterzeit stark machen.
Bei uns wurden die Uhren zurückgedreht – In der Ukraine nicht
Wie dem auch sei: Das Hickhack um den Sinn oder Unsinn des Wechsels von der Normalzeit zur Sommerzeit beschäftigt die Menschen in Deutschland, seit die Sommerzeit in der alten Bundesrepublik Deutschland 1980 eingeführt wurde. Im wiedervereinigten Deutschland gilt der Wechsel von der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) zur Mitteleuropäischen Sommerzeit MESZ in der bekannten Form seit 1996. Ob er die gewünschte Energieeinsparung gebracht hat, darüber streiten sich die Experten bis heute. Vielleicht orientiert man sich in Deutschland ja auch an der Ukraine. Die hat nämlich vor einem Jahr die Abschaffung der Winterzeit beschlossen. Dort gab der Hinweis auf die Gesundheit der Menschen den Ausschlag vor den Bedenken, die die Wirtschaft angemeldet hatte. Das jedenfalls berichtet das deutschsprachige Portal Ukraine-Nachrichten.
Alter Wein in neuen Schläuchen : Sommerzeit-Idee stammt aus dem 18. Jahrhundert
Dabei gibt es den Wunsch nach einer eigenen Sommerzeit, zumindest seitens Wissenschaft und Politik schon seit dem 18. Jahrhundert. Mit Benjamin Franklin war es einer der Gründerväter der USA, der 1784 im „Journal de Paris“ den Vorschlag machte, das die Menschen doch das Sonnenlicht während des Sommerhalbjahres zu nutzen und so den Verbrauch an Kerzen und Öl (in ölbefeuerten Lampen) zu verringern. Außerdem könne so die Gefahr von Hausbränden und unnötige Feuerwehreinsätze verhindert werden. Den Artikel, den Franklin damals im Journal de Paris veröffentlicht hat, gibt es in seiner englischen Fassung hier zu lesen. Übrigens: So wie Franklin mit dieser Idee Vorreiter war, so war übrigens auch das Journal ein Vorreiter – es war die erste Wochenzeitung Frankreichs. Nun, Franklin ist tot. Das Journal gibt es auch schon längst nicht mehr, die Idee, das Licht der Sonne zu nutzen, hat sich aber hartnäckig gehalten. Bis ins 20. Jahrhundert. Mit der Einführung der Sommerzeit. Den Anfang machten die Deutschen, Engländer und Iren folgten. Während des Zweiten Weltkriegs galt sie auch und in der Nachkriegszeit bis 1949 Dann folgten 29 Jahre Normalzeit. Bis die Ölkrise zuschlug und der Franklinsche Gedanke des Energiesparens plötzlich wieder topaktuell war. Schließlich übernahm die EU die Sache, um sie gesamteuropäisch zu regeln. Mit ihrer Richtlinie 2000/84/EG, die seit 11 Jahren gilt. Im Wortlaut hier nachzulesen.
„Abendliche Freizeit in der Sommerzeit frisst mehr Energie“
Ob die Sommerzeit gewünschte Energieeinsparung gebracht hat, darüber streiten sich die Experten bis heute. Der deutsche Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatte dazu jedenfalls vor zwei Jahren eine eindeutige Meinung: Die Branche habe seit Jahren keine spürbaren Energieeinsparungen während der Sommerzeit festgestellt. Im Gegenteil: Weil es länger hell sei, würde zwar vielleicht weniger Licht verbraucht, dafür würden die abendlichen Freizeitaktivitäten mehr Strom verbrauchen.
Frage an heimische MdB: „Wie halten Sie es mit der Winterzeit?“
Wie dem auch sei: Das jährlich sich zwei Mal wiederholende Ritual der Zeitumstellung könnte man sich eigentlich sparen – ist zumindest die Meinung des Mittelhessenblog: Wenn es auch im Winterhalbjahr abends noch ein wenig länger hell wäre, würde sich vermutlich nicht allzuviel ändern. Man könnte sich allerdings einen Riesenaufwand in Krankenhäusern, bei der Polizei oder anderen nachts arbeitenden Menschen sparen. Denn speziell für die Umstellung müssen immer wieder eigene Einsatzpläne ausgearbeitet werden. Alles nicht nötig. Vielleicht ist es eine Frage, die man auch den heimischen Bundestagsabgeordneten in den fünf mittelhessischen Landkreisen vorlegen könnte.
Wer übrigens gerade wisssen will, wie spät oder früh es denn nun auf der Welt ist, der kann hier auf der Weltzeitzonenkarte nachsehen.
klebefolien meint
Vielen dank für die Information, es war ziemlich hilfreich.
Gruß Anna