„Ich war dabei, als sich ein Muslim bei Arpan dafür bedankte, dass das Bild wieder abgehängt wurde“, meldete sich Peter Dippmann aus Annerod zu Wort.
Am 24. Januar hatte das Mittelhessenblog über einen möglichen Zensurfall aus dem Jahr 2000 am Studentenwerk in Gießen berichtet, bei dem ein Bild des Künstlers Arpan entfernt, das möglicherweise die Gefühle von Muslimen hätte verletzen können. Wie Arpan inzwischen sagt, sei es nicht seine Absicht gewesen, ein islamkritisches Bild zu schaffen, sondern danach zu fragen, was geschieht, wenn internationale Sportereignisse wie Fußball- oder Handballweltmeisterschaften in einem arabischen oder muslimischen Land ausgerichtet werden. Dies war im Jahr 2000. Inzwischen sind diese Ereignisse greifbare Realität geworden. Und Realität sind auch die Anschläge des 11. September 2001 und die Entwicklung zwischen muslimischer und westlicher Welt, Realität ist auch die Debatte darum, ob der Islam nun gefährlich für Deutschland, Europa sei oder nicht. All das war vor 15 Jahren noch nicht der Fall. Arpan hatte damals die Kaaba in Mekka in einer Fotomontage zusammen mit einem Bierglas auf der Kaaba abgebildet. Und dieses Bild, so Arpan, habe möglicherweise muslimische Gefühle verletzt, weswegen es abgehangen worden sei. Die Sprecherin des Studentenwerks Gießen hatte sich auf den Standpunkt gestellt, da aus den Unterlagen des Studentenwerks Gießen nichts hervorgehe, könne sie diesen Fall nicht bestätigen. Die Ausstellung an sich hatte sie bestätigt, anhand der noch vorhandenen Versicherungsliste. Aber das Bild sei nicht Teil der Ausstellung, da auf der Liste nicht aufgeführt.
Arpan hatte gegenüber dem Mittelhessenblog zuerst von „Kampf der Kulturen“ gesprochen – so hatte er das Bild hinterher genannt, wie er später erklärte. Weil er sich über das Abhängen geärgert habe. Zwischenzeitlich war ihm der richtige Titel wieder eingefallen. Einen Abgleich mit der Liste lehnte das Studentenwerk als „nicht zielführend ab“.
Nachdem sich nun mit Peter Dippmann ein Zeitzeuge gemeldet hatte, der sowohl über den dankbaren Muslim berichtet hatte, wie allerdings auch die Tatsache, dass Arpan selber erst durch den dankbaren Muslim von der Entfernung des Bildes berichtet hatte, konfrontierte das Mittelhessenblog das Studentenwerk in Gießen mit der neuen Lage. Und der Bitte um eine Stellungnahme. Das war am Mittwoch der Fall. Nachdem nun ein Tag ohne Antwort verstrichen war, gab das Mittelhessenblog dem Studentenwerk noch einmal Gelegenheit zur Stellungnahme und dem Hinweis, ansonsten über die neue Sachlage zu berichten, mit dem Hinweis, dass sich das Studentenwerk zur Sache nicht äußern wolle. Darauf kam die Antwort von Susanne Gerisch, der Leiterin der Marketing- und PR-Abteilung des Studentenwerks.
Die im Kern diese Botschaft enthält: Auch nach der neuen Lage ließe sich dies nicht klären. Es seien keine Unterlagen vorhanden. Wie Gerisch schreibt, sei „der beschriebene Vorgang „Unserem Geschäftsführer, Herrn Stobbe“ nicht bekannt. Auch wundere man sich über die unterschiedlich beschriebenen Vorgänge. Sie könne auch nicht bestätigen, dass das Bild damals von einer „dritten Person“ abgehangen worden sei. Ebenso könne nicht bestätigt werden, das Bild sei entfernt worden, weil auf das Studentenwerk von muslimischer Seite Druck ausgeübt worden wäre oder die verantwortliche Person Muslim gewesen wäre.
Gerisch schreibt dazu wörtlich:
„Nicht, weil wir dies nicht wollen, sondern weil es hier im Haus niemanden gibt, der diesen Vorgang nachvollziehen kann.
Wir haben den von Ihnen beschriebenen 15 Jahre zurückliegenden Vorgang geprüft und in unseren Unterlagen keinerlei Hinweise darauf gefunden.“
Was bleibt, ist nun die nachdrückliche Bestätigung durch einen Zeitzeugen, dass dies wirklich so geschehen sei. Und das Dementi des Studentenwerks. Weil man sowohl aus den eigenen Unterlagen den Fall nicht mehr nachvollziehen könne und Geschäftsführer Ralf Stobbe ebenfalls davon nichts wisse. Der Fall werde sich wohl „vermutlich“ nicht klären lassen, wie Gerisch schreibt. Stobbe war bereits vor 15 Jahren Geschäftsführer.
Schreibe einen Kommentar