Die Namen sind bekannt: Fabian Hambüchen, Lars Ruppel, Eva Briegel (Frontfrau von Juli), Til Schweiger, Volker Bouffier, Thorsten Schäfer-Gümbel. Oder auch Leica oder Lakewood-Guitars. Das alles steht für eine Region: Mittelhessen. Doch anscheinend hat sich das in hessischen Landesverwaltungen noch nicht überall herumgesprochen. Oder doch?
In der Anfangszeit des Mittelhessenblog 2010 hatten wir die Frage nach dem Begriff, der als planungsrechtlicher Begriff eigentlich eine feste Größe ist , bereits schon einmal gestellt. Mit dem Begriff wurde damals recht lax umgegangen. Doch inzwischen, fünf Jahre später, gibt es mindestens zwei Organisationen, die sich ganz offiziell das Bekannterwerden dieser Region Mittelhessen auf die Fahne geschrieben haben: Den Verein Mittelhessen und die Regionalmanagement GmbH Mittelhessen. Der Verein hieß früher MitteHessen, die Regionalmanagement GmbH begann 2003 selber als Verein, wurde dann 2013 in eine GmbH umgewandelt. Mitglieder und Gesellschafter in beiden Organisationen sind etliche bekannte Köpfe und Institutionen aus der mittelhessischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, dem gesellschaftlichen Leben. Um für Mittelhessen zu werben, werden regelmäßig Mittelhessenbotschafter gewählt, die dann während einer jährlich stattfindenden Veranstaltung, dem Mittelhesssenabend, vorgestellt werden.
Zu den Botschaftern gehören so prominente Namen wie Willi Weitzel (Willi wills wissen), Sportgrößen wie die neunfache Biathlon-Weltmeisterin Petra Behle, die Amigos oder auch der „Kommunikator“ in Sachen Mathematik, Professor Albrecht Beutelspacher – außer Mathematikprofessor an der Uni Gießen vor allem eines: Begründer des ersten und bislang weltweit einzigen Mitmachmuseums für Mathematik. Direkt in Gießen. In direkter Nachbarschaft eines anderen bekannten Mittelhessen und Gießeners, zumindest in der Nachbarschaft seiner Wissenserben im: Liebigmuseum. Dass der russische Allroundkönner Lomonossow übrigens seine Spuren in der anderen Unistadt an der Lahn, in Marburg, also auch in Mittelhessen, hinterlassen, gehört der Vollständigkeit wegen übrigens auch noch dazu.
Auch die Tatsache, dass die Brüder Grimm vor allem eines gemacht haben in Mittelhessen: Ihre Bekanntschaft mit den 1000 Treppen durch die bergige Altstadt der Nachbaruni im Gießener Norden.…
Natürlich sind Marburg, Gießen und die Optik-Leica-Zeiss-Stadt Wetzlar natürlich der innere Kern.…Die andere größere Stadt im Südwesten. Limburg an der Lahn ist auch schön. Und ihre Einwohner können auch nichts dafür, dass der Name ihrer Stadt vor allem in jüngster Zeit gerade mit einem Namen in Verbindung gebracht wurde: Dem Ex-Bischof Tebartz van Elst.
Man sollte also meinen, dass dieses Mittelhessen inzwischen nicht mehr ganz so unbekannt sein dürfte. Ist es aber wohl doch. Zumindest rein planungstechnisch scheint man den Begriff in einigen Behörden für eine immer noch beliebig dehnbare Angelegenheit zu halten. Mittelhessen ist eben da, wo es gerade hinpasst. Und Gießen durfte bei diesem bewussten Planungsspiel erleben, wohl die Pilgerstätte aller Müller zu werden – denn es fing plötzlich das Wandern an: Aus der Mitte in den Osten und jetzt plötzlich wieder in den Westen. Ohne dabei nur einen Schritt zu gehen.
Wie das? Durch eine behördliche Umgestaltung der hessischen Straßenbauverwaltung. Aus der wurde zum Stichtag 1. Januar 2012 eine Spartenorganisation des Landes Hessen. Hessen Mobil. Gießen, das mit Hessen-Mitte über lange Jahre Sitz eine der fünf hessischen Straßenneubauverwaltungen war, sah sich plötzlich in Osthessen wieder. In einer Runde mit Fulda etwa und dem Werra-Meißner-Kreis. Nun überraschte Hessen Mobil gegen Jahresende 2015 mit einer Neuerung, die ab 2016 gilt: Die vor kurzem erst geschaffene neue Struktur wurde wieder erneuert. Neu war vor allem eines: Der Begriff Mittelhessen tauchte wieder auf.
„Aha! Sie haben also ihren Fehler bei der ersten Planung gemerkt und Gießen aus dem Osten wieder in die Mitte gelegt“ war also der erste Gedanke.
Der Irrtum konnte nicht größer sein: Nach der Auffassung der spartenorgansierten Landesbehörde Hessen Mobil gehört Gießen nun nach Westhessen (das es planungstechnisch übrigens ebensowenig gibt wie etwa Osthessen, folgt man jedenfalls der offiziellen Struktur der Aufteilung Hessens in drei regionale Planungsräume Nord, Mitte und Süd). Und Mittelhessen ist nach dieser aber gleichfalls offiziellen Einteilung jetzt eine Mischung aus dem Vogelsbergkreis, dem Wetteraukreis und dem Main-Kinzig-Kreis.….Dafür wurden die drei anderen regulären Landkreise aus Mittelhessen, nämlich der Landkreis Gießen, der Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Kreis Limburg-Weilburg nach Westhessen gepackt.
Beim Begriff „Mittelhessen“, wie ihn Hessen Mobil versteht, ist immerhin eines neu: Sie haben den Wetteraukreis dazu gepackt. Zumindest folgt die hessische Straßenbauverwaltung damit einem geheimen Wunsch: Dass die Region des Nordkreis Wetterau, also Butzbach, Bad Nauheim dorthin kommt, wo sie aus historischen Gründen eigentlich hingehört: Unter die Fittiche der Region Mittelhessen. Bad Nauheim und damit Mittelhessen, wird übrigens gerade noch von jemand anderem ganz groß rausgebracht: Bastian Pastewka. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.…..
Hessen Mobil hatten wir direkt nach Weihnachts- und Silvesterpause am 4. Januar zum tieferen Sinn dieser neuen Struktur angefragt. Die Antwort ließ auf sich warten. Sie kam am 11. Januar. Inzwischen haben wir auch das Regionalmanagement Mittelhessen um eine Stellungnahme zum regulären Begriff Mittelhessen gebeten. Beide Stellungnahmen werden wir gemeinsam bringen…
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