Liebe Mittelhessenblogleser: Was war zuerst: Die Henne oder das Ei? Manchmal weiß man dies nicht. Im Falle des Cerevisia Gissensis aber schon. Bald vor einem Jahr war in einer lockeren Kooperation aus Gastwirten, Bäckern und Fleischern gemeinsam mit der Wirtschafts- und Tourismusförderung des Landkreis Gießen die Idee zu einem neuen Bier geboren worden. „Ein Bier muss her“, hieß es, um die frisch aus der Taufe gehobene Aktion „Essen und Trinken wie Kelten und Römer“ des Landkreis Gießen zu begleiten.
Nun wurde das Bier im blickbestimmenden Gießener Brauhausturm von Landrätin Anita Schneider vorgestellt. Der obergärige Bräu soll, so die Absicht, das Zugpferd in einem buchstäblich ganzen Korb von kulinarischen Leckereien werden.
Tatsache ist, dass ohne die Menschen, die vor rund 2000 Jahren das Gebiet auf und um den heute von Buchen und Eichen bewachsenen Dünsberg bevölkert haben genauso wie das Gelände entlang der Lahn im heutigen Lahnau es heute vermutlich nicht diese Aktion „Essen und Trinken wie Kelten und Römer“ mitten im Zentrum des heutigen politischen Deutschlands geben würde. Wie die keltischen Kollegen von Achim Franzen das Bier ihrer Zeit allerdings gebraut haben, darüber gibt es allerdings nur recht magere Hinweise ihrer römischen Zeitgenossen. Denn im Gegensatz zu den Kelten haben die Römer bekanntermaßen für reichlich schriftliche Zeitzeugnisse gesorgt. Franzen ist der technische Geschäftsführer des Gießener Brauhauses und Schöpfer des Cerevisia Gissensis. Franzen, so Geschäftsführer Klaus Denninghoff, stand vor der Aufgabe, sein Brauverfahren dem der Kelten anzupassen und diese, so Denninghoff, kannten noch nicht die heutigen Kühltechniken des Bierbrauens und haben deswegen obergärig gebraut. Dennoch trotz dieses Wissens: „In den überlieferten Rezepten gibt es allenfalls Anweisungen, was man nimmt. Welche Mengen oder gar welche Zeiten, das herauszufinden blieb dann den Nachfahren überlasssen“, spricht Gabriele Gotthardt von den Problemen heutiger Köche und Brauer, die die antiken Gaumenkitzeleien nachempfinden wollen. Gotthardt ist die Leiterin der Wirtschafts- und Tourismusförderung des Landkreises und hatte in dieser Funktion gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen schon in der Vergangenheit diverse Projekte angestoßen, die dafür sorgen sollen, dass die mittelhessische Region touristisch noch besser erschlossen wird und damit am Ende nicht nur die hier ansässige Gastronomie profitiert sondern auch die nach- und vorgelagerte Branchen wie Bäcker, Fleischer und Landwirte und Beherbergungsbetriebe. Das jüngste Projekt nun, dessen Leitprodukt nun das neue Bier werden soll, soll den Glanz, der von der römischen und der keltischen Kultur heute noch ausgeht und Menschen in ihren Bann zieht, für die hiesige Region nutzen. Mit dem Limes, den vielfältigen Keltenfunden am Dünsberg, die und nichtzuletzt dem goldenen römischen Pferdekopf, der vor kurzem in Waldgirmeser Römerlager gefunden wurde, dürften die Karten nicht schlecht liegen. A propos Dünsberg: Die Funde, die die Eisenverarbeitungskünste der Kelten am Dünsberg belegen, sind in einem anderen europäischen Landstrich, der ebenfalls zahlreiche Zeugnisse der Kelten aufweist, bestens bekannt: In Finistere, dem westlichsten Teil der Bretagne. Bis dahin ist im übrigen auch schon der Ruf des neuen Bieres im Zeichen von Kelten und Römern aus der mittelhessischen Kernregion vorgedrungen.
Wo es das Bier gibt, steht auf den Seiten des Gießener Landes
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