Reitschulen gibt es viele. Reitschulen, in denen Kinder und Pferde vor dem Reiten sich erst einmal kennenlernen, eher weniger. Die gelernte Erzieherin und Motopädagogin Angelika Häuser betreibt im mittelhessischen Altenkirchen solch eine Reitschule.
Dass das, was in dem oberhalb des Aartalsees gelegenen Ortsteil von Hohenahr da gerade stattfindet, Teil eines Gesamtprogramms rund ums Pferd sein könnte, ahnt man erst einmal nicht. Vom Wegesrand ist das zu sehen: Auf einer Wiese steht ein Unterstand, drumherum wuseln gerade jede Menge Kinder. Dazwischen ein paar Erwachsene. Und mittendrin stehen fünf Pferde. Die Erwachsenen sind die Mütter der Kinder, Angelika Häuser und ihr Mann Lothar und Mirelle Müller, die den Häusers an diesem Tag bei der Betreuung von Kindern und Pferden hilft. Zwar auch noch mit bei den Kindern, aber aufgrund ihrer zwölf Jahre, ist Amelie Schmerer aus Ehringshausen. Sie möchte bei den Häusers eine Reitausbildung beginnen.
„Ich bin aus Deutschland“, stellt die sechsjährige Lenya fest und widmet sich mit Feuereifer wieder ihrer Sache: Die Flanke eines der fünf Schulpferde mit ihren Händen bemalen. So wie es unter der seit langem mal wieder warmen Sonne gerade rund 20 Kinder auch noch tun. Lenya, erklärt Lothar Häuser, ist ein Flutopfer. Übergangsweise wohne sie gerade bei Verwandten in Ehringshausen. Von der Katastrophe merkt man dem Mädchen im Grundschulalter nichts an. Es ist so wie viele der anderen Mädchen ins Bemalen der Pferde vertieft.
Die Jüngsten, die heute da sind, seien vier Jahre alt, sagt Angelika Häuser. Und es seien auch nicht immer nur Mädchen da. Auch Jungen kämen. Und Kinder, die durch ihr Verhalten auffällig wären. Zum Beispiel autistische Kinder. „Man kann natürlich auch weit mit seinem Kind zu einer Delphintherapie fahren, aber das Pferd ist schneller zu erreichen“ berichtet sie von einem jungen 18-jährigen Asslarer, der bereit als kleines Kind auf ihren Betrieb von seinen Eltern gebracht wurde. Er sei Autist und habe durch den Umgang mit den Pferden gelernt.
Was unterscheidet die Methode Häuser eigentlich von anderen Reitschulen? Denn Kinder und Jugendliche, die reiten lernen wollen, gibt es ja nun einige, dementsprechend auch etliche Reitbetriebe in der näheren mittelhessischen Umgebung. „Von Methode möchte ich da eigentlich nicht sprechen“, wehrt die Motopädagogin ab. „Sondern eher davon, dass wir das Kind und Pferd auf gleicher Stufe sehen. Beide lernen, dass es Regeln im Umgang miteinander gibt. Wir sehen nicht direkt den perfekten Reiter, der einem bestimmten Bild entspricht.“
Weiterführende Links zum Thema: Deutsches Kuratorium für therapeuthisches Reiten, tiergestützte Therapien
Schreibe einen Kommentar