Gesangsanlage, voluminöse Boxen, Mischpult: Manchmal reicht einfach eine klare Stimme und eine gute akustische Begleitung aus, um Musik zu etwas werden zu lassen, dass sich vom täglichen Alltagsgedudel oder dem tausend Mal so oder so gehörten Song unterscheidet. Und wenn die Musiker ein aufeinander eingespieltes Team sind, dann kann Musik noch lange nachschwingen: So geschehen in der evangelischen Kirche in Fellingshausen. Dorthin hatte die evangelische Kirchengemeinde zu ihrer Kirchenkonzertreihe „Light in the Dark“ eingeladen, mit dem Paul-Simpson-Project. 110 Besucher waren gekommen, quer durch alle Altersgruppen.
Dass auch gute Stimmen sich mitunter gegenseitig die Luft zum Singen wegnehmen können, weil die Technik einfach zu mächtig für den Raum ist, weil einfach die Akustik eines Raumes falsch oder nicht genügend eingeschätzt wird, kann vorkommen. Davon konnte bei diesem Auftritt keine Rede sein, der lediglich in einem Punkt etwas Geduld forderte: Auf den Kirchenbänken auszuharren und der Versuchung zu widerstehen, bei dem einen oder anderen Lied doch mehr tun als nur mit großen Ohren die drei Oktaven umfassende Stimme von Jennifer Simpson zu hören, begleitet von der filigranen Gitarrenkunst Bernd Pauls.
Sie wollten das zehnte Jahr ihres gemeinsamen Bühnendaseins als Duo nutzen, um manche Stücke im neuen Gewand zu präsentieren, hatte Jennifer Simpson das Publikum auf das gut zweistündige Konzert eingestimmt. Gleich der Einstieg passte: Während Jennifer Simpson mit dem Sting-Lied „Fields of Gold“ den musikalischen Spaziergang über Liebe und Hoffnun in wilden Zeiten begann, schienen durch die im Kirchenfenster dargestellte Szene des Erzengels Gabriel, der Abraham gerade noch davon abhält seinen Sohn zu opfern, die letzten Sonnenstrahlen. 24 Lieder hatte das Duo im Gepäck, eigene Stück wie etwa Psalm und Coversongs wie eben Sting oder Frankie Goes to Hollywoods Power of Love oder „I will always love“, das im Original von Dolly Parton in den 70er Jahren gesungen wurde, durch Whitney Houston allerdings 1992 erst um die Welt ging. Auch wenn es in dem Lied, wie Simpson vorher erklärte, darum geht, das Liebe bedeutet, manchmal loszulassen, wenn man merkt, dass man dem anderen nur im Weg herumsteht, so tat das der musikalischen Wirkung keinen Abbruch. Höchstens, dass Houston diese Ballade eine Spur höher zu singen schien, in der Interpretation Simpons das Lied aber eher noch gewann. Einen komplett anderen musikalischen Bereich präsentierte das Duo mit Volksliedern wie „Im schönsten Wiesengrunde“ kirchlichen Liedern wie „So nimm den meine Hände“ oder die Europa-Hymne „Freude schöner Götterfunke“. Gerade mit der Interpretation der Volkslieder zeigte das Duo, dass man diese wieder auf ihren eigentlichen Ursprung zurückführen kann, befreit von volkstümelnden Klangballast.
Dass Bernd Paul und Jennifer Simpson mit ihrer Art, Musik vorzustellen, ins Schwarze getroffen hatten, drückte Moderator Hans-Albert Bender für die 110 Besucher und das Organisatorenteam um Christa Milchsack, Auguste und Peter Wagner sowie Sabine Möllecken aus.
Im Gespräch ließ Paul einen Blick hinter die Kulissen der Klangperfektion zu: „Man muss sich eigentlich schon vor dem Konzert genug Zeit zu nehmen, um die Akustik eines Raumes zu prüfen. Wir haben es mit Schallwellen zu tun. Je nach wie die aufeinander treffen, kann das Musik, die eigentlich gut ist, plötzlich schlecht klingen lassen. Es gibt aber noch einen Faktor: Wenn man die Klangprobe macht, ist der Raum in der Regel leer. Wenn er dann voll besetzt ist, trifft der Klang auf Menschen und unterschiedlichste Kleidung. Auch das macht sich bemerkbar.“ Die Physik eines Raumes spiele neben dem Können des Musikers eben auch eine entscheidende Rolle.
Wer mehr über das Paul-Simpson-Project wissen will, kann sich hier informieren.
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