Liebe Mittelhessenblogleser: Eigentlich sollten sich Blogger und Journalisten ja spinnefeind sein: Weil der böse Blogger ja dem Journalisten die Butter vom Brot zieht, überflüssig macht oder sonst dergleichen. Diese Schreckgespenster werden liebend gerne immer wieder an die Wand geworfen, mit blutrot flammender Schrift. Es geht aber auch anders, man muss bloß hinhören. Etwa dann, wenn die „Generation Google“ ruft.
Dass Blogger mitunter und das im zunehmend Maße befruchtend für den Journalismus wirken können, für einen Journalismus des 21. Jahrhunderts, diese Erkenntnis will sich leider nur sehr zögerlich durchsetzen. Journalismus und Bloggen, zwei Dinge, die sich ausschließen? Das Experiment von Welt Kompakt, am 30. Juni, die Zeitung nur von Bloggern gestalten zu lassen, hatte zu heftigen Diskussionen wegen der geplanten Nichtzahlung von Honoraren des Axel Springer Verlags geführt. Für die einen erschien es Ehrensache, zumeist kamen die Befürworter dieser Position aus der Bloggerszene, von Bloggern, die im Hauptberuf ihren Lebensunterhalt mit anderer Arbeit verdienen. Die Verfechter der Arbeit gegen ein angemessenes Honorarentgelt kamen dagegen aus dem Lager der Freiberufler, soweit dies bekannt ist. Aber abgesehen von diesem Streit um grundsätzliche Fragen, bleibt eigentlich doch die Erkennntnis, dass Blogger zumeist Menschen sind, die sich Gedanken machen, über Politik, Gesellschaft, Reisen, Rauchen, Nichtrauchen, des Stress des letzten Umzugs und und. Sie wagen aber noch eines: Ihre Meinung in den Kommentarspalten von Zeitungen kundtun, mit Kommentaren Spuren in anderen Blogs hinterlassen. Dass Blogger indes niemand sind, vor dem sich Blattmacher, Verleger oder eben auch die ganz „normalen“ Journalisten fürchten sollten, meint dies(e)r Blogger(in), deren/dessen Identität ich bisher nicht habe klären können. Dafür aber weiß ich, dass es jemand ist, der seine sieben Sachen an dem Ort, an dem er lange wohnte, zusammengepackt und nach Wien gezogen ist. Beruflich bedingt, private Gründe? Auf alle Fälle für einen Neuanfang an einem anderen Ort.
Und in dem Sinne verändert sich auch der Journalismus, zumal im und durch das Internet. Es sollte sich eben nur noch mehr herumsprechen und keine Information sein, die mehrheitlich nur die so genannten Digital Natives interessiert. Die, die sowieso irgendwie schon seit langem mit dem Internet zu tun haben.
Jene ® Blogger/in ruft eines in die Runde: „Hallo, wir sind die Generation Google“ und bittet eigentlich nur darum, wahrgenommen zu werden. Mit dem Wunsch nach einer individualisierten Zeitung, nach Nachrichten, die wie im Warenkorb individuell zusammengestellt werden. Er/Sie wäre auch bereit, dafür zu bezahlen.
Der Wunsch ist nachvollziehbar: Mal abgesehen von denen, die rein beruflich sowieso überhaupt erst einmal alles lesen müssen, wer setzt sich morgens, während einer Arbeitspause noch hin und schmökert in 15 oder 30 Minuten die ganze Zeitung durch. Kaum einer, Hand aufs Herz, statt dessen wird nach persönlicher Vorliebe der eine Teil stärker, der nächste aus Pflichtbewusstsein gelesen und der ditte nur genommen, weil sich damit die Ökobox in der Küche auslegen, das Feuer im Kamin anheizen lässt. Weil es Informationen sind, die man sowieso nicht haben wollte.
Wie wäre das mit einem individuell zugeschnittenen Inhalt? Der bekäme vermutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Den Anfang muss aber beim Leser liegen. Macht der nicht mit und hüllt sich in Schweigen, ist der moderne Journalist auch nur wieder aufs Themen setzen angewiesen, in der Hoffnung damit den Geschmack seines Publikums getroffen zu haben. Die Änderung kann also nur vom Leser kommen, in dem der Wünsche äußert. Das Mittelhessenblog hat dies schon angeregt: Durch Geschichten, deren Recherchen von der Leserschaft getragen werden, durch Spenden oder auch direkte Zahlungen. Ihre Meinung? Legen Sie einfach los! In dem Kasten unter diesem Artikel. Danke 🙂
Hier kommen Sie zum Wortlaut jener/s Bloggers/in : Verlagsgejammer
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