Das Bild eines übel misshandelten Schäferhundes kursiert seit kurzem durchs Internet. Die Tat, so berichtet Hamza Botic im Forum Bodybuilding.com, sei in seiner Heimatstadt Sarajevo geschehen. Auch Facebook hat das Bild inzwischen erreicht. Die Mittelhessenblog-Redaktion gibt die Frage an die Leserschaft weiter: Wie weit darf man gehen, um über Missstände zu berichten. Auf Grausamkeiten hinzuweisen? Im neuen MHB-Forum wird in der Gruppe Umwelt zur Diskussion eingeladen.
Der deutsche Presserat schreibt in seinem Kodex eindeutige Regeln vor. So heißt es unter der Überschrift „Schutz der Ehre“: Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.“ Weiter heißt es unter „Sensationsberichterstattung, Jugendschutz“ : Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse beachtet den Jugendschutz.“ Soweit die Regeln, die sich die deutsche Presse selber gegeben hat. Dass gerade der Boulevardjournalismus diese Regeln nicht allzugenau nimmt, dafür stehen die regelmäßigen Auseinandersetzungen, die BILD mit dem Presserat und Gerichten hat.
Auf der anderen Seite bringen die Fernsehsender in ihren Auslandsberichterstattungen aus den Krisengebieten der Welt nahezu täglich Bilder von schwer verwundeten oder durch Misshandlungen und Kriegsfolgen umgekommene Menschen. Prominentestes Opfer war der ehemalige libysche Diktator Muammar al Gadaffi.
Im Internet gibt es grundsätzlich keine Institution, die Regeln vorschreibt, wie weit man gehen darf, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Stattdessen gibt es die Regeln der Netiquette, die zum höflichen und rücksichtsvollen Umgang aufruft. Und die eigens dazu aufruft, daran zu denken, dass am anderen Ende der Datenleitung immer ein Mensch sitzt. Die Jagd nach Quote und Klicks, die Notwendigkeit, das eigene Blog, das eigene Portal oder sonstige Website-Arten bekannt zu machen und zu halten, um eine möglichst große Reichweite zu haben, scheint aber Mode zu werden und diese Grenze zu überschreiten. Vor kurzem erst machte das Bild zweier junger Frauen aus dem asiatischen Raum die Runde, die mit hochhackigen Schuhen (Highheels) Kaninchen zu Tode trampelten.
Das aktuelle Bild zeigt einen deutschen Schäferhund, dessen Schnauze durch einen Feuerwerkskörper so zerfetzt wurde, dass er wegen dieser schweren Verletzung wenig später eingeschläfert werden musste. Wie eine Internetrecherche ergab, weisen die Spuren nach verschiedenen von einander unabhängigen Quellen ins Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens (Bosnien-Herzegowina) wo diese Tat vor dem 16. November von Jugendlichen begangen worden sein soll. Hamzaa Botic berichtet im Forum Bodybuilding. Com, dass die Tat in seiner Stadt begangen worden sein soll. Seine Heimatstadt ist Sarajevo. Die 500000-Einwohner-Stadt ist die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Man wisse bisher nicht, wo genau es in Sarajevo geschehen sei.
Wie bekannt, kommt gerade diese Region in Südosteuropa seit Beginn der 90-er Jahre nicht endgültig zur Ruhe. Im Internet beherrscht vor allem die Aufregung über den übel zugerichteten Schäferhund die Diskussion. Der Verweis auf den Hund findet sich in deutschsprachigen, französischen, englischen und Portalen, deren Schrifttypen auf den indonesischen Raum schließen lassen. In der Mehrzahl der Blogs und Portale beherrscht ungläubiges Entsetzen die Reaktionen.
Die entscheidende Frage wird nach Einschätzung dieser Redaktion aber von einem Kommentatoren auf dem Blog Disconnected gestellt: Sinngemäß übersetzt heißt es da: „Was zum Teufel stimmt mit diesen Leuten nicht? Und besonders, wenn es Kinder waren? Wie haben ihre Eltern sie erzogen?“
Am Fall des Schäferhundes spiegelt sich nach Einschätzung der Mittelhessenblog-Redaktion der klassische Konflikt wider: Die Täter für ihr Vergehen so hart es eben geht, bestrafen oder die Ursachen ergründen, die zu dieser Tat haben führen können und damit nach Möglichkeit zumindest im begrenzten lokalen Umfeld die Bedingungen, die eine solche Tat überhaupt erst entstehen lassen, verändern.
Nur: Ist es gerechtfertigt, mit dem Einsatz solcher Bilder Aufmerksamkeit um jeden Preis erzielen zu wollen?
Vollständiger Kodex des Deutschen Presserats
Kommentar auf Disconnected
burkroger meint
Dieses Foto teilte ich auch im Gesichtsbuch. Es entspann sich eine lange Diskussion mit überwiegend Befürwortern dieser Veröffentlichung aber auch etliche ablehnenden, bitteren Kommentaren. Irgendjemand von denen hat meinen Post dann als Spam gemeldet und Facebook hat mir das Bild samt dem Diskussionsstrang aus dem Profil gelöscht.
Schade, ich hätte gerne noch auf einige Kommentare geantwortet.
Vielleicht können wir das ja nun auch hier fortsetzen.
Wenn ich jetzt nochmal vor der Wahl stände, hätte ich das schreckliche Foto nicht gepostet – der Anblick hat einige Leuten sehr verletzt & auch verärgert.
Was ich auch verstehen kann. Da schauten sie z.b. morgens früh nichts ahnend in die Neuigkeiten und bekamen diese Schrecklichkeit zum Frühstück serviert…
Solcherlei Posts sind und bleiben eine Gratwanderung. Auf meinen Blogs und vor allem hier im MHB hätte so etwas auf keine Fall etwas zu suchen, das ist klar – denn dann würde diese Schrecklichkeit den Besucher immer wieder „anspringen“.
Bei Facebook & co hat es den Vorteil, dass es nach kurzer Zeit schon wieder in der Timeline nach unten rutscht und niemand mehr drauf schaut.
Fazit: Zum Aufrütteln geeignet – aber nichtsdestotrotz sehr grenzwertig.