„Das Projekt Chance 50plus in Stadt und Kreis
Gießen wird Ende des Jahres 2015 eingestellt.
Eine Weiterführung aus Mitteln des Bundes ist über 2015 hinaus nicht vorgesehen.“
Mit diesen wenigen Zeilen seitens des Landkreises Gießen wird das nahende Ende eines am 1. Januar 2010 begonnen Projektes des Jobcenters Gießen mitgeteilt.
Chance 50plus sollte über 50jährigen Arbeitslosen helfen, wieder eine Anstellung und einen Erwerb zu finden. Von den rund 13.700 ALG-2-Beziehern im Arbeitsagenturbereich Gießen betrifft dies über 4000 Menschen.
Über diese sich abzeichnende Entwicklung berichtete das Mitthessenblog bereits am 19. März dieses Jahres.
Dass die arbeitsmarktbegleitenden Maßnahmen des Gießener Jobcenters durchaus Erfolge hatten, zeigt ein Blick in die Arbeitslosenstatistik. So waren etwa. im Juni 2010 5549 Erwerbslose über 50 Jahre alt. Deren Zahl verringerte sich bis auf gegenwärtig rund 4000, was einem Rückgang von rund 28 Prozent entspricht.
Wie vom Jobcenters mitgeteilt wurde, wird mit Jahresbeginn 2016 die Abteilung Chance 50plus in die allgemeine Alg2-Betreuung eingegliedert. Damit entfällt die spezielle Betreuung einer „Besonderen Personengruppe“ wie es im Fachjargon der Arbeits(losen)verwaltungen heißt.
Weiterführende Links:
1) https://www.mittelhessenblog.de/2015/03/19/chance-50plus-vor-einstellung/
2) https://www.giessen.de/showobject.phtml?object=tx|684.5461.1|&ModID=7&FID=684.7734.1&La=1
3) http://www.jobcenter-giessen.de/index.php?id=97
Kommentiert: Nada, niente, nichts geht mehr? Wirklich?
Weiter südlich im Land, in der Landeshauptstadt, sah man das Ende auch kommen und hat die Reißleine gezogen. Dort fällt die Generation 50+, wenn sie auf der Suche nach einer Arbeit ist, nicht in ein Loch. Hier schon.
In Stadt und Landkreis Gießen, die sich in früheren Zeiten den Ruf erarbeitet hatten, Menschen nicht gleich ins tiefe Loch fallen zu lassen. Merkwürdig ist das schon, wenn lapidar mitgeteilt wird, dass dieser Schritt des Bundes zwar bedauert wird, man hier aber eben irgendwie mit dem „Know-How“ weitermachen will. Wurschteln halt.
Dafür hat man sich aber eben mal zum Beispiel 20000 Euro für eine Brücken-Schrott-Installation über die Wieseck geleistet – die ein Kunstobjekt sein soll – oder überhaupt lieber die Landesgartenschau nach Gießen geholt.
Ist eben irgendwie wie zu Königs Zeiten: Da wurden in den vielen kleinen deutschen Fürstentümern auch lieber Schlösser gebaut, während die Bevölkerung am Daumen lutschen durfte. Ausgerechnet das verhasste Preußen war die Geburtsstätte einer modernen Sozialethik.
Nur davon ist hier nichts zu spüren. In der Stadt und dem Landkreis, in dem Leute wie Wilhelm Liebknecht zuhause waren oder eine Schule nach August Hermann Francke benannt ist. Zeiten ändern sich eben. Und in Sonntagsreden lassen sich Worte schön setzen. Besonders in Wahlkampfzeiten.
Fragt sich, wie der Wahlbürger das Aus für die Hilfe der Generation 50+ bewerten wird. Ausreden gelten nicht.
Dass es anders geht, haben die Leute in der Landeshauptstadt bewiesen. Vamenos!
Christoph v. Gallera, Mittelhessenblog
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