Sichtbare Baustellen und ein unbekanntes Bürgerportal für den DSL-Ausbau: Die Nachfrage bei den zwei Bürgermeistern des Gießener Westkreises und dem Tiefbauleiter der dritten Gemeinde brachte mindestens zwei Botschaften: Vorangehen wird es mit dem Ausbau, aber Geduld ist nötig. Davon, dass das Land Hessen aber vor bald zwei Jahren das Breitbandinfoportal Hesbis gestartet hatte, schienen alle drei noch nichts gehört zu haben. In einem Fall, nämlich dem des Wettenberger Bürgermeisters, war die Antwort allerdings klar: „Brauchen wir eigentlich nicht. Wir informieren unsere Bürger so schon gut.“
Welchen Fortschritt nehmen die Bemühungen, die drei Westkreisgemeinden Biebertal, Wettenberg und Heuchelheim, mit einem Breitbandnetz für die inzwischen alltäglich gewordene intensive Internetnutzung, Anforderung an Arbeitsplätze in sogenannten Home-Offices fit zu machen? Soviel steht fest: Die Bauarbeiten und Vorbereitungen haben begonnen. Bis die Technik für leistungsfähige schnelle Datenleitungen steht, müssen sich die Westkreisbürger aber stellenweise noch drei Jahre gedulden. Während der jüngsten Biebertaler Parlamentssitzung hatte es Biebertals Bürgermeister Thomas Bender kurz auf den Punkt gebracht: Zeitgemäße Internetzugänge zu haben, sei heute ein Entscheidungsgrund, für Privatleute und Firmen sich an einem bestimmten Ort niederzulassen. „So wie vor hundert Jahren das Telefon eine entscheidende Rolle spielte, ist es heute damit“, stellte Bender fest.
In Biebertal ging es um die Bereitstellung von Mitteln für das so genannte erste Cluster (Bauabschnitt) im Nachtragshaushalt 2012. Trotz der Sparzwänge waren sich alle Fraktionen darin einig, dass hier dringend nachgebessert und die Mittel von 132000 Euro auf 143000 Euro aufstockt. Dieser erste Bauabschnitt betrifft in Biebertal Vetzberg und das Gewerbegebiet Rodheim und betrifft in Wettenberg Krofdorf-Gleiberg. Für Biebertal erläuterte Tiefbauleiter Markus Müller die Breitbandpläne der Dünsberggemeinde. Der erste Bauabschnitt soll mit 16 Mbit-Leitungen ausgebaut werden. In diesem Zusammenhang wurden jetzt schon Leerrohre im Zuge der Kanalsanierung in Rodheim-Bieber verlegt, was zwangsläufig wegen aufgestellter Baustellenampeln noch bis zum Wochenende zu Verkehrsverzögerungen führt.
In Fellingshausen wurde mit der Verlegung der Leerrohre im Baugebiet am Dreispitz schon die Voraussetzungen für das nächste Cluster geschaffen, das auch Frankenbach und Krumbach umfasse. Nur in Fellingshausen müssten dann auch in den anderen Straßenzügen die Voraussetzungen geschaffen werden. Als zeitliche Zielmarke nannte Müller hier die Jahre 2013/2014. In einem dritten Bauabschnitt schließlich sollen dann Königsberg und Rodheim-Bieber auf den passenden technischen Stand gebracht werden. Dies könne vermutlich 2015/2016 der Fall sein. Immer die entsprechenden finanziellen Bewilligungen des Parlaments vorausgesetzt.
In Wettenberg erklärte Rathauschef Thomas Brunner dass hinsichtlich Krofdorf-Gleiberg noch die Entscheidung der Parlamentarier am 27. September abgewartet werden müsse. Für Launsbach und Wißmar, die zum zweiten Cluster gehören, rechnet Brunner, dass Ende 2013 die technischen Voraussetzungen stehen. „Welche Produkte dann angeboten werden, ist Sache der Anbieter“, erklärte Brunner. Er wies darauf hin, wenn sich genügend fänden, die zum Beispiel für schnelle Upload-Geschwindigkeiten einen Bedarf anmelden, die Anbieter dann dieser eher günstiger anbieten würden, als es zur Zeit der Fall sei.
Für Heuchelheim stellte Bürgermeister Lars Burkhard Steinz fest, dass zunächst 2013 das Cluster Vetzberg-Kinzenbach an die Reihe komme, 2014 sei Heuchelheim geplant. Gegenwärtig gebe in Kinzenbach eine Geschwindigkeit von einem Megabit, in Heuchelheim drei. Einzig Schunk verfüge über eine 16MBit-Anbindung an den Telekomverteiler in der Gießener Weststadt. Diese Leitung sei allerdings privat und werde auschließlich von Schunk genutzt. Um den Breitbandausbau in seiner Gemeinde voranzubringen, sprach Steinz von rund einer Million Euro Investitionskosten.
Zum Breitbandbürgerinformationsportal Hesbis, das das Land zu Verfügung gestellt hat, sagten sowohl die beiden Bürgermeister wie auch der Biebertaler Tiefbauleiter Markus Müller, bisher davon noch nichts gehört zu haben. In dem Portal sind Mitarbeiter von Kommunen und Firmen,die mit dem Breitbandausbau zu tun haben, aufgerufen, den Soll- und Istzustand des Breitbandausbaus einzutragen, damit sich die Bürger über den Stand informieren können. Für Brunner besteht dafür keine Notwendigkeit, „da wir unsere Bürger sowieso immer informieren,“ Steinz sagte, sich das Portal ansehen zu wollen und Müller erklärte, wer in Biebertal die Informationen eintrage, das müsse erst noch „abgestimmt werden.“ Ob es nun die Mitarbeiter der Gemeinde selber machen oder die der Breitband Gießen GmbH, die sich letztlich um den Netzausbau kümmerten.
In Wiesbaden wiederum hatte vor knapp zwei Jahren der hessische Wirtschafsstaatssekretär Steffen Saebisch dieses gesagt: „Hesbis ist im Hinblick auf sein Datenangebot bundesweit einmalig. Wir schaffen damit ein wichtiges Instrument für die flächendeckende Versorgung Hessens mit schnellem Internet“. Das war am 25. Oktober 2010 der Fall gewesen. In der Pressemitteilung, in der Saebisch so zitiert wird, heißt es dann noch: „Hesbis unterstützt Bürger, Kommunen, Telekommunikations- und Versorgungsunternehmen sowie die Landesverwaltung bei der Erfassung und Planung der Infrastruktur für Hochgeschwindigkeitsnetze. Kern ist eine umfangreiche Kartengrundlage, die bislang getrennte Informationen aus Quellen wie z. B. Breitbandatlas und Infrastrukturkataster besser miteinander verzahnt und die Hinterlegung weiterer Daten über alle Arten von Infrastruktur ermöglicht.“
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