„Ich wandere mit meinen Schafen jetzt wieder zu unserem Heimatstall“, gibt der Mann mit der Schäferhippe und der Pfeife im bärtigen Gesicht Antwort. Jürgen Benners Heimatort ist Mittenaar-Offenbach, rund 20 Kilometer Luftlinie nordwestlich von seinem jetzigen Standort entfernt. Vor neun Wochen, so erzählt Benner, habe er sich mit seinen 700 Merinoschafen und den beiden altdeutschen Hütehunden Ben und Aika auf den Weg gemacht, um nach und nach die Wiesen und Weiden in Biebertal abzuhüten, auf den vorher Rinder gestanden haben. Begonnen hatte sein Weg bei Vetzberg.
Die Krise, mit der vor allem die Milchviehwirtschaft nicht erst jetzt zu kämpfen habe, gehe allerdings auch nicht spurlos an den Schäfern vorbei. „Ich sehe, wo Bauern noch ihren ersten und zweiten Schnitt fürs Heu machen oder die Silage. Das haben wir mit unseren Schafen abgeweidet. Heute gibt es allenfalls noch den ersten Schnitt.“ Allerdings sei es in der hiesigen Region noch nicht so schlimm wie es etwa im Allgäu drohe. „Wenn die Rinder dort ganz verschwinden, droht die Landschaft zu verbuschen. Und dann bleiben die Touristen aus. So schlimm ist es bei uns zum Glück noch nicht“, erklärt Benner und ruft zwischendurch Aika energisch zur Ordnung, die ihren Hütejob etwas zu pflichtbewusst wahrnimmt.
Kosten für Technik selber tragen
Die Aufgabe der beiden Hütehunde ist es, die Herde zusammenzuhalten. Das dies ab nächsten Jahr durchaus eine noch verantwortungsvollere Arbeit sein könnte, macht Benner am elektronischen Chip fest, der ab 2010 für Schafherden eingeführt werden soll. „Wenn man im Frühjahr mit rund 1000 Tieren aufbricht und am Ende der Saison etwa Schwund hat, weil Tiere sich absondern und dann vielleicht irgendwo im Busch verenden, ist das ärgerlich. Jetzt soll es aber so sein, dass durch den Chip die Schafe zwischendurch per GPS bei Kontrollen geortet werden sollen. Wenn dann nicht alle Tiere bei der Herde sind, können Strafen fällig werden, weil dann ein Vergehen vorliegt.“ Was Benner ärgert: „Die Kosten für die Technik und die Lesegeräte dürfen wir selber tragen.“
Insgesamt beurteilt Benner die Lage für Schäfer zur Zeit für gut. Wolle sei zwar ein Zusatzgeschäft, das Scheren teurer als der Wollepreis, dafür seien die Preise für Schaffleisch in Ordnung. Positiv sei auch, „dass es doch einige junge Leute gibt, die wieder Gefallen am Schäferberuf gefunden haben“, meint der Tierwirtschaftsmeister, der zur Zeit selber eine Auszubildende hat.
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