Wo sind die dunkelsten Nachtflecken in Mittelhessen? Im Elbtal im Landkreis Limburg-Weilburg? Bei Münchhausen im Landkreis Marburg-Biedenkopf? Im dünnbesiedelten Vogelsberg oder im mittelhessischen Kernland, dort wo die drei Landkreise Gießen, Lahn-Dill und Marburg-Biedenkopf zusammenstoßen?
2011 hatte das Mittelhessenblog das Thema für die Region bereits angeschnitten. Es ging um nächtliche Lichtphänomene, die als Nordlichter durchgehen könnten. Standort für eine nächtliche Aufnahme war damals Ende September die Landstraße nach Gladenbach gewesen. Jetzt, drei Jahre später, ist es wieder der gleiche Ort, nur eben im Januar. Die Nachtbilder gleichen sich. Fast. Denn etwas ist anders, die Stellung der Sterne. Und anders als vor drei Jahren ist dieses Thema anscheinend nun auch in den „großen Medien“ angekommen. Das Thema „Lichtverschmutzung“. Für die Fachgruppe „Dark Sky“ hatte der Osnabrücker Astrophysiker Dr. Andreas Hänel eine gleichnamige Seite mit Tips rund um die Lichtverschmutzung ins Leben gerufen. Und der Vorstellung von Initiativen für Sternenparks.
Nun wurde exakt dieses Thema heute im heute-journal vorgestellt. Und festgestellt, dass mehr als 40 Prozent der bis zu 30-Jährigen die Milchstraße noch nie gesehen haben. Weil es schlicht zu hell ist.
Hier in der mittelhessischen Region ist das Mittelhessenblog nachts „immer wieder mal“ draußen, um zu sehen, wie dunkel es wirklich ist. Wo kann man nachts draußen sozusagen wie tags bequem in einem Buch lesen – weil es hell genug dafür ist – wo sieht man die Hand vor Augen nicht.
Die Stadt Laubach im Osten des Landkreis Gießen hätte vergangenes Jahr beinah die Chance gehabt, wenn auch eher unfreiwillig, eine solche. Wie Hänel auf seiner Seite berichtet, hatte Goslar 2013 aus finanziellen Gründen beschlossen, ab Mai die Lampen zwischen 0 und 5 Uhr auszuschalten. 100000 Euro sollen damit eingespart werden. Vorausgegangen waren längere Debatten.
Laubach hätte es also auch in der Hand, zur „Dark Zone“ zu werden, über die sich jetzt Astronomen und überhaupt Sternenfreunde freuen. Biologen erforschen seit längerem, dass die Rückkehr der Dunkelheit in unsere Nächte eigentlich wünschenwert sei. Für die Tierwelt, für den Menschen. Doch die Chance, eine solche Dark Zone zu werden, ist wohl erst einmal gebannt. Am 3. Januar hatte Laubachs Bürgermeister Peter Klug erklärt, dass die dunkle Zeit zwischen 1 und 5 Uhr nachts nun wohl ein Ende haben werde. Aus Spargründen war das Licht in Laubach im Oktober ausgeschaltet worden. Das hatte zu einem Protest geführt aus dem sogar eine Facebookgruppe entstand. „Licht für Laubach“ heißt diese, hat heute (Stand 12. Februar 2014) 747 Fans. In der gesamten Debatte, die um das dunkle Laubach geführt wurde, ging es immer wieder um die finanzielle Seite. Bereits 2008 hatte sich Klugs Vorgänger im Amt, Claus Spandau gemeinsam mit dem Stromversorger OVAG Gedanken darum gemacht. Über Ideen wurde gesprochen,wie man das Sicherheitsbedürfnis und Sparzwang mit weniger Energie für das gleiche Licht unter einen Hut bringen könne . Fünf Jahre später beherrschen die gleichen Gedanken die Debatte. Nur dass mit der Lichtabschaltung im Oktober ein neues Element ins Spiel gekommen war – das eigentlich die Chance geboten hat (oder dies vielleicht noch tut?), das Thema Kostensenkung der Haushaltsausgaben unter einem gänzlich neuen Aspekt zu betrachten, dem, Laubach tatsächlich die Nacht zurückzugeben. Vielleicht nehmen die Laubacher die Nachricht, dass 40 Prozent der bis zu 30-jährigen noch nie die Milchstraße gesehen haben, zum Anlass, das Projekt „Dunkles Laubach“ unter einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten. Sie wären damit dann vermutlich Vorreiter für Mittelhessen. Eigentlich eine smarte Idee: Etwas für Sternegucker tun, für nachtaktive Tiere, sich selber wieder die eigentlich gesunde Dunkelheit zurückzugeben, Energie sparen und sich obendrein noch über das eingesparte Geld freuen – das dann vielleicht für andere Zwecke sinnvoller eingesetzt werden kann.
Wie hell es übrigens in Deutschland nachts derzeit ist, zeigt diese Karte. Vielleicht noch ein Anreiz.….
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