Sicher: ohne Aufzug kann er seine Wohnung nicht verlassen. Und um überhaupt aus seinem Heimatort Biebertal an einen anderen Ort zu gelangen, egal ob Bühnenauftritt oder etwas anderes, ist er auf einen Fahrdienst angewiesen. Das sind aber unabänderliche Äußerlichkeiten, mit denen Michel Schmidt umzugehen gelernt hat. Der junge Mann ist an den Rollstuhl gefesselt – was ihn allerdings nicht davon abgehalten hatte: Etwas mit Musik machen und anderen Menschen Mut machen. 2010 hatte er auf dem Hessentag in Stadtallendorf seinen ersten Bühnenauftritt überhaupt gehabt und gleichzeitig den ersten Kontakt zur Aktion Mensch. Die Chance, die sich damit bot, ergriff der heute 21-jährige..Das erste Album und die erste Tournee stehen vor der Tür.
2013 soll es soweit sein. Dann will Michelle auf Tournee gehen. Als Tourbeginn habe er Mai geplant. Bereits jetzt habe er eine Special Edition CD mit fünf Titeln herausgebracht. Mitte August werde allerdings dann ein erstes Gesamtalbum mit zwölf Liedern auf den Markt kommen, berichtet der junge Mann, der nach dem Ende der hessischen Schulferien eine schulische Ausbildung zum Ernährungscoach auf der Willy-Brandt-Schule in Gießen beginnen will.
Noch zu Jahresbeginn war Schmidt davon überzeugt gewesen, sich voll auf eine Karriere als Profimusiker zu konzentrieren. Inzwischen, so Schmidt, sähe er dies anders: „Ich möchte für alle Fälle eine klassische Berufsausbildung in den Händen halten. Auf der anderen Seite: Klar geht es mit der Musik weiter“, macht Michelle deutlich.
Überhaupt der Name. Wie nun eigentlich? Michelle, Michel, Schlagerstar Michelle Nr. 1 oder Schlagersänger Michelle? War es ihm zu Jahresbeginn noch wichtig, hier eine Trennung zu ziehen („Privat bin ich Michel Schmidt, auf der Bühne bin ich Schlagerstar Michelle Nr.1“) so sieht der Privatmann Michel Schmidt den Blick auf die von ihm geschaffene Bühnenfigur etwas lockerer: Auch auf der Straße würde er inzwischen von manchen inzwischen als Michelle angesprochen, auch im Bühnenbetrieb. Die offizielle Bezeichnung bleibe aber Schlagerstar Michelle Nr1. Daran werde sich vermutlich auch nichts ändern, wenn er seinen Musikstil etwas verändern werde. „Ich bin schon von verschiedenen Freunden und Bekannten angesprochen worden, ob ich denn nicht auch Musik für ein etwas jüngeres Publikum machen wollte“, sagt Michel und lacht dabei. „Selber bin ich ja eigentlich auch noch nicht soo alt. Deswegen denke ich jetzt durchaus daran, die reine Schlagerlinie zu verlassen und andere Musikstile Richtung Pop zu bringen“.
Ob sich Musik und Schule, insbesondere die anstehenden Konzerte unter einen Hut bringen lassen? Die nächsten stehen mit einem Auftritt während des Christopher-Street-Days in Gießen am 1. September und am 9. September während des Sommerfestes des Kinderhospiz Gießen sozusagen vor der Tür. Und wieviel Zeit bleibt eigentlich noch für Proben? „Nun, das wird jetzt schon enger. Aber ich werde es schaffen. Mit den Proben sehe ich eigentlich kein Problem. Ich muss nicht mehr soviel üben wie früher“, sagt Schmidt. Nur etwas wird neu sein: Wenn er 2013 auf Tournee gehen will, soll es keine Playbacknummern mehr geben, wo Schmidt zur abgespielten Musik singt, sondern er wolle mit einer richtigen Band arbeiten. Auf diese Neuerung sei er selber gespannt. Mit dem Weg, den Schmidt als „Schlagerstar Michelle Nr1.“ bislang genommen hat, dürfte allerdings noch jemand anders als Schmidt selber zufrieden sein: Tatjana Müller, die Organistin der katholischen Sankt-Anna-Gemeinde von Biebertal hatte das Talent des damaligen Teenagers erkannt und ihm geraten, diesen Weg weiterzugehen.
Auch politisch wolle er sich nun engagieren. Vor kurzem sei er der CDU Biebertal beigetreten.
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