Geht das oder geht das nicht? Und geht das in Mittelhessen? Aus Mittelhessen heraus. Das nach Aussagen einschlägiger heimischer Branchenexperten in Sachen digitale Welt, digitaler Nutzungsmöglichkeiten wie Facebook, Twitter und Co immer noch Entwicklungsland sein soll. Crowdfunding. Geldbeschaffung für ein Rechercheprojekt mit regionalen, überregionalen und internationalen Aspekten? Das Mittelhessenblog startete am 29. März ein solches Projekt. Zuerst als eines neben der eigentlichen Arbeit in der Region gedacht. Nun hat es sich aber zu einem Projekt entwickelt, das auf lange Sicht auch in die Region strahlen wird, wenn es um die Umsetzung freier unabhängiger journalistischer Arbeit geht. Für das Rechercheprojekt rund um Oskar Schindler und seine alte Fabrik in Brnenec (Brünnlitz) kamen am ersten Tag des offiziellen Beginns der Finanzierungsphase gleich 85 Euro zusammen.
Am 29. März hatten die Vorarbeiten zur Recherche-Aktion des Mittelhessenblog rund um Oskar Schindler und seine alte Fabrik in Brünnlitz /Brnenec begonnen, die bis nach Mittelhessen führen. Den Anfang machte die Facebookseite „Rettet Oskar Schindlers Fabrik vor dem Abriss“ – um überhaupt erste Reaktionen zu testen, ob dieses Thema interessiert. Um die Rechercheaktion zu finanzieren, wurde das Projekt neben einschlägigen Fachministerien unter anderem auch der Crowdfunding-Plattform Startnext zur Förderung über eine Crowdfunding-Aktion vorgestellt und für gut befunden, in das Spektrum der Projekte aufgenommen zu werden. Die Aufnahme wurde am 4. April beantragt. Nachdem die Projektseite den Startnext-Kriterien entsprach, wurde sie am 26. April für die Startphase freigegeben. In dieser Phase geht es darum, abhängig von der Gesamtsumme, eine Mindestanzahl an Fans zu finden, die das Rechercheprojekt für förderwürdig halten. Bei einer Gesamtsumme von 6000 Euro, die als Mindestsumme veranschlagt wurde, waren dafür 75 Fans notwendig. Diese Zahl war am 5. Mai erreicht worden. Nun geht es darum, bis zum 30. Juni, 23.59 Uhr, auf Startnext genügend Supporter, finanzielle Unterstützer zu finden. Wird das Ziel nicht erreicht, fließen die Gelder wieder an die Supporter zurück und die Finanzierung müsste anders gelöst werden. Bereits am ersten Tag flossen insgesamt 85 Euro, was rund 1,41 Prozent der Gesamtsumme entspricht. 50 Euro gingen über Startnext ein. 35 Euro über eine parallel angelegte Crowdfunding-Seite des Mittelhessenblog.
Was bedeutet Crowdfunding?
Historisch gesehen ist Crowdfunding so neu nicht. Denn die Idee stammt aus den USA und tauchte dort schon vor rund zwölf Jahren auf. In Deutschland allerdings kam dieser Weg der Finanzierung erst vor kurzer Zeit auf. Nämlich 2011. Und was verbirgt sich hiter der Idee? Kurz gesagt: Eine neue Finanzierungsmethode, die im Ursprung auf alle Internetnutzer zurückgreift. Weil sich hinter den meisten Internetnutzern in der Regel reale Menschen verbergen, kann also eine Idee, ein Projekt, ein Forschungsvorhaben auch dadurch finanziert werden, dass sich das Vorhaben an der Basis herumspricht und dadurch finanzielle Unterstützer findet. Im Gegenzug bietet der Projektverantwortliche gestaffelte „Dankeschöns“ an, wie es etwa bei Startnext heißt. Diese gesamte Kultur des Crowdfunding spielte bereits 2011 auf der Re publica in Berlin eine Rolle. Inzwischen wurde von Claudia Pelzer aus Köln im November 2011 der deutsche Crowdsourcing und Crowdfundingverband gegründet, dem inzwischen 13 Unternehmen angehören. Dem Thema Crowdfunding war bereits 2011 eine eigene Konferenz gewidmet, 2012 genauso. Die Methode, direkt aus der Internetgemeinde heraus Medien‑, Kultur – und andere Projekte zu finanzieren, gehört damit inzwischen zu einem Modell, das sich anschickt, auch in Deutschland immer mehr Anhänger zu finden. Einer, der das in Deutschland bisher am besten vorgemacht hat, ist der Architekt Prime Le Van Bo, der sein Projekt ebenfalls auf Startnext zur Finanzierung durch das Publikum eingestellt hatte. Sein Projekt war das Hartz-IV-Möbel-Buch
Für das Rechercheprojekt rund um Oskar Schindler lief es in der Vorbereitungsphase bisher gut. Auf Startnext belegte das Projekt kurz nach der Freigabe der Startphase relativ schnell einen der vorderen Plätze in der Beliebtheitsskala und tauchte ebenso unter den Empfehlungen unter den ersten Plätzen auf. Jetzt, aktuell, ist das Projekt in der noch jungen Finanzierungsphase ebenfalls wieder vorne gelandet. Wie es weitergeht, hängt nun ganz stark von allen ab, für die das Internet alltägliches Medium ist, sich mit Informationen zu versorgen.
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