Liebe Mittelhessenblogleser, Sie erinnern sich? Vor kurzem berichtete das Mittelhessenblog über einen Prüfantrag der Gießener Kreisgrünen, ob Opensource eine Alternative für die Verwaltung und die Schulen des Landkreises sein könnte. Das Ergebnis hierzu steht noch aus. Währenddessen verriet die Gießener Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz (SPD), dass in der Verwaltung der rund 75000 Einwohner zählenden Stadt gegenwärtig „intern“ der Einsatz von Opensource geprüft werde.
Sie vertraue dabei auf die Fähigkeiten der Mitarbeiter der städtischen EDV-Abteilung, sagte Grabe-Bolz. Deren Kreiskollegen hatten noch vor fünf Jahren mit der Schwierigkeit argumentiert, die Anwender entsprechend umschulen zu müssen. Viel interessanter dürfte allerdings die Frage sein, wie die Ekom21 mit dem sich am kommunalen Horizont einer möglicherweise bevorstehenden Systemänderung umgehen wird. Denn das Haus, das aus dem ehemaligen kommunalen Gebietsrechenzentrum (KGRZ)hervorgegangen ist, schreibt zwar auf seiner Internetseite, dass neben der Standardsoftware zu „attraktiven Preisen“ auch jede andere gewünschte Lösung besorgt werde. Eine intensive Suche auf der Seite nach Lösungen, die eine Nähe zu Opensource auf der Anwenderebene verraten ließe, läuft dagegen ins Leere. So tauchen weder unter der Rubrik Dienstleistungen noch beim ADT-Portal auf den ersten Blick erkennbare Hinweise auf. Nun ist die ekom21 heute anders als das ehemalige KGRZ zwar eine vollkommen eigenständige Firma, der niemand vorschreiben kann, welche Programme sie auf dem Markt anbietet und welche nicht. Ein Gradmesser dürften die unternehmenspolitischen Entscheidungen der ekom21 hinsichtlich des Einsatzes von Opensource-Lösungen aber wohl doch sein. Die Frage ist, wer wen dabei beeinflusst: Ekom21 als Lieferant öffentlicher Einrichtungen oder die politisch gewählten Vertreter des Wahlvolkes in den jeweiligen Landkreisen und Kommunen, die sich derzeit Gedanken über Einsparungen machen müssen. Geht der Blick nach Gießen, das als administratives Oberzentrum der Region Mittelhessen gilt, so könnte es vielleicht entscheidend sein, welchen Weg die Gießener Stadtpolitik oder, wenn es eine rein verwaltungsinterne Angelegenheit bleiben wird, wie die Fachleute der IT-Abteilung entscheiden werden. Vorbilder und Vorreiter für den Einsatz von Opensource-Software gibt es inzwischen genug. In Hessen, Deutschland, bei den europäischen Nachbarn. Linux und Unix als Netzwerksoftware sind schon lange Standard. Bereits in den 90er Jahren des vergangenen 20. Jahrhunderts war etwa der Apache eine der bekanntesten Webserversoftware.
Um diesen Zweig geht es bei dieser Diskussion letztlich auch nicht. Im Blickpunkt stehen die Programme für den täglichen Büroverkehr, das Meldewesen, Kfz-Zulassung, Führerscheinwesen, Finanzwesen und und.…. Die Ekom21 selber könnte allerdings auch ein Signal setzen: Als kommunaler Dienstleister ist sie ja nicht nur in Mittelhessen unterwegs, sondern hat ihre Standorte auch in Kassel und Darmstadt, den Verwaltungssitzen der zwei anderen hessischen Regierungspräsidien.
Geht es um die Bürosoftware, dürfte die Umstellung eigentlich einfach sein: OpenOffice kann man völlig kostenlos aus dem Netz herunterladen. Browser und Emailprogramme gibt es genauso. Wer ein ganzes Betriebssystem einschließlich der dazugehörenden IT-Sicherheit besorgen will, kann das heute letztlich auch machen, ohne einen Cent dafür auszugeben. Das setzt allerdings, wenn es über eine reine Standardinstallation auf einem Standardrechner und die dazugehörende Softwarepflege hinausgeht, tiefer gehende Kenntnisse voraus. Genau diese sollte man bei denen, die sich berufsmäßig mit IT auseinandersetzen müssen, voraussetzen. Genügend Trainer für den Umgang mit Opensource-Anwendungen gibt es ebenfalls.
Es bleibt also spannend, welche Entscheidungen in der nächsten Zeit hinsichtlich Opensource fallen werden, auf politischer und auf privatwirtschaftlicher Ebene.
Schreibe einen Kommentar