ACHTUNG SATIRE
Liebe Mittelhessenblogleser: Wann ist es soweit, dass Mutti Merkel ihre wahre Bestimmung erkennt und Mutter Theresa nachfolgt? Es wird doch nun allerhöchste Zeit. Nach dem Georg Schramm die Nase voll von der ZDF-Anstalt hatte und lieber auf die kleinere Theaterbühne wechselte, haben unsere Politiker offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und entdecken, dass man sich über das Massenmedium Fernsehen und noch massigere Massenmedium Internet in Gestalt des Videoverbreiters Youtube hervorragend eine neue Existenz als Komödiant aufbauen kann oder als Nachfolger von Harald Schmidt.
Den Anfang machte nun unser Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble: Er hat es in Youtube geschafft. Auf einen Schlag. Wahnsinn. Mit einem ganz trockenen Thema. Nein. Nicht die sattsam bekannten Milliarden, die schwindel erregend von einem Loch zum nächsten geschoben werden. Nein, auch keine gemeinnützigen Bankenrettungs-Programme. Nichts dergleichen. Aber: Mit dem Weg dahin, besser dem Versuch, diesen Weg zu erklären, mit einer Pressekonferenz nämlich. Ist ja in der Regel auch eine staubtrockene Veranstaltung. Manchmal fragt man sich als Journalist doch, was man mal wieder auf so einer PK verloren hat. Oft genug haben diese Veranstaltungen nämlich lediglich den Charakter einer Verkündigungsstunde: „Ihre Königliche Hoheit geben gnädigerweise dem Volk bekannt.…“ Man weiß ohnehin, was kommt, man kennt die üblichen Verdächtigen und insgeheim weiß man, dass die wahren Geschichten sich erst hinterher, zwischendrin, aber garantiert nicht auf der PK ergeben.
Dass es anders ging, bewies nun Wolfgang Schmidt, er machte den Harald Schäuble – äh, falsch. Der Schäuble machte den Schmidt. Genau. Und Offer machte den Andrack.
Andrack? Den älteren Bloglesern unter Ihnen und Euch ist Manuel Andrack vielleicht noch bekannt als langjähriger Redaktionsleiter der Harald Schmidt Show. Schmidt hatte ihn von hinter der Fernseh-Bühne nach vorne auf die Bühne gebracht. Na, und der Andrack wurde dann so langsam zum Star, zum ganz und gar unheimlichen Star, aus der Schmidtschen Perspektive. Da zog es der Schmidt dann lieber vor, den Andrack doch wieder eher auf die Kabarett-Bühne zu holen, weil, da gucken nämlich nicht so viele zu. Is eben ein Unterschied, ob da 5,6, 20 Millionen zugucken oder doch nur 200 oder vielleicht 20. Na, wie auch immer. Auf jeden Fall hat Alphatier Schmidt es nicht ertragen, dass da ihm plötzlich jemand die Show stiehlt.
Wie der Schäuble jetzt: Treu und brav hat Michael Offer auch lange Jahre den Side-Kick gegeben. Weil, der Pressesprecher macht ja weitaus mehr, als nur still daneben sitzen: Herold, Abwehrschirm, Scheinwahrer (wie sich jetzt herausstellte, hatte Offer sorgfältig am preußisch-korrekten Bild von Schäuble in der Öffentlichkeit gefeilt.) Hat eben das getan, was die Aufgabe eines Pressesprechers ist. Der entscheidende Unterschied zu Andrack: Er blieb immer dezent im ministeriellen Hintergrund. Bis jetzt. Denn nun ist alles anders: Dank Youtube wurden Schäuble und Offer zu Medienstars. Schäuble, weil er offensichtlich danach denkt, äh, da nachdenkt, das Nachher. Man kann ja schließlich nicht ewig Finanzminister bleiben. Da gibts ja noch sowas lästiges wie Bundestagswahlen. Die können einem gestandenen Berufspolitiker manchmal schon ganz schön die Suppe versalzen, sprich die Karriere beenden.
Offensichtlich hat Schäuble da schon mal dran gedacht, bei dem ganzen Castoren-Ärger. Und hat eben jetzt schon mal sein Probedebüt gegeben. Der Schmidt Harald soll ja dem Vernehmen nach seinen Krempel bei der ARD bald hinschmeißen. Na und da muss eben Ersatz her. Jetzt hat Schäuble den Offer eben schon mal vorgeschickt. So wie Derrick (Harry, hol doch schon mal den Wagen). Als Einstand eben die ministerielle Gag-Einlage: „Wie mache ich meinen Pressesprecher elegant zur Sau?“ Ich würde allerdings noch mal daran feilen. Denn die Satire ist noch nicht so ganz gut zu erkennen. Aber: Offer hat da ja nun zügig reagiert und den Sessel geräumt.
Wer weiß, vielleicht macht der Schäuble das ja jetzt wie der Schmidt damals. Der hat sich für Andrack den Pocher Oliver geholt. Als Moderator einen Mitmoderator. Keinen Pressesprecher, äh Redaktionsleiter. Und dabei gleich darauf geachtet, dass der nich so ein Alphatier wird wie er eines ist. Na ja, die Sache hat ja dann auch nicht lange gehalten.
Mal gucken: Vielleicht holt der Schäuble jetzt…ja wen eigentlich. Den Brüderle? Wird ja schon passen: Finanzen und Wirtschaft. Aber: Der Brüderle macht ja momentan selber steil Karriere. Den Guttenberg? Nee, da könnte Schäuble gleich mit seiner Versetzung nach Timbuktu oder an den Hindukusch rechnen. Bleibt ja eigentlich nur noch einer: Westerwelle Guido. Der kann zur Zeit nicht sooo toll auftrumpfen, macht aber jetzt doch die Außenvertretung – eben das, was son Pressesprecher macht: „Gutes wird allen erzählt und das andere klären wir intern“.
Also: Vielleicht gibt ja bald ein zentrales P‑Ministerium: Pressesprecherministerium. Hatte man ja schon mal. Vor rund 1000 Jahren. Damals hatte ein gewisser Jo Göbbels auf das Fernsehen und seine kommunikative Massenwirkung als zentrales Machtmittel der Politik hingewiesen. Das war damals d e r Renner. Naja, und so ein P‑Minister könnte dann ganz auf Augenhöhe mit den anderen Minister/innen den Pressesprecher geben. Dann würde Politik auch etwas entschleunigt. Weil der P‑Minister dann ja nicht nur den Schäuble bedienen müsste, sondern die andern auch. Und wenn da jeder was zu sagen hat. Dann gehts eben wie im Wartezimmer beim Arzt: Nümmerchen ziehen, der Nächste bitte.
Und der Andrack, äh, natürlich der Offer: Offiziell hat er jetzt erst mal um Versetzung in ein anderes Aufgabenfeld gebeten, schon aber noch im gleichen Haus. Also so ganz gram scheint er dem Schäuble doch nicht zu sein, sonst hätte er gleich sagen können: „Weeste was? Oller, ick hab jetz keene Lust mehr, mach doch denen Dreck alleene!“ Vielleicht geht Offer ja auch unter die Blogger. Hat Andrack nämlich auch gemacht. Hier: Manuel Andrack Blog
Ach ja, a propos : Harald und Helmut Schmidt? Ob die wohl mit einander verwandt sind. Gäbe vielleicht ne neue H.Schmidt-Show. Oder die Doppel-Schmidts. Deutschland sucht den Doppel-Schmidt (DSDDS). Aber das ist jetzt ne andere Geschichte.
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