UMWELT/BILDUNG/KULTUR
Das Phänomen kennt man eigentlich nur aus nördlicheren Regionen: Polarlichter. Dass ein eigentlich dunkel wirkender klarer Nachthimmel, mit einer lichtempfindlichen Kamera fotographiert, taghell wirken kann, wenn in gewisser Entfernung noch das Licht benachbarter Städte sich in der Belichtung bemerkbar machen kann, ist auch klar. Wer dieses Phänomen beobachten will, braucht sich in der Nacht nur von der Frankenbacher Seite vor den Dünsberg stellen und versuchen, ein Bild zu machen. Vorausgesetzt, der Himmel ist nicht wolkenverhangen oder der Berggipgel von einer Wolke umhüllt, dann erscheinen auf dem Bild die Umrisse des Berges, umleuchtet vom Licht, das vom Gießener Becken noch herüberstrahlt. Was aber, wenn in der Richtung, in die fotographiert wird, eigentlich nicht mit einer größeren Siedlung zu rechnen ist, deren Licht die Nacht quasi taghell macht?
Mit genau diesem Fall sah sich die Mittelhessenblogredaktion konfrontiert, als es eigentlich darum ging, ein stimmungsvolles Bild einer Rinderherde im langsam immer diffuser werdenden Nachtnebel zu machen – als Grundlage für eine spätere Reportage. An der L 3047 sollte es sein, in der Nähe von Wilsbach. Während in westlicher Richtung die Sonne gerade vor 50 Minuten untergegangen war, tauchten am dunkler werdenden Himmel nach und nach die wichtigsten Sterne auf. Insgesamt eine passende Stimmung für das geplante Bild. Die einzigen Lichtstrahlen, die vorbeihuschten, waren die der Wagen, die zur der Zeit noch unterwegs waren. Im Zehnminutentakt, in der Regel aus Richtung Gießen kommend unterwegs in Richtung Gladenbach oder nach Lohra. Denn der direkte Weg nach Gladenbach über Oberweidbach ist derzeit wegen Straßensanierungsarbeiten gesperrt, so dass der gesamte Verkehr entweder über Rodenhausen fahren muss , oder, sofern aus Richtung Wetzlar kommend, beim Aartalsee auf die Bundestraße 277 einbiegt.
Auf den Bildern, die ohne Blitzlicht gemacht wurden, mit entsprechender Einstellung der Lichtempfindlichkeit, Verschlusszeit und Blende, tauchte dann allerdings neben den erwartet eher als Umriss zu erkennenden Rindern und den diversen Sternen noch etwas anderes auf: Eine rötlich-gelbe Verfärbung des Himmels im unteren Bereich. Wäre die Sonne nicht schon seit geraumer Zeit hinter dem Horizont versunken, der Nachthimmel nicht schon eher von blauer Schwärze, dann wäre diese Erscheinung als Sonnenuntergang sicherlich durchgegangen. Da ARD-Wettermann Sven Pöger allerdings vor kurzem das seltene Phänomen der Polarlichter aus München berichtet hatte, wo diese eben, anders als im Norden, nicht grüm, sondern eher rötlichgelb sind, kam nun dieses Phänomen als Erklärung in den Sinn. Denn auch aus rein geographischer Lage, die Blickrichtung ging nur in zwei Fällen eher nach Westen, ansonsten eher in nordöstliche Richtung, scheint es ausgeschlossen zu sein, dass die Färbung die Sonne zu verantworten hat. Und eine ähnliche große Lichtkonzentration wie über Gießen, Marburg oder Wetzlar kann eigentlich ausgeschlossen werden. Was bleibt sind eindrucksvolle Bilder eines mittelhessischen Nachthimmels. Um die Frage zu klären, legt die Mittelhessenblog-Redaktion diese nun Ihnen vor und den Astronomen der Sternwarte in Burgsolms.
Eine mögliche Erklärung des Phänomens könnte eine erhöhte Sonnenwindtätigkeit unseres Zentralgestirns sein. Wenn die Sonne genügend geladene Teilchen Richtung Erde schleudert, dauert es in der Regel höchstens drei Tage, bis dieser Sonnenwind auf die Erde trifft. 2010 hatte Deutschlands führender Sonnensturmforscher, der Göttinger Weltraumphysiker, Dr. Volker Bothmer, vor massiven Sonnenstürmen gewarnt. Denn die könnten unserer gesamten modernen Kommunikation gefährlich werden. Auch bei den Stromnetzen. Noch 2010 haben die Stromkonzerne in unseren Breiten aber eine Gefährdung ausgeschlossen, eine Ansicht, die von Strahlenschutzexperten nicht ohne weiteres geteilt.
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