Liebe Mittelhessenblogleser: Eigentlich ist dies eine Geschichte, die so hier nicht stehen sollte. Denn sie lässt den einfachen Wähler, den, der nur alle vier oder fünf Jahre die Gelegenheit hat, das zu tun, was ihm als Souverän laut Grundgesetz zusteht, nämlich die politischen Karten in seiner Kommune, seinem Bundesland oder in Deutschland neu zu mischen, am demokratischen Verstand zweifeln. Jetzt stehen am 9. Mai unsere westlichen Nachbarn, die Nordrhein-Westfalen, an, über die Zusammensetzung ihres Landtags zu entscheiden. Je nachdem ändern sich unter Umständen danach die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Eine Wahl, bei der es gerade bei den Grünen und der FDP auf jede Stimme ankommt. Haben Jürgen Rüttgers (CDU) und seine Herausforderin Hannelore Kraft (SPD) sich im TV-Duell eher gestreichelt, so scheinen die kleineren möglichen Koalitionspartner einen erbitterten Krieg um jede Stimme zu führen: Im Internet bei Facebook. Dort wurde am heutigen Freitag von der Facebook-Gruppe Klima-Allianz zu einem so genannten Flashmob gegen die Facebook-Seite der NRW-FDP aufgerufen. Diese merkte es, löschte viele hunderte Kommentare und handelte sich den Vorwurf der Zensur ein. Das Pikante: Der Gründer der Facebook-Gruppe betreibt ein politisches Kampagne- und Strategiebüro in Berlin. Die übrigen Akteure rund um den Zensur-Vorwurf gegen die FDP sitzen ebenfalls alle in Berlin und alle verbindet die politische Nähe oder direkte Mitgliedschaft in führenden Positionen bei den Grünen.
Die Spiele sind fast gespielt in der NRW-Landtagswahl und noch einmal werden alle Kräfte mobilisiert. Denn es wird denkbar knapp: Die FDP hat eine klare Aussage für eine Koalition mit der CDU abgegeben, die SPD will mit den Grünen und nicht mit den Linken. Die Spieler der Parteien sind bekannt. Aber anscheinend gibt es einen neuen Mitspieler, der erreichen möchte, dass der FDP in NRW neben klimafeindlicher Politik auch noch Zensur vorgeworfen wird. Tatort ist das Internet. Das Werkzeug: Die Social-Web-Plattform Facebook.
Zumindest nach den jedermann offen zugänglichen Quellen hat dieser Jemand auch einen Namen: Es ist der Berliner Strategieplaner Holger Michel. Unter der Seite http://www.holger-michel.eu macht er Werbung für ein Büro, dessen Geschäft „Strategisches Marketing und Sozialmarketing, Marktpositionierung, Kommunikations- und CI-Beratung: Analyse, Strategische Planung, Konzeption“ ist. Das Büro, so Michel auf seiner Website, ist eingebunden in ein europaweites Netzwerk, unter anderem von Spezialisten von Internetkampagnen. Michel tritt auch in Facebook auf. Als Inhaber einer eigenen Seite, aber auch als Gründer der Facebook-Gruppe Klima-Allianz. Auf der Seite wird zu einem Flashmob aufgerufen, um damit die Facebook-Seiten der CDU und der FDP in NRW mit Kommentaren zu überhäufen. Einen Vergleich findet ein ähnliches Verfahren nur noch im Denial of Service, einer so genannten DOS-Attacke auf einen Server. Das Ziel einer solchen Attacke:die Lahmlegung des Servers. Auf die Blockierung ihrer Seite mit zahllosen Kommentaren reagierte die FDP mit deren Löschung. Dies wiederum wirft die Klimaschutz-Allianz der FDP in einer Pressemitteilung als Zensur vor. In der Online-Zeitschrift „Wir Klima-Retter“ erscheint als „erste Reaktion der Presse“ wenig später ein Artikel, der der FDP in Nordrhein-Westfalen Zensur vorwirft. Der Artikel unterscheidet sich in seiner Wortwahl kaum von der kurz zuvor ins Netz gestellten Presseerklärung der Klima-Allianz, die auf der Seite Kohle-Protest erscheint:. Interessantes Nebendetail: Geschäftsführerin des Verlages ist Henriette Wienges, die durch Veröffentlichungen wie „Grüne Werte – Grüne Generationen. Eine Analyse langfristiger Wählerpotentiale von Bündnis 90/Die Grünen“ oder „Die WAHL GANG-Kampagnen. Das Praxishandbuch zu Jungwählerkampagnen im Non-Profit-Bereich“ zumindest vermuten lässt, dass sie technisch fähig wäre, eine Flashmob-Aktion zu initieren. Ein weiteres Detail: Sitz sowohl der Klima-Allianz wie der Redaktion der Klimaretter ist ebenfalls Berlin.
Sucht man im Internet nun nach Holger Michel und ergänzt dies um den Begriff „Grüne“, so wird eines deutlich: Holger Michel steht den Grünen nicht nur nahe, sondern ist vielfältig in die Berliner Parteistrukturen eingebunden. Es stellt sich die Frage, ob mit den Mitteln die Social-Web-Dienste wie Facebook bieten, bewusst eine Reaktion provoziert wurde, um so den politischen Gegner in ein schlechtes Licht zu rücken. In der Hoffnung, dass dies zumindest vor der Wahl niemandem auffällt.
Müller meint
Kein Kommentar ich suche nur einen Holger Michel der in Schwarz
gewohnt hat sind sie das ? ansonsten Sory