Das Werk ist ein gewichtiger Aktenordner mit vielen Tabellen und Statistiken auf 200 Seiten. Der Name des Werks: Agrarplan Mittelhessen. Sinn und Zweck des Werks: Dem Verbrauch wertvoller landwirtschaftlicher Nutzfläche entgegenzuwirken und Argumentattionsgrundlagen zu haben. In Gießen wurde das Ergebnis zweijähriger Arbeit verschiedener Fachbehörden, der landwirtschaftlichen Berufsvertretung und von Landwirten nun vom hessischen Bauernverbandspräsidenten Friedhelm Schneider dem Gießener Regierungpräsidenten Dr. Lars Witteck und Agrarstaatssekretär Mark Weinmeister übergeben.
„Täglich gehen in Hessen rund 6 Hektar landwirtschaftlicher Fläche verloren, weil sie entweder für Ausgleichsmaßnahmen, Siedlungszwecke oder anderes verwendet werden“, deutete Schneider in Gießen auf eine Entwicklung, die aus Bauernsicht alles anderer als einer sicheren Betriebsplanung diene. Dass indes im Regierungspräsidium zur gleichen Frage viele Interessen abgewogen werden müssten, etwa die von Umweltschützern, Wirtschaftsentwicklern, Fragen der ländlichen Entwicklung, des Tourismus und eben der Landwirtschaft, machte Regierungspräsident Dr. Lars Witteck deutlich.
Der Plan klärt etwa darüber auf, wo Bauern am meisten Land dazu pachten müssen, wie es um die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Produkten bestellt ist, was aus Sicht der Agrarplaner eher hochwertiges und was weniger werrtvolles Ackerland ist, wie hoch die Tierhaltung ist und etwa, wieviel Bauern vorhaben, noch weiter Vollerwerbslandwirte zu bleiben oder in den Nebenerwerb zu gehen. Die gesamten Daten sollen eine Entwicklung bis 2015 abzeichnen und leben davon, dass sie künftig weiter gepflegt werden. So wird aus dem Plan unter anderem sichtbar, dass in einem Streifen, der sich von Haiger über Mittenaar, Asslar, Wetzlar, Lahnau, Heuchelheim und Wettenberg bis nach Gießen zieht, die Betriebe sitzen, die über 90 Prozent ihrer Fläche hinzugepachtet haben. Diese Betriebe liegen damit über dem mittelhessischen Schnitt von 75 Prozent Pachtfläche. Ebenso wird deutlich, dass der Landkreis Gießen bei der Viehhaltung unter den fünf mittelhessischen Kreisen das Schlusslicht bildet und der Vogelsberg Spitzenreiter ist.
Gänzlich ohne Kritik wird der Agrarplan allerdings nicht gesehen. So monierte Erwin Koch, Vorsitzender des Bauernverbands Marburg-Kirchhain-Biedenkopf, dass etwa mit der Bauernbefragung von 2007 zur Zukunft der betrieblichen Entwicklung, die maßgeblich in den neu erstellten Agrarplan für Mittelhessen eingeflossen ist, eine Grundlage geliefert worden wäre, die mit der heutigen Situation überhaupt nicht mehr vergleichbar sei. Dem entgegnete Regierungspräsident Witteck ; dass der Plan eine Bestandsaufnahme sei, die sorgfältig erarbeitet wurde.
Dass das Für und Wider des Plans in seiner künftigen Anwendung bereits jetzt für Zündstoff zu sorgen scheint, markierte der Vogelsberger Bauerverbandsvorsitzende Kurt Wiegel mit dem Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen, die künftig für Photovoltaik genutzt werden sollen. „Es wäre klug, diese auch weiterhin als landwirtschaftliche Nutzflächen und nicht als Sondernutzungsfläche zu führen. Wir können doch nicht wissen, wie es in zehn oder zwanzig Jahren um die Photovoltaik bestellt ist.“
Wer soll den Agrarplan nun bekommen? Dazu erklärte Dr. Hans Hermann Harpain, Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Unternehmensberatung, dass der Plan verlegt werde und von allen Interessenten erworben werden könne. Die dazugehörige Anwendungs-CD werde allerdings nur nach entsprechender Schulung und Einweisung zur Verfügung gestellt. „Das behalten wir uns vor“, sagte Harpain.
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