Es ist eine Meldung, die traurig, makaber und wohl doch ein Zeichen unserer Zeit ist: Ein 100jähriger fährt eine 88jährige zu Tode. Was war passiert? Der Mercedesfahrer war am Donnerstag gegen 16.50 Uhr aus Wetzlar nach Lahnau unterwegs. Dabei fuhr er durch Garbenheim, ein Stadtteil von Wetzlar. Auf der anderen Straßenseite hielt gerade ein Bus, hinter dem eine 88-jährige Garbenheimerin hervortrat, um die Straße zu überqueren. In dem Augenblick wird sie vom Mercedes erfasst und zu Boden geschleudert. Sie erlitt schwerste Verletzungen und wurde sofort in die Unfallklinik nach Gießen gebracht. Die Hilfe kam zu spät. Sie starb gegen 19 Uhr. Nun hat die Staatsanwaltschaft in Wetzlar bei dem 100jährigen eine Blutprobe nehmen lassen und seinen Führerschein sicher gestellt. In die Sache wurde ein Gutachter eingeschaltet, der klären soll, wie es zum Unfall kommen konnte. Am Wagen entstand ein Schaden von rund 2000 Euro.
Kommentar: Es stellt sich hier wieder die Frage, wie lange ist es vernünftig, dass Menschen einen Wagen fahren. Ist es sinnvoll, wie bei Berufskraftfahrern ab einem bestimmten Alter eine wiederkehrende Prüfung der Fahrtauglichkeit zu verlangen? Tatsache ist, dass es immer mehr ältere Menschen geben wird. Tatsache ist aber auch, dass bei schlechten Verbindungen auf dem Land, ältere Menschen auf die eigene Mobilität zwingend angewiesen sind. Wir kennen gegenwärtig nicht die näheren Lebensumstände des 100jährigen. Ob er aus der Not heraus allein lebt, niemanden hat, der sich um ihn kümmert, niemanden hat, der ihn fährt – oder ob er mit seinen 100 Jahren in verhältnismäßiger vernünftiger körperlicher und geistiger Verfassung ist. Ebenfalls ist bisher nichts über die 88-jährige Frau bekannt geworden. Tatsache ist jedenfalls auch hier: Das Alter fordert in der Regel seinen Tribut. Dass es auf diese Weise stattfinden musste, ist einfach nur traurig. Für die Frau, ihre Familie – für den 100-jährigen mit Sicherheit ebenfalls.
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