POLITIK und WIRTSCHAFT/KULTUR
KURZGUCKER
Der Langgönser Ortteil Cleeberg im Landkreis Gießen ist das „Dolle Dorf 2011 “ im Wettbewerb des Hessischen Rundfunks während des Hessentags 2011 in Oberursel. Da Mittelhessen das Kernthema des Mittelhessenblog ist, gratuliert das Mittelhessenblog den Cleebergern zu ihrem Erfolg, trägt doch dies dazu bei, den Namen Mittelhessen ein Stück weit wieder nach draußen zu tragen, über die Grenzen von Mittelhessen hinaus – nach Hessen und darüber hinaus. Die Freude sei den Cleebergern gegönnt. Kritische Worte muss sich aber der Hessische Rundfunk (HR) dennoch gefallen lassen. Denn eines ist klar: Das Dolle Dorf ist in erster Linie eine Zuschauer-Senderbindung-Veranstaltung. Finanziert wird diese Veranstaltung aus öffentlich-rechtlichen Geldern, die wiederum aus Gebühren stammen, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gezahlt werden. Vor dem Hintergrund mutet es seltsam an, dass der HR das Studio Mittelhessen in seiner Leistungsfähigkeit beschneiden will.
So wie der Hessentag eine bundesweit einzigartige Veranstaltung ist, so gibt es im Hessischen Rundfunk ein Sendeformat, das in dieser Form, soweit bekannt, ebenfalls einzigartig ist: Das „Dolle Dorf“ – als wöchentliche Wochenproduktion und wöchentliche Sendung. Unter anderem Namen gab es die Sendung als Aufbruch in den Alltag (AidA) schon seit 1995. Den Wettbewerb „Dolles Dorf“ selber gibt es seit 2003, die Sendung wurde im Namen 2005 daran angepasst. Die Dörfer die daran teilnehmen, existierten bis zur Gebietsreform 1972 als eigenständig, verloren in der Regel danach ihre Eigenständigkeit. So wie der Hessentag seinerzeit eingeführt wurde, um der Bevölkerung des nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründeten Bundesland Hessen zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl zu verhelfen, so ist der 2004 vom Hessischen Rundfunk eingeführte Wettbewerb sicherlich dazu geeignet, zumindest die Dörfer bekannter zu machen. Während der HR die Messlatte für die Teilnahme allerdings bei 2000 Einwohnern als Höchstgrenze für die Teilnahme ansetzt, setzt das Land Hessen mit seinem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ die Messlatte bei 3000 Einwohner als Obergrenze an.
Nun ist sicherlich der HR-Wettbewerb mehr spaßbetont als der Wettbewerb des Landes. Geht es im Sender um publikumswirksame Gaudi, geht es beim Wettbewerb des Landes eher um intensive Arbeit, die für die teilnehmenden Dörfer zum Teil Vorbereitungen über mehrere Monate bedeuten, einschließlich der Teilnahmeaufrufe in der örtlichen Bevölkerung.
Da der Sender aber nun einmal öffentlich-rechtlich ist, muss er sich die Frage gefallen lassen, wieso er auf der einen Seite an einem sicherlich für ihn selber PR-trächtigen Wettbewerb festhält, während er auf der anderen Seite seine journalistische Arbeit, wenn es um Nachrichten aus der Region Mittelhessen geht, eindampfen will. Für 2011 stand die Schließung des Studios zur Debatte. Diese sei zwar vom Tisch, wurde vom HR in den regionalen Tageszeitungen bestätigt. Was aber nicht gesagt wurde, war, dass die Sendezeit mit regionalen Nachrichten auf „fünf Minuten“ pro Stunde reduziert werden soll. Dies wurde zuletzt während der jährlichen Tagung des DJV Landesverbands Hessen bekannt, die am Pfingstsonnabend in Frankfurt stattgefunden hatte. Vor diesem Hintergrund bekommt die Freude über einen sicherlich für die Mittelhessen aus Cleeberg erfreulichen Wettbewerbssieg einen schalen Beigeschmack: Wenn schon öffentlich-rechtliche Gelder eingesetzt werden, dann sollten diese eher in eine Beibehaltung der bisherigen Nachrichtenversorgung in der Region fließen und damit zur Sicherung von Arbeitsplätzen im regionalen Rundfunkbereich beigetragen werden. Der Hessische Rundfunk hatte am 10. Dezember 2010 in einer Pressemitteilung erklärt, dass die HR-Programme trotz Sparkurses so erfolgreich seien wie seit 20 Jahren nicht mehr. In der gleichen Erklärung ist aber von erheblichen finanziellen Schwierigkeiten für die kommende Jahre die Rede, insbesondere ab 2013, wenn sich die Zahlung der Rundfunkgebühren verändern wird. Ab 2013 sollen die Gebühren haushaltsbezogen und nicht mehr gerätebezogen erhoben. Näheres in diesem Entwurf vom 21. Oktober 2010 zur neuen Regelung: Gebührenab2013.
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