„Vor zwei Wochen haben wir die Bäume hier erst kontrolliert“, meinten einigermaßen fassungslos der Wetzlarer Forstamtsleiter Harald Dersch und der zuständige Revierförster Thomas George. Was war passiert? Gegen 11.30 Uhr, so die beiden Forstleute, war eine Buche, die etwas erhöht am Straßenrand am Hang stand, schlicht und einfach mitsamt Wurzelballen aus dem Hang auf die Straße gekippt. Dass niemand verletzt wurde, sei reines Glück. Anders als bei einem Baumunfall, der in der Nacht zum Mittwoch in Sachsen geschah.
Die Landstraße L 3053 verbindet den Wetzlarer Stadtteil Hermannstein mit dem Teil der B 255, die an Bischoffen am Aartalsee vorbeiführt und ein Teil der Verbindung zwischen Marburg und Montabaur darstellt. Im Blasbachtal selbst ist die Verbindung zur A 480, die dort den Anschluss zur A 45 Hanau-Dortmund bildet. Von der L 3053 zweigt außerdem auf der Höhe zwischen den Kreisgrenzen Lahn-Dill und Gießen die L 3474 ab, die den Anschluss über den Biebertaler Ortsteil Königsberg ins Gießener Land darstellt. Sprich: Die L 3053 ist eine Straße, die nicht abseits liegt, sondern eine zentrale Verbindungsstraße darstellt. Im Sturmjahr 2003 habe es einen schwereren Unfall gegeben. Mit Gerichtsverfahren und Gutachten, erinnerte sich Dersch. Schon damals hätten die Gutachter festgestellt, dass der Unfall, der durch einen Baum ausgelöst wurde, der eine Frau verletzt hatte, durch eine Verkettung unglücklicher Umstände geschah, die keiner verhindern konnte. Mitten im Wald war ein Baum gekippt und hatte im Dominoeffekt in einem Halbkreis die folgenden Bäume mitgerissen, der letzte schließlich landete auf der Straße. „Das kann kein Mensch vorhersehen“, so Dersch.
„Wenn Sie die Straße restlos sicher haben wollen, dann müssten Sie auf 40 Meter links und rechts der Straße jeden Baum schlagen“, sagte Dersch. Der Streckenabschnitt sei gerade erst vor zwei Wochen inspiziert worden. Das geschehe in der Regel einmal im Frühjahr und einmal im Herbst, sagte Revierförster George. Um sicher zu gehen, dass an der Buche tatsächlich keine Schäden seien, war Forstamtsleiter Dersch gekommen, um sich selber ein Bild zu machen. In des Wortes tiefster Bedeutung: Die frisch ausgebrochene Buche photographierte er aus verschiedenen Perspektiven mit ihrem Wurzelballen. Auch um sich abzusichern.
Dersch vermutet, dass möglicherweise ein Windwirbel die Buche dazu gebracht haben könnte, umzufallen. Am Abend vorher war über Wetzlar und den angrenzenden Regionen ein kräftiger Gewitterregen niedergegangen. Nach dem Blick auf Wurzelwerk und Erdreich hielt Dersch es aber für unwahrscheinlich, dass dies am Ende der Grund gewesen sein könnte. Wie Dersch meint, habe man nicht nur Glück gehabt, das aktuell niemand verletzt wurde oder Fahrzeuge beschädigt wurden. „Abends und nachts ist es manchmal noch gefährlicher: Dann jagen die Leute mit 100 km/h die Straße aus Blasbach den Berg rauf und gerade in der Kurve, wo der Baum jetzt umgekippt war, ist es dann besonders gefährlich. Es ist dunkel und im Zweifelsfall kann man dann nicht mehr reagieren.“
Der Blick über den Tellerrand:
In Sachsen entwurzelt ein Auto einen Baum – Bilanz: zwei Tote
Weniger Glück hatten dagegen zwei junge Männer in Sachsen: Sie verursachten in Wermsdorf im Landkreis Nordsachsen in der Nacht zum Mittwoch einen Unfall. Sie prallten gegen mehrere Bäume. Ums Leben kamen sie aber, weil sie mit ihrem Auto auch noch einen Baum entwurzelten, der dann auf das Auto fiel. Das berichtete die Mitteldeutsche Zeitung.
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