Liebe Mittelhessenblogleser: Die Formulierung ist gut, die der Online-Kollege bei der F.A.Z in seiner Frühkritik zur jüngsten „Menschen bei Maischberger“-Sendung gebraucht: „Es war dann fast wie bei eleganten Catchern, die niemals einander wehtun, weil sie alle Schritt- und Grifffolgen, die einen Konflikt mimen, längst kennen“. In der Tat, wer die Sendung überhaupt sehen konnte – das Alternativprogramm beim öffentlich-rechtlichen Nachbarn behandelte die „Biologie des Todes“ unter Anleitung des kochenden Grönlandfahrers Markus Lanz, der erlebte wirklich ein Catch-as-Catch-can. Die Frühkritik der F.A.Z lässt sich allerdings, leider, inzwischen auf viele der Formate anwenden, die ehedem als hoffnungsvolle Konzepte gestartet, sich nicht wirklich mehr viel von den unsäglichen Nachmittags-Quasselrunden bei den Privaten unterscheiden. Einzige Ausnahme in dieser Runde mag vielleicht die quirlige Maybritt Illner sein, die inzwischen auch den Sprung als Überraschungs-Moderatorin in das Heute-Journal geschafft hat. Ein leicht ironisches Lächeln im Blick, die notwendige Respektlosigkeit, wenn es darum geht, Platzhirsche (gleich ob männlich oder weiblich) in ihre Schranken zu weisen und unerbittlich nachzubohren, wenn das Gegenüber in politische Platitüden ausweichen will. Nur leider eben, gibt es zur Zeit nicht wirklich viel davon im öffentlich-rechtlichen gebührenfinanzierten Fernsehen. Noch ein anderes Kriterium: Um mehr Menschen zu erreichen, wäre eine Vorverlegung in den Abendprogrammen vielleicht besser. Nicht jeder hat die Möglichkeit, verpasste Sendungen über die Mediathek-Angebote im Internet zu sehen, das scheitert allein schon an der flächendeckenden Breitbandversorgung, und was noch mehr zählt: Wer morgens um sechs Uhr oder noch früher aufstehen muss, weil der Anfahrtsweg zur Arbeit so weit ist oder weil vorher noch Kinder auf den Weg zur Schule gebracht werden müssen, der hat vermutlich ohnehin keine Zeit oder keine Lust, sich zu dieser späten Stunde noch systemkritische Diskussion anzusehen. Insofern drängt sich der Verdacht auf, dass möglicherweise wir Medienmenschen uns gegenseitig die Bälle zu spielen, um dann darüber zu schreiben. Das wäre in der Tat allerdings noch bizarrer.
Die nächste mediale Auffälligkeit: Um 8.44 erscheint am heutigen 6. Oktober in der Online-Augabe der Welt ein Artikel über Christian Wulff, der morgen seinen hundertsten Tag als Bundespräsidenten hat. Ein bekannte Zäsurlinie in einem Politikeramt: Denn danach gilt in der Regel Feuer frei, wenn sich der Amtsträger oder die Amtsträgerin einen echten oder einen vermeintlichen Fehltritt leistet.
Dass Wulff schon vor Ablauf dieser Frist für genug Gelegenheit gesorgt hat, dass es genügend Steilvorlagen für Kritik gab, nun das erwähnen die Welt-Online-Kollegen. Was aber dabei merkwürdig erscheint: Menschen, die ihre Ansicht zu diesem Thema in Kommentarform äußern wollen, wird diese Option verweigert, nicht zum ersten Mal. Warum, fürchtet man bei der Welt-Online-Redaktion unpassende Kommentare? Oder fehlt das Geld, eigens hierfür einen Redakteur einzustellen, der eingehende Kommentare auf ihren Stil hin prüft? Eine Anfrage bei der Welt-Online-Redaktion brachte bisher noch keine Reaktion. Möglicherweise wollen Sie. liebe Mittelhessenblogleser zu Christian Wulff und seiner Bemerkung zum Islam und dessen Verhältnis zu Deutschland dennoch etwas kommentieren. Das Mittelhessenblog lädt Sie dazu ein.
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