KULTUR/COMPUTER und INTERNET/POLITIK und WIRTSCHAFT
Nun ist er also tot, mit 56 Jahren gestorben. Steve Jobs. In der Internetwelt ist die Meldung gestern schon eingeschlagen. Aber geht davon die Welt unter?
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Tragisch, traurig ist die Art, wie Steve Jobs gestorben ist. Er litt seit Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der ihn nun mit 56 Jahren das Leben kostete. Dem Menschen Steve Jobs und seiner Familie gehört daher jedes Mitgefühl dieser Welt.
Ob aber dem Geschäftsmann Steve Jobs jedes Mitgefühl dieser Welt gehören sollte, ob der Kult, der um ihn getrieben wurde, tatsächlich so gerechtfertig ist, letztlich, ob auch der Kult um die von ihm mitbegründete Firma Apple so gerechtfertigt ist, das sei dahin gestellt. Jobs hat es wie Bill Gates verstanden, mit geschickter PR und zum Teil fragwürdigen Geschäftsmethoden im Umgang mit seinen Partnern sein Imperium aufzubauen. Es mutet merkwürdig an, dass im Zuge der Applemania es nicht den Protest gab, der etwa nun um Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und sein Produkt betrieben wird. Dabei sind die Geschäftsmodelle ähnlich: Der digitalen Welt wird ein Produkt als Lebensgefühl, als etwas vermittelt, das man unbedingt haben muss.
Dabei sprechen die Argumente im Vergleich eher noch für Facebook als dafür, eines der Apple-Produkte haben zu müssen. Um es auf den Punkt zu bringen: Während Facebook seine Grunddienste (noch) kostenlos zu Verfügung stellt, sind die Apple-Produkte von Anfang an immer eines gewesen, Mittel zum Zweck, um damit ohne viel Aufwand ein gutes Geschäft machen zu können. Das ist legitim und sicherlich die Grundlage jedes besonders erfolgreichen Wirtschaftsunternehmens. Nur, so zu tun, als ob nun eine unwiderruflich auf ewig offene Lücke entstanden ist, nur weil der Erfinder oder bisher wesentliche Motor dieses Unternehmens gestorben ist, das mutet, offen gestanden, ein wenig wie der Tanz ums Goldene Kalb an. Fragwürdig sind auch die Methoden, nach denen im Namen Apples produziert wird. So berichtete bereits 2006 Human Rights Watch of China über unhaltbare Arbeitsbedingungen des Apple-Zulieferers Foxconn. Apple hatte damals zugesagt, den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Vor kurzem wurden die Vorwürfe gegen Apple in einem Beitrag des ZDF bei Frontal 21 wiederholt. Im August erst hatte das Schweizer Fernsehen in einem Beitrag über gesundheitsgefährdende Arbeitspraktiken bei Apple berichtet.
In Youtube kommentiert User mooo13 : „zeigt, was für ein Schwein Steve Jobs wirklich ist“.
Aber wenn Jobs gleich Apple gesetzt wird, dann muss man unterstellen, dass die Richtlinien der Firmenpolitik von Jobs auch trotz seines Rückzugs aus dem operativen Geschäft auch weiterhin gesetzt wurden. Unterlegt man wiederum seine Orientierung zum Buddhismus, muss man fragen, wieso Jobs dann im gleichen Atemzug im Umgang mit seinen Geschäftspartnern einen Stil an den Tag legte, der ihn eher als rücksichtslosen besessenen Egomanen erscheinen lässt. Die zitierten Fernsehbeiträge stehen im schrillen Gegensatz zu den Trauerschlagzeilen, die nun die Runde machen. Sie wollen nicht so recht zu dem Bild passen, das Jobs mit seinem Auftreten und seinen Produkten den Menschen präsentiert hat. Deswegen kann das Mittelhessenblog nicht guten Gewissens in diesen Chor mit einstimmen, wenn es um den Geschäftsmann Steve Jobs geht.
Redaktionelle Anmerkung: Im Internet finden sich eine Reihe von Belegen, die einzeln aufzuführen hier zu weit führen würde. Eine gute Übersicht über das vorhandene Material bildet der Wikipedia-Artikel über Steve Jobs, auch wenn dieser Artikel noch einiger Verbesserungen bedarf. Als Grundlage zur Darstellung von Steve Jobs als Geschäftsmann ist er aber ausreichend.
Roger Burk meint
Während in mir noch die Worte Steve Jobs aus der Stanforder Rede nachhallen, stimmt mich dieses doch arg nachdenklich
Willie Obst meint
Der ist nur ein Schwein von vielen, der Profit mit dem Leid anderer Menschen macht. Vielleicht wird er in seinem neuem Leben, als Sohn oder Tochter eines zu tode gekommenen Fabrikarbeiters in China geboren…
Jens Dehnert meint
Das wär doch mal ne Erfahrung, Willi. 🙂
Danny Faak meint
Warum gerade dieses Zitat ausgewählt wurde, einen Tag nach dem Tod von Steve Jobs, ist mehr als fraglich.
Der Frontal 21 Bericht ist lächerlich und dumm. Wenn man sich mal bewusst macht das FoxConn 400.000 Mitarbeiter hat, und sich von denen 12 umgebracht haben, was einer Rate von 0.003 % entspricht, und wir laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2004 eine Selbstmordrate von 0.013 auf die Einwohnerzahl in Deutschland hatten, muss man bei jedem Deutschen Unternehmen von der dreifachen Zahl ausgehen.
Außerdem kann Jobs nichts für die Arbeitsbedingungen in China. Wer hat keinen Schuh von Nike, keine Sachen von Esprit? Wer ißt keine Orangen aus Spanien?
Der Buddhismus sagt nur in sofern etwas über den Umgang mit anderen aus, als das er versucht das eigene Leid zu beheben. Er ist egoistisch – und das ist genau der Sinn der Sache.
Danny Faak meint
„Profit mit dem Leid anderer Menschen“ … ganz im Ernst, das ist erbärmlich.
Josef Huber meint
Ich bin gar nicht der Meinung, daß ein Mensch „fleckenlos“ sein muß. Warum glauben grade immer diejenigen, die höchsten Ansprüche stellen zu müssen, die selbst nicht weitaus geringeren genügen?
Christoph von Gallera meint
Lieber Danny Faak, danke für den Kommentar.
1.) Anmerkung Zitat:
Das Zitat wurde ausgewählt, weil es zum Zeitpunkt der Bearbeitung das inhaltlich einzig verwendbare dieses Beitrags war. Die anderen waren technischer Art. Inzwischen sind neuere dazugekommen. Insgesamt gibt es auf dieses Youtube-Video aktuell (21:25 Uhr) 9 Kommentare. Zwei davon sind inhaltlicher Art, wovon der jüngste westliche Kapitalismuskritik betreibt und George Orwells (Animal Farm) noch zum Vergleich heranzieht.
2)Generelle Anmerkung: Die Kritik an den Produktionsmethoden Appels wurden schon 2006 gemacht und aktuell hat Frontal 21 den Zustand sozusagen aktualisiert. Auf heise online findet sich zum gleichen Thema ebenfalls aus dem Jahr 2006 eine noch härtere Darstellung. Im übrigen ist die Tatsache, dass sich nur 1 Mensch wegen der Arbeitsbedingungen umbringt, schon erschütternd genug.
Steve Jobs kann sicherlich nichts für die Arbeitsbedingungen in China – er hätte aber in Übereinstimmung mit dem Bild, das er vermittelte, seine Macht lenkend einsetzen können. Was die Fragen nach Nike und Esprit betrifft, kann zumindest der Verfasser dieser Zeilen mit ruhigem Gewissen sagen, solche oder andere vergleichbare Marken weder je besessen zu haben noch den Drang nach dem Erwerb derselben verspürt zu haben ;-).
Was Orangen betrifft – nun, da schrumpft die Zahl der Anbieter erheblich zusammen.…
Willie Obst meint
Jobs wurde beständig seit 2006 von AI auf die unhaltbaren Zustände in chinesischen Fabriken hingewiesen. Das war nicht eine übersehe Mail von AI an Jobs ! Damit hat sich Jobs verantwortungslos und menschenverachtend verhalten. Denn ich bin der Meinung, wenn die Gesellschaft es einem erlaubt reich zu werden und gestattet diesen Reichtum zu behalten, so sollte diese Person auch gegenüber der Gesellschaft verantwortungsvoll sich verhalten. Denn wäre Steve Jobs in einem hungerleidenden Land in Afrika geboren, wäre er sicherlich nicht ein Milliardär geworden. Vielleicht wäre er dort verhungert.
Alexander Dort meint
Christoph von Gallera …oh Mann! Und womit hat der Verfasser jener Zeilen eben diese verfasst?!!
Sascha Lührs meint
Jobs hat aber, das habe ich gesten mal eingehend nachgesehen, ab etwa 2010 deutlich Maßnahmen dagegen ergriffen. Hat allerdings echt ganz schön lange gedauert 🙁
Christoph von Gallera meint
Alexander Dort Guten Morgen. Zumindest die Mittelhessenblog-Redaktion kam und kommt ohne Produkte der Häuser Microsoft und Apple aus. Die Software ist zu 100 Prozent auf Linuxbasis, die Hardware, soweit möglich, aus Europa. speziell die Tastatur stammt aus Auersbach in der Oberpfalz :-). Womit allerdings die Kommentare geschrieben werden, die hier eintreffen – nun diese Frage kann jeder am besten für sich selbst beantworten 😉
Alexander Dort meint
Christoph von Gallera …und das „soweit möglich“ schließt halt heutzutage leider nur noch die weitestgehend unwichtigen Komponenten der Hardware ein. Prozessoren, Chipsätze, Displays u.v.m. kommen heute meist ausschließlich aus Asien und niemand von uns weiß ob der sozialen und arbeitsrechtlichen Umstände, unter denen diese gebaut werden. Somit ist diese Hetzkampagne zwar schon gut und richtig um unser Gewissen zu erleichtern aber andererseits auch eine Farce die dazu dienen soll, ein Bauernopfer für unsere eigene Unzulänglichkeit zu finden!
Danny Faak meint
Alexander Dort Wenn du meine Zeilen meinst: Mit meinem MacBook Pro 2011.
Danny Faak meint
1) „Das einzig verwendbare Zitat“ … wenn dieses jedoch diffamierend ist zwingt einen keiner es zu benutzen. Man kann genauso schreiben das „die Kommentare einem Zitat eher nicht taugen, doch zumeist negativ ausfallen“ oder sonst was. Sich darauf zu berufen das man nur zitiert finde fadenscheinig.
2) Es geht nicht um Apples Produktionsmethoden. Apple produziert nicht. Apple lässt produzieren. Wenn sich ein Mensch umbringt ist das für die Angehörigen vielleicht erschütternd, aber steht wie Nietzsche schon über den jungen Nazarener sagte „in einem absurden Quantum zur Ursache“ wenn man jetzt diese Zahlen anbringen will. Bei der Telekom bringen sich mehr um. Bei Siemens auch. Beim Bayer auch. Wenn man jetzt sagt Steve Jobs hätte eingreifen können … ja das hätte so ziemlich jeder Politiker. Steve Jobs hat hier kein Alleinstellungsmerkmal, das nur er hätte helfen können.
Der ganze Artikel hat eher diffamierenden Charakter. „Nun ist er also tot“ ist eine Verniedlichung, damit fängts schon an. Sardonisch alles … muss das sein?
Alexander Dort meint
Danny Faak …nee, Du warst da nicht gemeint da es nämlich echt egal ist, welche Hardware genutzt wird!
Alexander Dort meint
Danny Faak …right! und zwar genau so erbärmlich wie der gesamte Thread, der einfach nur den Tod eines nun verstorbenen Quotengaranten nutzt, um das eigene Blog zu vermarkten. Sozial unterste Stufe und fern jeder Menschenwürde!
Danny Faak meint
Alexander Dort für das Notebook das man kauft wird zumeist sogar noch ne Windhoff OEM Lizenz bereit gestellt. Ob man die dann nutzt oder nicht ist auch schnurz 🙂