Liebe Mittelhessenblogleser: Der Widerstand der hessischen Unipräsidenten gegen die hessischen Kürzungspläne war in den vergangenen Tagen und Wochen deutlich zu spüren. Heute nun um 17 Uhr kommt es zum Treffen in Wiesbaden. Die Unterzeichung des Hochschulpaktes steht an.
Dass es den Studenten, Uniangestellten und Professoren zum Himmel stinkt, was in Wiesbaden getrieben wird, wenn es um Bildung geht, dafür sprechen die Proteste, die heute das Begleitkonzert spielen. Im FAZ-Interview hatte Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann eindeutig gesagt, was denen blüht, die sich nicht in das Sparkorsett der Landesregierung zwängen lassen wollen. Jedes Jahr neue Etatverhandlungen, nach unten jede Kürzung möglich.
„Fühlen Sie sich erpresst?“ wollte das Mittelhessenblog vom Gießener Unipräsidenten Prof. Dr. Joybrato Mukherjee wissen. „Nein das kann man so nicht sagen, bestimmt nicht“, unterstrich Mukherjee. Dass die Methoden der Wissenschaftsministerin draußen beim potentiellen Wahlvolk dennoch als Erpressung des Bildungsbetriebs ankommen steht auf einem anderen Blatt.
Als oberster Vertreter der Universität muss er diplomatisch geschickt verhandeln, um das Beste für die knapp 32280 Menschen herauszuschlagen, die als Studenten, Wissenschaftler und angestellte Mitarbeiter darauf angewiesen sind , dass sie auf einem verlässlichen Fundament stehen – fachlich und finanziell. Mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen und die Unterschriften die heute geleistet oder nicht geleistet werden, sicherlich keine leichte Aufgabe. Mukherjee spricht dagegen von einem Stil, über den man geteilter Ansicht sein könne.
Die Frage ist natürlich auch, ob trotz aller Harmonie, die etwa offiziell in der Zusammenarbeit im Medizinsektor zwischen den beiden mittelhessischen Universitäten in Gießen und Marburg betont wird, nicht doch Verteilungskämpfe eine Rolle spielen.
Gehen wir vom Wort Universitas aus, das im Wort Universität steckt, wird die Misere deutlich, in der sich die Universitäten heute befinden. Im Unterschied zu spezialisierten Hochschulen, die nur bestimmte Fächer oder Fakultäten lehren, sollte eine Universität eine möglichst breite Streuung von den Naturwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften bieten. Von dieser Auffassung, so scheint es, hat man sich in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts mindestens in Hessen verabschiedet.
Weil Gelder gekürzt wurden, gab es vor fünf Jahren das erste Streichkonzert. Die Leidtragenden waren vor allem die Geisteswissenschaften. Dies sei heute nicht so, im Gegenteil, versichert Charlotte Brückner-Ihl, Pressesprecherin der Uni Gießen. Sie verweist auf das positive Urteil des Wissenschaftsrates . Dieser habe die gute Entwicklung in Gießen und Marburg hervorgehoben, die seit Gründung der drei geisteswissenschaftlichen Zentren in Gießen. Marburg und Frankfurt 2004 begonnen hatten.
Was nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass für viele Studenten damit ein Wanderzirkus zwischen den Universitäten begann. Das derlei nicht passieren soll, wenn Kapazitäten in der medizinischen Zusammenarbeit zwischen den beiden mittelhessischen Universitäten zusammengelegt werden sollen, sagte Mukherjee in Gießen. „Es ist einfacher einen Professor umzuziehen als vielleicht 130 Studierende“, so der Unipräsident.
Welche Konsequenzen die geplanten Kürzungen nun haben werden, wer wo wie den Gürtel enger wird schnallen müssen, wollte Mukherjee nicht sagen. Dafür sei es eindeutig zu früh.
Fraglich bleibt bei der vorsichtigen Art, wie Mukherjee geantwortet, ob für Gießen unter Umständen mehr auf dem Spiel steht als etwa für Marburg. Denn während sich auf der Homepage der Gießener Uni zu diesem Thema lediglich drei Pressemitteilungen zum Hochschulpakt fnden (wenn man gezielt danach sucht) so wartet die Marburger Universität gleich mit einem Dossier über die Proteste auf.
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