In der zweiten Septemberhälfte wurde der Abschnitt der L3053 für Sanierungsarbeiten gesperrt. Hinweisschilder über die Dauer der Arbeiten fehlen. Bild: v. Gallera ‑Mittelhessenblog
Man kennt das: Man sitzt im Auto, die Zeitung, das Internet sind gerade nicht in Reichweite. Und im Radio kommt gerade auch kein Hinweis ‑auf die Baustelle, die da plötzlich den Weg versperrt. Kennt man das wirklich? In Mittelhessen zumindest scheint es darauf anzukommen, wo man sich gerade befindet. Bei der aktuellen Baustelle auf dem Teilstück der L 3053 zwischen Hohensolms und dem Erdaer Kreuz jedenfalls sind die Verkehrsteilnehmer, die sich vorher nicht anders erkundigt haben, aufs Rätselraten angewiesen. Dass es anders geht, zeigen Hinweise bei benachbarten Baustellen. Allerdings, so heißt es bei der regional zuständigen Pressestelle Westhessen von HessenMobil: Diese Infos seien freiwillig. Für 2015 werde zudem ein neues Verkehrsinfoportal und eine Infoapp für Smartphones geplant.
Ab 17. 9 gehe nichts mehr, lautete die lapidare Info auf einer Infotafel. Kein Hinweis, wie lange denn nun diese Baustelle dem Verkehr einen immerhin 15 Kilometer langen Umweg abnötigt, jedenfalls dem Durchgangsverkehr. „Bis zum 6. Dezember dauert die. Aber vielleicht haben wir Glück und diese Baustelle ist jetzt schon am 2.1 November wieder vorbei“, sagt ein Busfahrer, der sich direkt bei ausführenden Baufirma erkundigt. Er fährt täglich die Strecke.
Rund zwei Monate später sind die Straßenbauarbeiten zwar weiter fortgeschritten. An der informationspolitik hat sich bei dieser Baustelle für den vorbeifahrenden Verkehr aber nichts geändert. Bild: v. Gallera – Mittelhessenblog
Dass es anders geht, hatte die Straßenbauverwaltung des Landes Hessen bei einer anderen Baustelle bewiesen: Den Bauarbeiten an der Ortsdurchfahrt im Gladenbacher Ortsteil Erdhausen. Auch dort ist, zumindest, wenn man aus östlicher Richtung kommt, aus Richtung Gießen, eine längere Umleitung in Kauf zu nehmen. Aber zumindest ist dort das offizielle Ende der Bauarbeiten deutlich sichtbar auf großen Schautafeln dokumentiert. So wie bei einer anderen Baustelle der Fall ist, die jetzt gerade angekündigt wird. Auf dem Teilstück der L3047, das am Dünsberg vorbei führt und zwischen den beiden Biebertaler Ortsteilen Frankenbach und Fellingshausen liegt, wird ab kommenden Montag, 17. November ebenfalls nichts mehr gehen. Die Baustelle ist offiziell bis zum 28. November vorgesehen.
Es geht auch anders: Baustellenankündigung mit Beginn und Ende auf der L3047 am Dünsbergfuß zwischen Fellingshausen und Frankenbach, Landkreis Gießen
Für die Anweisung der Beschilderung ist die hessischen Straßenbauverwaltung zuständig. Die wurde, wie es offiziell hieß, vor wenigen Jahren umorganisiert. Zum Stichtag 1.Januar 2012 wurden bewährte Strukturen aufgelöst und neue Zuschnitte geschaffen. Offiziell kommt Mittelhessen in diesem Zuschnitt nicht vor – im Gegensatz zu zu früheren Zeiten, als es in Gießen noch den Sitz von „Hessen-Mitte“ gab. Der Landkreis Gießen gehört nach dieser neuen Strukturen nach Osthessen, wie Fulda. Aus dem Grund kommt die zuständige Pressemeldung für die neue Baustelle auf der L 3047 auch von HessenMobil Osthessen – aus Schotten. Die Schottener waren auch schon vorher für die Baustellen im Landkreis Gießen zuständig ‑als es noch die Ämter für Straßen- und Verkehrswesen (ÄSV)gab. Für den Lahn-Dill-Kreis, auf dessen Gebiet die Baustelle auf der L 3053 bei Hohensolms liegt, ist dagegen heute HessenMobil Westhessen zuständig. Mit Sitz in Dillennburg. Westhessen ist für die drei mittelhessischen Landkreise Limburg-Weilburg, Lahn-Dill und Marburg-Biedenkopf. Für den Marburg-Biedenkopfer Raum war das ASV Marburg zuständig. Seit 2012 ist für Straßenbaustellen, die unter Federführung des Landes liegen, HessenMobil Westhessen zuständig. Auf die Frage, wieso es in dem einen Fall, nämlich in Erdhausen, eine auch für den normalen Verkehrsteilnehmer sichtbare Informationen im öffentlichen Raum gibt, die über Beginn und Ende einer Baustelle aufklären, dagegen im anderen Fall keinen Hinweis, kam nach mehrmaligem Nachfragen nach der gängigen Praxis über Informationen für den rollenden Verkehr diese Antwort, die das Mittelhessenblog im Wortlaut bringt:
“ Alle Verkehrsschilder, die Hessen Mobil einsetzt – dazu zählen auch die Baustelleninformationsschilder -, entsprechen der Straßenverkehrsordnung.
Bei Baustellen auf Autobahnen und Bundesstraßen werden die Baustellenschilder des Bundes genutzt, darauf ist auch die Baudauer bzw. das Bauende angeben.Bei Maßnahmen auf Landes- und Kreisstraßen besteht dagegen keine gesetzl. Verpflichtung die Dauer der Baustelle auszuweisen. Zwar sind wir bemüht, den Verkehrsteilnehmer/innen möglichst umfangreiche Informationen auch zu Baustellen im sekundären Straßennetz an Ort und Stelle zur Verfügung zustellen, dies stößt allerdings teilweise an Grenzen, z.B.:
- Die Erkennbarkeit der Schrift auf Verkehrsschildern muss gewährleistet sein. Dies hat unter Umständen zur Folge, dass nur wenige Informationen auf ein Schild platziert werden können. Dies gilt insbesondere für Schilder, die aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse im Baustellenbereich bzw. im Zulauf zur Baustelle nicht in einem größeren Format hergestellt werden können.
- Bei Baustellen kürzerer Dauer werden oft wiederverwendbare Baustellenschilder aus Kosten- und Umweltgründen genutzt. Diese weisen daher nur auf die Baustellentätigkeit hin und sind nicht weiter spezifiziert.
Die Kosten pro Schild auf Bundes-/Landes- und Kreisstraßen lassen sich nicht eindeutig benennen, da diese vom Format und der Beschaffenheit abhängig sind. Der Preisbereich bewegt sich ungefähr zwischen 500 und 1.500 Euro.
Wir informieren die Öffentlichkeit neben den Baustelleninformationsschildern vor Ort regelmäßig über Pressemitteilungen zu etwaigen Bautätigkeiten. Unter mobil.hessen.de/Projekte finden sich zudem Informationen zu den größten Maßnahmen – geordnet nach Regionen/Landkreisen. Um die Information der Verkehrsteilnehmer/innen noch weiter zu verbessern, entwickeln wir derzeit ein neues Verkehrsserviceportal, das u.a. über aktuelle Baustellen in Hessen, Verkehrsstörungen etc. informiert. Mit der Veröffentlichung ist allerdings nicht vor Mitte 2015 zu rechnen. Die Darstellung für Smartphones ist ebenfalls in Planung.“
Zumindest bei den Baustellen, um die es in dieser Geschichte geht, zieht das Platzargument indes nicht: Platz wäre genügend vorhanden gewesen und das Argument, bei kürzeren Baustellen werde darauf verzichtet, läuft zumindest in dieser aktuellen Geschichte auch ins Leere: Die neue angekündigte Baustelle auf der L 3047 ist offiziell von kürzerer Dauer als die auf der L 3053.
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