Vor rund fünf Jahren lautete die Antwort der EDV-Antwortlichen beim Landkreis Gießen noch: „Linux, ja privat nutzen wir das. Das ist ja auch besser und sicherer als Windows. Fürs Netzwerk nutzen wir es ja ohnehin schon. Aber als Desktopoberfläche für die Anwender, das ist viel zu aufwendig.“ Wie es aussieht, müssen sich die Gießener Landkreispolitiker nun ganz offiziell mit dem Thema Opensource und Linux als Alternative zu Windows auseinandersetzen.
Denn die Grünen haben am 19.März einen Antrag gestellt, dass die Kreisverwaltung prüfen soll, wie sich ein Wechsel von den mit Lizenzgebühren behafteten Programmen von Microsoft hin zu Opensource-Programmen auswirken könnte. Allein in den 57 Schulen des Landkreises stünden 3000 Computer, hinzu kommen die Computer in der Kreisverwaltung. Eines der Hauptargumente ist die Einsparung öffentlicher Gelder.
Seit der vorsichtigen Einschätzungen der EDV-Experten beim Kreis sind allerdings eben fünf Jahre vergangen und Opensource ist dabei, neben den Verwaltungen in anderen Bundesländern und den deutschen Nachbarstaaten auch die Rechner in den Firmen zu erobern. Was die Einschätzung schwierig macht: Anders als bei den lizenzpflichtigen Programmen, für die nachprüfbare Kaufbelege existieren, können Opensourceprogramme ohne weiteres aus Netz heruntergeladen und installiert werden. Hier könnte man höchstens messen, wie häufig die Software heruntergeladen wird. Bestes Beispiel ist der Firefox, der sich inzwischen eine wachsende Fangemeinde erobert und den Internetexplorer von Microsoft überflügelt hat.
Stichwort Schule. In den einschlägigen Fachforen beklagen sich Lehrer, die gerne Linux an ihrer Schule einführen wurden, über mangelnde Unterstützung. So hieß es vor drei Jahren etwa im Ubuntuforum: „Bei uns in Hessen kann Linux an Schulen überhaupt kein Thema sein, da von der Schule i.d.R. niemand Vollzugriff auf die Rechner hat und Windows von oben gewollt ist. Die Wartung ist komplett an Firmen ausgelagert. Da müsste sich schon politisch was ändern.“ Und weiter heißt es: „Wir brauchen mehr Linux-Fans in der Politik! Wer meldet sich freiwillig? Ein Politik-Student hier?“
Wie es nun aussieht, scheint das Thema also in der mittelhessischen Politik angekommen zu sein und wird spannend bleiben zu beobachten, ob sich Opensource und Linux als ernstzunehmende Alternative etablieren werden.
Eine vollkommen neue Unbekannte in dieser Gleichung ist allerdings die Schülerschaft: Vor fünf Jahren noch war der Computerspielemarkt noch nicht so explodiert wie aktuell 2010. Die meisten Spiele verlangen aber eines: Windowsrechner. Also wäre auch die Spieleindustrie gefragt, Opensource-Alternativen zu den bekannten Spielehits zu liefern.
Wer sich direkt die Pressemitteilung der Grünen durchlesen will, um sich ein Bild zu verschaffen, kann dies unter der Seite „Zugesandte Pressemitteilungen“ tun.
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