Das zentrale Aufnahmelager des Landes Hessen in Gießen war 1990 der Mittelpunkt Deutschlands: Zettel, Trabis und Wartburgs bestimmten das Straßenbild zwischen dem langgezogenen Komplex in direkter Nachbarschaft des Bahnhofs und des Gewerbegebiets entlang der Lahnstraße. Heute, 20 Jahre später, keine Spur von den damals tatsächlich Epoche machenden Momenten – ausgelöst durch den Fall von Mauer und Eisernem Vorhang. Stattdessen überrascht Sat 1 mit einem so genannten Event-Zweiteiler am 15. und 16. März. „Die Grenze“ der vielsagende Name. Begleitet wird das Spektakel jetzt schon mit allem, was die mediale Maschine hergibt. Trailer, Umfrage etc. Eine sei dabei herausgegriffen: Die Frage, ob die Deutschen es gut fänden, wenn die Mauer und die Grenze plötzlich wieder da wären. Nach Bundesland kann man da abstimmen. Das Ergebnis höchst merkwürdig: Während beim Gesamtergebnis die Hessen zu zwei Dritteln gegen die Mauer sind, sieht es beim einzelnen Länderergebnis ganz anders aus: Danach sind 66 Prozent für die Teilung und 34 Prozent dagegen. Wem man da wohl nicht trauen kann: Der Rechenkunst des eingesetzten Programms oder den eigenen Augen nicht? Es ist schon bemerkenswert genug, daß ein Sender derart mit den Emotionen der Bevölkerung spielt.
Über Christoph von Gallera
Freier Journalist, Herausgeber Mittelhessenblog
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