Liebe Mittelhessenblogleser: Auf der Tagesordnung der Fachtagung „Regenerative Energien und ihr Beitrag für die Entwicklung ländlicher Räume“ standen im Gebäude der Wetzlarer Außenstelle des mittelhessischen Regierungspräsidiums zwar die Zukunft der Erneuerbaren Energien in Hessen und Mittelhessen. Interessant war indes die Botschaft, die zwischen den rund 60 erschienenen Bürgermeistern, Planern, Ingenieuren, Landwirten und einfachen Mittelhessen durch den Raum schwebte.…..
…um am Ende deutlich ausgesprochen zu werden: „Wir müssen dem Bürger erklären, was er davon hat“, formulierte Thomas Scholz, Bürgermeister der 6000 Menschen zählenden Gemeinde Mengerskirchen. Scholz erklärte, dass er ein Energiekonzept entworfen habe, das die Bürger direkt von Anfang an mit in die Schaffung einer auf Dauer unabhängigen Energieversorgung einbinden solle. Jeder Bürger wisse, was er tatsächlich für einen jährlichen Bedarf habe, das solle etwa mit einfließen. „Interessant ist das, wie der Häuslebauer seinen Verbrauch einschätzt“, so Scholz gegenüber dem Mittelhessenblog. Den Entwurf hatte Scholz im September geschrieben, nun sollen sich die Gemeindevertreter in den nächsten Ausschusssitzungen und Parlamentssitzungen damit befassen. Langfristig, bis 2020 oder 2030 will Scholz gemeinsam mit der Bürgerschaft die unabhängige Energieversorgung von Mengerskirchen erreichen. Noch eine Fliege will der umtriebige Bürgermeister mit der Klappe der Erneuerbaren Energien schlagen: Der anfallende kommunale Grünschnitt soll auf dem Weg gleich mit entsorgt und in Energie verwandelt werden.
Scholz sieht auch kein Problem darin, dass die Gemeinde selber als Energieversorger tätig werde. In Wetzlar hatte sich darum ein lebhafte Debatte entsponnen, ob Kommunen darin aktiv tätig werden dürften. Unter der Mehrheit der anwesenden Verwaltungsvertreter herrschte die Ansicht, dass Paragraf 121 der Hessischen Gemeindeordnung dort ein Türchen offen gelassen habe. Genau aus diesem Grunde hatten die Fronhausener Gemeindevertreter vor kurzem erst mit den Stimmen der SPD und BfF einen Antrag der CDU abgelehnt, der Gemeindevorstand möge Genossenschafter in der frisch gegründeten Biogas-Genossenschaft werden. Rechtlich nicht zulässig, hieß es zur Begründung. Vom Treffen in Wetzlar geht nun eine Botschaft aus, die Kommunen dazu ermuntert, diesen Sachverhalt näher mit ihrer Kommunalaufsicht zu debattieren. Der Gewinner dürfte am Ende der Bürger sein.
Wohin steuert Mittelhessen, geht es um die Versorgung mit den Erneuerbaren und vor allem, welche Wirtschaftskraft steckt in Bäumen, Bioabfällen oder vor sich hingärenden Maissilagen in Biogasanlagen? Diese Fragen zu beantworten, skizzierte Thomas Raussen, der Geschäftsführer des Witzenhausen-Instituts den Stand aus aktuellem Datenmaterial, „das ich so allerdings gar nicht rausgeben darf. Darin sind noch einige grobe Zahlen“, wehrte der Geschäftsführer dies mit Hinweis auf den Auftraggeber der hessischen Biomasse-Potenzialstudie ab. Auftraggeber ist das Land Hessen. Immherhin: Auf eines können sich die Mittelhessen auf Grundlage der Interpretation der Zahlen der Studie einstellen: Dort, wo der Wind stetig rauscht, dürfte es wohl vermehrt um die Errichtung von Windkraftanlagen (WKA) gehen. Auch der Biogasbereich sei im Kommen. Mindestens für diese beiden Formen der Erneuerbaren Energien sieht Raussen einigen Bedarf an Diskussionen mit den betroffenen Bürgern. „Es ist ein wenig kurios mit den Erneuerbaren. Jeder sieht es ein. Aber wenn dann eine Anlage errichtet werden soll, möchte das nach Möglichkeit niemand vor der eigenen Tür haben“, griff Raussen in Wetzlar ein seit einiger Zeit bekanntes Phänomen auf: wo WKA errichtet werden, regen sich Bürgerinitiativen mittlerweile mit ähnlicher Energie auf wie Atomkraftgegner. Dies hatte vor geraumer Zeit ein Vertreter der hessischen Windkraftbranche beklagt.
Als nachwievor beliebten Schlager stellte Raussen indes Energiegewinnung mit Holz vor. Beliebt seien Scheithölzer und automatische heizanlagen, die in der Regel mit Pellets betrieben werden.
Sarah meint
Hallo,
wie, was der Bürger davon hat?
Ich denke mittlerweile hat jeder verstanden, dass das Öl irgendwann zu Ende ist (oder eben 10 – 100€ / Liter kostet) und das der Trend nicht im Sinne der meisten Bürger liegen kann.
Darüber hinaus sparen Solarthermie und Geothermie langfristig Geld für Heizkosten.
Biogas kann Strom erzeugen und das ohne, dass man neben einem Atomkraftwerk wohnen muss.
Mittlerweile sollte es doch jeder verstanden haben, dass wir da irgendeine vernünftige Lösung brauchen die eben nicht Kohle/Atom und große, schnelle Autos heißt, oder?