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Spätestens seit dem Hollywood-Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ sind die Bilder von Männern, die Angelruten schwingend sich an Fische heranpirschen, mehr als nur einer eingeschworenen Fachöffentlichkeit bekannt: Das, was die beiden grundverschiedenen Brüder Paul und Norman verbindet, ist die gemeinsame Liebe zum Fliegenfischen. Anders als Laien vielleicht denken, fangen Fliegenfischer keine Fliegen. Ihren Namen verdanken sie den Ködern, die den natürlichen Vorbildern nachempfunden sind. Ein elitärer Sport? Vielleicht. Wenn man nicht ohne 1000-Euro-Routen auskommen möchte. Das es auch anders geht, beweist eine Runde, die regelmäßig aus ganz Mittelhessen zusammenkommt und sich immer donnerstags in Gießen trifft: Der Fliegenfischer-Stammtisch. In der Gastwirtschaft Hellas.
„Der Weiteste von uns kommt gegenwärtig aus Fulda, dann ist noch jemand aus Siegen dabei. Im Kern sind wir zur Zeit zwölf“, erzählt Bert Schaaf – der sich in seinem Hauptberuf als Pfarrer in seiner Reiskirchener Gemeinde spätestens dann einen Namen machte, als er hinter seiner Dienstwohnung auf einer großen Wiese in der Nachbarschaft des Friedhofs damit begann, trocken zu fischen. Trocken fischen? „Um die Wurftechniken zu üben, ist das gut“, sagt Schaaf, der in Fliegenfischerkreisen als langjähriger Profi gilt, der zudem einen Ausbilderschein der britischen AAPGAI hat. AAPGAI steht für „Association of Advanced Professional Game Angling Instructors“ , Diesen Schein habe er für sich aus reinem Interesse gemacht, erklärt Schaaf, allerdings unterstrich dieser Schein seinen Ruf als ausgewiesener Experte. Fliegenfischen, so sind sich Schaaf und seiner Mitstreiter sicher, sei alles andere als etwas elitäres. „Um das zu machen, kann man schon mit wenigen Euro beginnen. Man braucht eine Rute, Schnur und die Fliegen. Das ist eigentlich alles“, meint Toni Engler. Das es doch ein wenig mehr ist, wird beim Gespräch mit den Männern deutlich. Da ist von Nymphen die Rede, von Nass- und Trockenfliegen. Von Roll- und Kopfwürfen, von verschiedenen Fußlängen. Und immer wieder eines: Übung und die Bereitschaft, nicht ruhig auf einem Stuhl zu sitzen und zu warten, dass die Fische schon anbeißen, sondern dem Fisch hinterher zugehen, ihm quasi den Köder, eben die Fliege in ihren verschiedenen Variationen anzubieten.
Dabei ist Köder nicht gleich Köder: Der kann winzig klein sein oder auch schon mal entengroß, auf jeden Fall aber immer eines: leicht.
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Wie die Köder im Handbetrieb hergestellt werden, zeigen Martin Rau und seine Fliegenfischerfreunde an diesem Abend im Hellas. Nicht weil die Situation eigens für den Besuch eines Journalisten gestellt wurde, sondern weil man das nun häufig mache, wenn man sich zum Stammtisch treffe. Dann werden Bindestöcke ausgepackt, in einfacher Klemmversion, um den Bindestock am Tisch festzuklemmen oder gleich mit einer gemeinsamen mobilen Werkplatte. Zur Ausrüstung gehören Federn, Stoffe, Schnüre, Haken, Ösen. Kugeln. Aus den diversen Zutaten enstehen dann je nach Aufwand innerhalb weniger Minuten Nachbildungen von Eintagsfliegen, Fliegenlarven oder auch der Nachbau eines Grashüpfers.
Wieviel man für die Zutaten ausgeben muss? Die Männer schmunzeln und meinen: „Auch hier kann man sich mit einigen Euros begnügen und nimmt, was man so findet. Federn, Stoff und Wollreste. Oder man kann die Teile teuer einkaufen.“
Wieviele Fliegenfischer es im mittelhessischen oder überhaupt in Hessen gibt? „Das lässt sich schwer schätzen“ meint Martin Rau.
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Denn viele Angler hätten irgendwo im Keller noch eine Fliegenfischerrute stehen. Sie hätten das dann irgendwann einmal ausprobiert und weil sie nicht mit der Art des Fischens zurecht gekommen seien, sich wieder der Art zugewandt, die am weitesten verbreitet.
„Letztlich verbindet aber beide das eine: Die Liebe zur Natur und der spezielle Weg, auf diese Weise den Kopf frei zu bekommen, um dann Antworten auf Fragen zu finden, die sich im Alltag stellen“, lautet die Botschaft des Fliegenfischerstammtischs.
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