„Das wird uns noch etliche Jahre beschäftigen“, sagt Marianne Gössl und schaut auf ihr Smartphone. Bilder und Nachrichten direkt aus den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz. Die Bäckerin aus Fellingshausen hatte vor zwei Wochen die Idee, eine Kuchenkette ins Leben zu rufen. Speziell für das bald komplett zerstörte Eifeldorf Schuld.
Sie sitzt in ihrer Küche. Unterbricht gerade eine laufende Konferenz am Smartphone, um sich Zeit für die Reporterfragen zu nehmen. Sie erzählt von den Kontakten, die sich über soziale Medien ergeben hätten, davon, wie Menschen, die eben noch alles gehabt hätten, plötzlich vor den Nichts stehen. Davon, dass gerade einmal zwei Autostunden entfernt jetzt eine Welt ist, die zerstört wie nach einem fürchterlichen Krieg ist. Wenn man den Menschen wenigstens ein Lächeln wieder in ihre Gesichter zaubern könnte. Spontane Kuchenbackaktionen einzelner habe es ja schon gegeben. Aber daraus eine Kette zu machen? Und vor alllem, wie den Kuchen dann aus Biebertal nach Schuld bringen? Wenn es mehr als nur ein Kofferraum voll werden sollte?
Hilfe mit Kuchen und Baumaterial
Das sollte sich mit dem Kontakt zu Steffen Jauernig ändern. Der Trockenbauer aus Frankenbach hatte Anfang August die Idee, über einen Spendenaufruf Baumaterial zu sammeln und dann am 1. September nach Schuld zu fahren. „Da sind zwar jede Menge Helfer. Viele wissen aber nicht, was und wie richtig gebaut, wieder aufgebaut wird. Und vor allem: Es gibt viele Familien, die stehen ohne Versicherungsschutz da“, erzählt Jauernig am Abend vor der Abfahrt. Und speziell diesen will der Handwerkertrupp helfen. „Wir sind sechs Gewerke und Allrounder, die wir jetzt aufbrechen. Wir werden helfen, wo es nur geht. “ Das Besondere daran: Die Hilfe findet pro bono, also unentgeltlich, statt. Ob er denn keine Sorge wegen laufender Aufträge habe? „Sicher, wenn ich allein danach gehen würde, dürfte ich nicht fahren. Aber es gibt Dinge, de mehr zählen“, sagt Jaunernig. In dem Konvoi, den Jauernig zusammen gerufen hat, finden nun auch die ersten beiden Kuchenkisten Platz, die Marianne Gössl durch ihren eigenen Spendenaufruf auf den Weg schicken kann. Als sie sich mit Steffen Jauernig beim ehemaligen Aldi in Frankenbach trfft, kommt auch Jutta Schumacher mit ihrem Kuchen, den sie mit auf die Reise geben will. „Wenigstens etwas, mit dem ich helfen kann“. Sie hatte von Gössls Aufruf erfahren und sich direkt ans Werk gemacht.
Nur, wie soll die Kuchenkette funktionieren? Zwei Kuchenkisten sind ja nur ein Anfang. Von den 36 Kisten, die dann am 18. September insgesamt ins Ahrtal gebracht werden sollen. Wenn es so läuft, wie es die Fellingshausenerin sich für die Menschen in Schuld wünscht. Ihre Hoffnung liegt auf einem Transport mit 18 Lkw, der eben an diesem 18. September aus Marburg aufbrechen soll. Bis dahin, so ihre Hoffnung, dass sich viele finden, die jeder einen Kuchen für den Transport backen.
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