FRANKENBACH. Es ist ein wolkenlos blauer Himmel an diesem Dienstag, dem 27. März 1945. Ein schöner Frühlingstag nach dem harten Winter. Der zweite Weltkrieg hat sich in dem kleinen Dorf bisher nur durch Einquartierungen durchziehender Wehrmachtsoldaten bemerkbar gemacht, erinnert sich 65 Jahre später Hedwig Waldschmidt, geborene Wagner. Es ist Mittagszeit an diesem Spätmärztag. Doch die wärmende Frühlingssonne steht im krassen Widerspruch zu wenige Minuten dauernden Ereignissen, die Hedwig Waldschmidts Leben und das vieler anderer Frankenbacher für immer prägen werden. Ein Gedenkgottesdienst am Sonntag soll an den Bombenangriff erinnern.
„Ich war eben noch die Treppe hochgegangen, um Schuhe zu holen. Meine Schwester hatte noch gesagt, mach das nicht, wer weiß, was passiert. Überlebt habe ich“, ist die Frankenbacherin nachdenklich.
Die damals 20-jährige Hedwig Wagner hörte nur einen Knall, Rauch und Dreck erfüllten Sekundenbruchteile später die Luft. Sie geht herunter und sieht ihre 23-jährige Schwester Johanna Klein am Boden liegen. Ihr Tochter, die kleine zweijährige Ursula wurde durch die Wucht der Detonation ihrer Mutter aus den Armen gerissen und liegt im Keller mit einer Kopfwunde. „Johanna war sofort tot“. Ihre Nichte versuchte sie noch zu retten, packte das verletzte Mädchen um es zum Arzt zu bringen. Doch e s war keiner erreichbar. Die Zweijährige sollte ihren Verletzungen erliegen. Genauso wie eine Großmutter mit ihrer Enkelin in dem Haus verbrennen sollte, das dort stand, wo heute die Freie Evangelische Gemeinde ihr Haus hat.
Auch Henny Brück, damals 15 Jahre, erinnert sich an diesen 27. März. „Ich lag mit Mandelentzündung im Bett. Plötzlich kam dieser Knall, hörte ich die Schüsse“. Als sie zum Fenster hinaussieht, sieht sie Häuser brennen, hört Menschen schreien. „Das vergisst man ein Leben lang nicht“, sagt sie.
„Es war schon ein komisches Gefühl damals. Man kannte sich ja untereinander. Und die Jungs waren gerade aus der Schule, mussten ins Feld. Und dann kamen die Nachrichten. Wer wo gefallen war“, beschreibt Hedwig Waldschmidt den damaligen Dorfalltag. Dass der 27. März plötzlich den Krieg hautnah in das Dünsbergdorf bringen sollte, sei 4 Uhr in der Frühe an diesem Dienstag noch nicht so klar gewesen. Zwar habe es Aufforderungen gegeben, dass „ der Volkssturm im Dünsberggrund Gräben ausheben sollte.“ Zum dem Zeitpunkt waren aber noch nicht die zwei Geschütze aufgetaucht„ die im Laufe des Vormitttags in der Erdaer Straße in Stellung gegen die nachsetzenden Tiefflieger gingen. Eines der Gechütze stand direkt vor Hedwig Waldschmidts Elternhaus, in dem sie heute noch wohnt.
Die Wucht der Ereignisse spürte auch Ekkehardt Löw. Der Vorsitzende des Frankenbacher Heimat und Geschichtsvereins hatte zum 50. Jahretag 1995 einen Gedenkband herausgebracht, der an die Luftangriffe vom 14., 27. und 28. März 1945 auf Frankenbach und Bieber und den Einmarsch der Amerikaner erinnern sollte. In den Gesprächen mit den damals noch lebenden Zeitzeugen sei es ihm gewesen, als seien die Ereignisse plötzlich wieder aktuell. Acht der Frankenbacher, die er befragt hat, sind inzwischen gestorben. Ihre Erzählungen hat Löw aber auf Tonbändern festgehalten. Löw berichtet aus der Arbeit zu seinen Recherchen noch etwas anderes: Bilder nach dem Bombenangriff zu bekommen sei so gut wie unmöglich gewesen. Die Frankenbacher hatte nach dem Einmarsch der US-Truppen alle Kameras abgeben müssen. Ein Bäcker, der seine Kamera im Ofen versteckt hatte, habe sich nicht getraut, die Lage nach dem Bombenangriff und dem Einmarsch in Bildern festzuhalten. Die Zerstörungen hatte Jürgen Crombach nach den Erzählungen der Frankenbacher zeichnerisch nachempfunden. Das Misstrauen der Frankenbacher, insbesondere den schwarzhäutigen US-Soldaten gegenüber sei allerdings schnell gewichen, als sie merkten, dass die US-Soldaten freigiebig Nahrungsmittel und Süßigkeiten unter der vom Krieg geschundenen Bevölkerung verteilten.
Jetzt zur 65-jährigen Wiederkehr der dramatischen Ereignisse dieses März 1945 wird es am Sonntag, 28. März 2010 um 10.30 Uhr einen Gedenkgottesdienst mit anschließender Ansprache in der evangelischen Kirche in Frankenbach geben. Die Kirche selber war auch während des Bombenangriffs getroffen worden.
Gebäudereinigung Hamburg meint
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