Es ist einer von diesen Wegen, die es so ja eigentlich gar nicht gibt: Promilleweg, Schleichweg oder schlicht einfach eine Abkürzung für Einheimische. Denn eigentlich haben solche Wege einen ganz bestimmten Grund: Zuerst sind sie gedacht für Landwirte mit ihren Zugmaschinen und Geräten. Die müssen sie sich teilen mit Pferdehaltern, Hobbyrinderzüchtern oder ganz „stinknormalen“ Radfahrern, Joggern und Wanderern. Die Grüne-Plan-Wege. Zwischen Mudersbach und Erda, Ortsteilen der Gemeinde Hohenahr gibt es auch so einen Weg. Nur der ist jetzt so blockiert, dass Landwirte auf jeden Fall nicht mehr durchkommen. Auch keine Schäfer. Eben keiner, der mit normalbreiten Autos oder noch breiteren Gefährten dort durch will.
„Mal da, mal nicht da.…dann wieder da“
Die Positionen, die dahinter stehen könnten, kennzeichnen zwei Gespräche „auf der Straße“. In Mudersbach und in Erda. Ein Einwohner aus Muderbach, der sich ein wenig in der Kommunalpolitik in Hohenahr auskennt „zumindest was Mudersbach und Erda angeht“, sagte: „Die Absperrung war ja schon mal da. Anfang des Jahres. Nur dann wurde sie wieder abgebaut, heimlich. Und die Gemeinde hat sie jetzt da wieder hingestellt. Das ist für die Leute, die hier mal eben schnell zu ihren Weiden wollen oder Holz holen wollen, jetzt schon ein Umweg“, sagt der Mudersbacher.….…Beide Dörfer gehören zur Gemeinde Hohenahr, die zum Lahn-Dill-Kreis in Mittelhessen gehört. Erda ist der Sitz der Verwaltung und hatte es vor kurzem erst in die Reihe „Dolles Dorf“ im Hessischen Rundfunk geschafft. Aber das per Losziehung und nicht dieser Geschichte wegen.…
„Die ist neu und das ist gut so“
„Nein, da war vorher nie eine Absperrung. Die ist neu. Aber sie ist ja auch notwendig“, sagt auf der anderen Seite des Tales entlang der Aar ein Bürger aus Erda. Er weist sich im Gespräch ebenfalls als „Ureinwohner“ aus.…Dass der Weg nun von der Mudersbacher Seite her blockiert worden ist, findet er gut. „Das ist ja eigentlich ein Weg für Radfahrer und Wanderer“ sagt der Mann. Und für die sei es ja blitzgefährlich geworden in der letzten Zeit. „Die Autofahrer, die da durchfahren, nehmen ja keine Rücksicht. Da fehlen manchmal Millimeter und es könnte einen Unfall geben“, so der Mann…Die Antwort des Mannes bekommt zumindest in einer Hinsicht Unterstützung: Bei Google Maps ist von der Absperrung ebenfalls nichts zu sehen. Und die Kartendaten sind laut GoogleMaps aktuell.…
Inzwischen auch bei Facebook
Ins soziale Netzwerk Facebook hat es die Blockieraktion auch schon geschafft. Auf seiner FB-Seite Schafzucht Schmale beschwert sich Schäfer Thorsten Schmale, dass durch die eng gesetzten Steine es jedenfalls normale Fahrzeuge nicht schaffen würden.
Die Kritik des Schäfers hat eine gewisse Berechtigung. Dass sich die Gemeindeverwaltung in Hohenahr dort möglicherweise einen Schildbürgerstreich erlaubt haben könnte, wird durch ein anderes Indiz unterstützt: Der blockierte Feldweg ist nämlich erst einmal an seiner Einmündung in die Landstraße L3287 vollkommen frei. Allerdings ist die warnende Beschilderung kurios: Für Radfahrer sei der Weg frei, für Gefährte der Land- und Forstwirtschaft auch. Und obendrüber hängt das Sackgassenschild. Das KO-Schild auch für die Landwirte und andere, die einen wichtigen Grund haben, um zu ihren Grundstücken im Tal fahren zu können. Denn die enggesetzten Steine lassen in der Tat nur zu, dass dort im Grunde nur selbstfahrende Rasenmäher und andere Schmalspurvehikel dort durchkommen – wenn überhaupt.
Ob diese Blockade möglicherweise etwas mit den neugebauten Häusern an der Straße Zum Scheidtfeld in Mudersbach zu tun haben könnte, ist eine Frage, die weder der Mudersbacher und der Erdaer Bürger beantworten wollten.….
Eine Abkürzung, die eigentlich keine ist.…weder offiziell noch aus Zeitgründen
Kurios ist die Absperrung in Mudersbach aber noch aus einem anderen Grund: Denn wer es wirklich darauf anlegt, kann die Absperrung einfach umfahren (siehe Googlemaps-Ausschnitt). Für normale Verkehrsteilnehmer ist es ohnehin fraglich, ob sich die inoffizielle Abkürzung lohnt: Wer auf regulären Strecken, also auf der Landstraße zwischen den beiden Orten unterwegs ist, muss bei normalem Verkehr fünf Minuten einkalkulieren oder 3,4 Kilometer. Wer den Schleichweg bevorzugt, braucht für zwei Kilometer auch fünf Minuten. In der Zeit also kein Unterschied. Nur, wer eben Tiere versorgen will, dafür Anhänger transportieren muss oder wer mit einem Traktor samt angehängten Arbeitsgeräten unterwegs ist, bekommt so das Leben unnötig erschwert.
Vielleicht statt Steinen eine Schranke?
Vor dem Hintergrund, dass diese Absperrung ohnehin die einzige auf dem Grüne-Plan-Wege-Netz in Hohenahr ist, wirkt die Absperrung umso skuriller. Wie es anders gehen könnte, hat die Gemeinde Lahnau, ebenfalls im Lahn-Dill-Kreis, durchexerziert: Dort wurde, nachdem es Anwohnern und Naturschützern zu bunt wurde, der Verbindungsweg zwischen Atzbach und dem Wetzlarer Ortsteil Dutenhofen auf der anderen Lahnseite mit einer Schranke dichtgemacht. Landwirte und andere, die einen triftigen Grund haben, dort durchfahren zu müssen, haben einen Schlüssel, mit dem sie sich den Weg frei machen können. Auf der anderen Seite: Zwischen den beiden Orten gibt es nur diesen einen Weg. Anders als zwischen Erda und Mudersbach.
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