Im kleinen Dorf Krumbach in Mittelhessen können die Bewohner aufatmen: Eine lange 20-Kilometer Umleitung hat ein Ende und damit wohl auch ungewolltes Wecken morgens um Halb Fünf Uhr für manchen direkten Anwohner der Marburger Straße.
Marburger Straße, so heißt das Teilstück der L 3061, die aus Richtung Gießen und Marburg kommend durch den Biebertaler Ortsteil führt. Weil die Landstraße dringend saniert werden musste,ebenfalls ein Teilstück der Kreisstraße und gleichzeitig die Gemeinde auch Arbeiten am Kanalnetz damit kombinieren wollte, wurden in einem Zug seit den Sommermonaten die notwendigen Bauarbeiten erledigt. Das allerdings nicht ohne Verzögerungen, die den für Ende Oktober angekündigten Bauarbeitenschluss hinauszögerten. Offiziell nun bis zum 21. Dezember.
Holprige Straßen gibt es genug in Mittelhessen. An den Randgebieten und mittendrin. Mittendrin liegen kleine Dörfer wie Roßbach oder Wilsbach oder Krumbach und Altenkirchen. Die einen im Lahn-Dill-Kreis und das eine im Landkreis Gießen. Roßbach ist die Sanierung des Teilstück der L3287 schon lange ein Thema. 2010 hatten wir über den Protest Roßbacher Bürger berichtet (Straßengolf — Streetgolf — die mittelhessische, die hessische, die deutsche Variante?). Geschehen sei nicht allzuviel, hatte Daniel Philipp dem Mittelhessenblog im Sommer berichtet. Der junge Mann hatte vor zwei Jahren die Idee zum Protest gehabt. Geschehen ist seither nicht viel in dem kleinen Dorf. Auch nicht im Nachbardorf Wilsbach. Außer den üblichen Reparaturen der schlimmsten Schäden der vergangenen Wintersaison.
Bietet die notdürftig geflickte Landstraße dort Anlass für Anwohnerverdruss, waren die Einwohner des benachbarten Krumbach, Ortsteil von Biebertal im Landkreis Gießen, aus einem ganzen anderen Grund verärgert: Dort hatten die Anwohner in diesem Jahr mit einer mehrmonatigen Vollsperrung ihrer Hauptdurchgangsstraßen zu kämpfen. Sowohl die Gemeinde wie auch der Landkreis, aber an allererster Stelle das Land (vertreten durch die Straßenbauverwaltung Hessen Mobil) hatten dort in diesem Jahr nacheinander verschiedene Sanierungs- und Kanalarbeiten zu erledigen. Waren die Arbeiten der Gemeinde Biebertal zügig erledigt, so zogen sich die Bauarbeiten, die im Auftrag der Straßenbauverwaltung erledigt werden sollten, weit über den angekündigten offiziellen Abschluss Ende Oktober hin. Aus dem Umkreis der beteiligten Firmen wurde gegenüber dem Mittelhessenblog berichtet, dass Schwierigkeiten bei der Koordination genauso ein Grund gewesen wären wie unvermutet auftauchende Schwierigkeiten durch massive Bruchsteine. Zuletzt habe für eine Übergangslösung bei der Wasserversorgung gesorgt werden müssen, um voran zu kommen, wurde erklärt. Nichtzuletzt habe das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Was in diesem Zusammenhang wundert: Vor dem angekündigten offiziellen Ende hatte es eine Baustellenschau gegeben. Während dieser waren die Schwierigkeiten und die zu erwartende Verzögerung zu keinem Zeitpunkt erwähnt worden. In der Zwischenzeit hatten sich aber Anwohner immer wieder über Verkehrsteilnehmer aufgeregt, die „zu nachtschlafender Zeit um 4.30 Uhr“ über die abgesperrte Straße gefahren waren. Das hatte wiederum seinen Grund: Denn durch die Vollsperrung war der direkte Weg zwischen Krumbach (Biebertal, Landkreis Gießen) und Kirchvers (Ortsteil von Lohra, Marburg-Biedenkopf) abgeschnitten. Dieser Weg dient nicht nur dem lokalen Verkehr sondern auch dem Durchgangsverkehr auf der Strecke zwischen Marburg und den , zumindest denjenigen, die eine Alternative zur B3 suchen oder Offiziell zumindest. Die Folge: Für eine Wegstrecke von höchstens fünf Minuten war eine Umleitung von rund 20 Kilometer eingerichtet worden. Fahrtzeit rund 20 Minuten. Durch den Landkreis Lahn-Dill über ein Teilstück der L 3047 entlang des Westfalenwegs, weiter über die Lohraer Ortsteile Seelbach, Rollshausen und Altenvers nach Kirchvers.
War diese Umleitung alternativlos?
Hätte es keine andere Lösung gegeben als diese nervenzehrende Umleitung? Diese Frage stellten sich während der Monate der Umleitungsdauer immer wieder Anwohner und Verkehrsteilnehmer. Biebertals Bürgermeister Thomas Bender hatte dazu gesagt, dass die Regelung der Umleitung Sache der Straßenverkehrsbehörde sei, soweit es den privaten Verkehr betreffe. Im übrigen seien die Arbeiten dringend nötig gewesen. Wenn sie nicht stattgefunden hätten, hätte es womöglich deswegen Proteste gegeben. Der Blick in die Nachbargemeinde Bischoffen mit ihren Ortsteilen Roßbach und Wilsbach bestätigt diese Vermutung. Eine komplette Sanierung der L 3287 auf dem Teilstück ab der L 3047 Richtung Niederweidbach würde aber vermutlich ebenfalls zu Protesten führen. Denn in diesem Fall wären Roßbach und Wilsbach komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Jedenfalls dann, wenn man die Argumentation zugrunde legt, die von Hessen Mobil aus Schotten wegen der Umleitung rund um Krumbach kam.
Hessen Mobil schrieb der Mittelhessenblog-Redaktion am 11. Dezember dies: „Hessen Mobil darf den Verkehr bei notwendigen Vollsperrungen von Baumaßnahmen nur auf öffentlichen Straßen umleiten. Dies sind die Bundes‑, Landes- und Kreisstraßen in Hessen. Bei einem Feldweg handelt es sich nicht um eine öffentliche Straße, sondern um einen Weg, welcher dem landwirtschaftlichen Verkehr dient. Das Rechtsverhältnis einer öffentlichen Straße erhält die jeweilige Straße je nach Verkehrsbedeutung durch Widmung. Die Bestimmungen hierzu finden sich in den §§ 2 – 4 Hessisches Straßengesetz (HStrG).
Gem. § 31 HStrG dürfen nur solche Strecken als Umleitungsstrecken ausgewiesen werden, welche auch unter Berücksichtigung des zusätzlichen Verkehrs verkehrssicher sind. Unter Umständen müssen hierfür Ertüchtigungsmaßnahmen auf der vorgesehenen Umleitungsstrecke ausgeführt werden. Hierzu zählen z.B. die Herstellung einer ausreichenden Fahrbahnbreite, um einen ungehinderten Begegnungsverkehr gewährleisten zu können und ein entsprechender Fahrbahnaufbau, um der Belastung durch den zusätzlichen Verkehr standzuhalten. Bei einer notwendigen Fahrbahnverbreitung müsste im Vorfeld erst Baurecht geschaffen werden. Baurechtsverfahren sind aber oftmals recht langwierig und erfordern die Beteiligung verschiedener Institutionen.
Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass es jedem Verkehrsteilnehmer frei steht, eine Alternative zur ausgewiesenen Umleitungsstrecke im öffentlichen Straßennetz zu nutzen. “
Mit anderen Worten: Wem die offizielle Umleitung nicht passt, der kann sich eine andere suchen. Daniela Czirjak, Pressesprecherin vom Hessen Mobil in Schotten sagte, dass ein Ausweichen über geteerte Grüne-Plan-Wege schon deswegen schwierig sei, weil diese nicht für die Dauerbelastung mit schwerem Durchgangsverkehr wie Lkw geeignet seien. Wenn Busse über die Wege fahren würden, seien dies Sondervereinbarungen, mit denen Straßenbauverwaltungen nichts tun hätten, sondern die Kommunen.
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