POLITIK und WIRTSCHAFT
In Kelkheim war er. Nach Fronhausen wird er nun doch nicht mehr kommen. Karl Theodor Freiherr zu Guttenberg Abgesagt. Schade. Denn es hätte die Gelegenheit geboten, den ältesten Sproß einer alten deutschen Familie danach zu fragen, wie sich denn sein Handeln mit dem verbinden lässt, was im platten Volksmund als adelig bezeichnet wird. Um keine Missverständnisse zu erzeugen: De jure, also dem Recht nach, ist der Adel in Deutschland seit dem Ende der Monarchie und dem Entstehen der Weimarer Republik abgeschafft und Namen nach dem Muster „Soundso Baron/Freiherr aus, zu, von, vom XY“ sind auch nichts mehr als reine bürgerliche Namen. Wie im übrigen es in diesem Fall mit der Anrede gehalten wird, erklärt eine Plattform, die den Namens des Erfinders der guten Umgangsformen trägt: KNIGGE.DE .
In der Plattform heißt es zu Recht, dass der Umgang mit deutschen Adelstiteln im Vergleich zu französischen und englischen ein kompliziertes Ding sei. Wie auch immer, Herr zu Guttenberg hat zumindest nicht mehr das Problem, noch den Doktortitel vorne unterbringen zu müssen.
Was bleibt ist dieser Begriff „Adel“.
Professor Oliver Lepsius von der Universität Bayreuth hat nach dem klassischen Maßstab des Wortes Adel mehr davon bewiesen als zu Guttenberg dies getan hat. Denn Adel wird in seiner Herkunft auch mit der Bedeutung von „edel“ erklärt. Und dazu gehört unter anderem der Mut, offen für etwas einzustehen. Das hat Lepsius in seinem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk bewiesen. Das Interviw hat der BR allerdings mit dem Verweis auf die Urheberschaft aus Youtube gelöscht und auf der Online-Plattform des Senders ist das Interview derzeit auch nicht ohne weiteres abrufbar.
Was Adel im einzelnen bedeutet, erklärt gut dieser Wikipedia-Eintrag zum Thema Adel. Kernpunkt ist, dass an Adelige oder „Adelige“, wie es vermutlich Autoren aus dem fundamental-sozialistischen Umfeld schreiben würden, jeher ein Wertemaßstab angelegt wird, sei es aus den eigenen Reihen oder dem klassischen bürgerlichen Umfeld, dass die eigentlich anzunehmende Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, wie er heute selbstverständlich vorausgesetzt wird, in diesem Fall wohl aus den verschiedensten Ursachen versagt. Im Ende führt dies noch mehr als in jeher klassisch bürgerlichen Familien zu einem enormen Leistungsdruck . Zu diesem Phänomen Guttenberg zu befragen, im speziellen zu Ewartungshaltungen aus der Familie heraus. wäre ein Anliegen gewesen. Mit dem Absagen jeglicher politischen Auftritte ist dies nun nicht möglich, zumindest nicht ohne besonderen Aufwand.
Was in den Forderungen nach seinem Rücktritt auffällt, ist die Tatsache, dass sich hier eine selten einmütige Allianz vom äußersten rechten Flügel (NPD) über die SPD und Grüne, Teile der CDU bis zuletzt in die Wissenschaft gebildet hatte. Bei der NPD war allerdings die Tatsache ausschlaggebend, dass Guttenberg in seiner Bundeswehr-Reform die Truppe auch Ausländern öffnen will. So bizarr es klingt, in der Debatte waren es ausgerechnet die Vertreter einer vom Verfassungsschutz immer noch beobachteten Partei, die aus ministeriellen Sachgründen einen Rücktritt Guttenbergs forderte. Das Resultat liefert die Googel-Suche „Guttenberg in Hessen“. Mit dem Slogan „Stoppt Guttenberg! war die hessische NPD in den Kommunalwahlkampf gezogen. Die SPD verwendet dafür eher den Ausdruck „Lügiatoren“ und zielt damit auf Koch, Bouffier und Guttenberg.
Das Phänomen Guttenberg hat übrigens einem anderen Mittelhessen, der im Masterstudiengang Journalistik in Leipzig studiert, zu seinem ersten Blogeintrag verholfen in seinem Blog Seitenweg. Das Mittelhessenblog wünscht auf diesem Weg viel Erfolg.
Hinweis: Wenn Sie diesen Artikel gelesen haben, sollten Sie auch „Warten auf Guttenberg“ im Mittelhessenblog lesen.
Heinz Freiherr von Mustermann meint
https://www.youtube.com/watch?v=wTiIOLRQKfM
Christoph von Gallera meint
Dieser Kommentar wurde dem Mittelhessenblog anonym geschickt. Der Vollständigkeit wegen, da er sich auf das während der Verfassung des Artikels nicht abrufbare Interview mit Professor Lepsius von der Uni Bayreuth bezog und der Tatsache geschuldet, dass die Uni Bayreuth zum gegenwärtigen Zeitpunkt jegliche Verantwortung von sich weist, ist die Aufnahme des Videolinks aber angebracht. Die Absendequelle ist allerdings redaktionell bekannt.