UMWELT/TOURISMUS
Im Hochtaunus kommen Rückepferde vereinzelt noch zum Einsatz, in den Wäldern um Gießen, Wetzlar und Marburg eher nicht. „Mindestens zehn Jahre lang gibt es das nicht mehr“, ist man sich bei den Freizeit- und Wanderreitern im Lollarer Ortsteil Salzböden sicher. Der Verein hatte zum ersten Treffen in der Abgeschiedenheit des Krofdorfer Forstes eingeladen. Neben den Fachsimpeleien, die sich unter den rund 20 Kutschbesatzungen und 40 Reitern ergaben, sorgte Christian Landmesser aus Lollar mit seinem acht Jahre alten rheinisch-deutschem Kaltblut-Wallach Eddy für einen anderen Schwerpunkt: Das 600-Kilo-Tier ist gleichzeitig Reit‑, Zug- und je nach Gelegenheit auch Rückepferd.
„Eigentlich mache ich das ja nur privat, wenn mich mal jemand gezielt danach fragt, ob ich mal eine Fichte aus dem Wald ziehen kann“, sagt Landmesser. Holzrücken: Davon sprechen die Forstleute, wenn Bäume von dem Platz, wo sie gefällt, anschließend entastet wurden und das Kronenholz abgesägt worden, als Stämme an den nächsten Waldweg gezogen werden. Im Sinne einer ökologischen und behutsamen Forstwirtschaft sind in der Theorie dafür eigentlich Kaltblüter als tierische Helfer gedacht. In der Praxis sehe das aber zumindest in der mittelhessischen Forstregion anders aus. Dies hatte die Biebertalerin Revierförsterin Ulrike Hinrich so bereits während eines Vortrags zu nachhaltiger Forstwirtschaft bei den Königsberger Vogel-und Naturschutzfreunden so erklärt und damit eine lebhafte Debatte über den Begriff nachhaltiger Forstwirtschaft ausgelöst.
Hinrich hatte darauf hingewiesen, dass das Argument der Bodenverdichtung bei der heutigen Generation der Holzernter nicht mehr zähle. Außerdem sei die Arbeit mit Holzrückepferden nur zu einem bedingten Teil zu leisten. Holzrückepferde könnten nur genommen werden, um Fichtenstämme zu ziehen, nicht aber die schweren Eichen- und Buchenstämme. Dass die Stimmung im Forstbereich hier zwiegespalten ist und in anderen Regionen Deutschlands anders darüber gedacht wird, dafür steht etwa die Praxis in der Schwäbischen Alb. Dort werden Rückepferde durchaus als ernstzunehmende und ökologisch sinnvolle Alternative zu Seilschleppern angesehen.
Roger Burk meint
In meinem ersten Leben war ich Forstwirt und kann aus dieser Erfahrung zum Rücken mit Pferden klar und deutlich JA sagen.
Was die herkömmlichen Schlepper im Wald für Schäden anrichten ist echt irre. Nicht nur die Bodenverdichtung und zerstörten Waldwege – auch die Rückeschäden an den Bäumen sind beträchtlich. (Schleifschäden durch die Stahlseile & zu schleppende Stämme) Derart angeschabte Fichten reagieren da z.b. mit Rotfäule. Die so geschädigten Bäume werden später weniger oder gar keinen finanziellen Ertrag mehr bringen. Im Gegenteil – eine kranke Fichte lockt Borkenkäfer an und somit ist dann im Endeffekt der ganze Bestand gefährdet.
Natürlich kann ein guter Holzrücker mit seinem Seilschlepper durch umsichtiges Verhalten diese Schäden verringern. Aber auch hier gilt: Zeit ist Geld und so bleiben Schäden oft nicht aus.
(Habe selbst verschiedene Holzrücker erlebt. Sehr gute und auch weniger gute – es hängt viel vom Verantwortungsbewusstsein desjenigen ab)
Ein Pferd schleppt nicht einfach nur stur die Stämme aus dem Bestand- egal was was im Wege ist, sondern sucht zusammen mit dem Pferdeführer den besten & schonendsten Weg.
Das Argument, dass Pferde nicht die schweren Eichenstämme ziehen können, stimmt nicht. Dann brauchts halt zwei Pferde (oder mehr). Aber der Pferdeunterhalt & die Ausbildung ist teuer…
Die modernen Harvester sind nebenbei bemerkt gar nicht so boden & waldschonend wie im Artikel suggeriert wird. Abgesehen davon, dass diese Maschinen abertausende (gute) Arbeitsplätze wegrationalisiert haben.
Auch hier gehts wie überall ums Geld. Das was für den Wald gut wäre, ist zu teuer.. Schnell und billig soll es gehen. Diese Rechnung geht aber gerade in der Forstwirtschaft – wo in langen Zeiträumen gedacht werden muss- nicht auf.