Liebe Mittelhessenblogleser: Aufregung im Wasserglas? Heißer Dampf? Viel Wirbel um nichts? Rückkehr zum Tagesgeschäft? Sicher, man könnte zum Tagesgeschäft übergehen, sagen, den deutschen Verbraucher triffts nicht. Kann uns egal sein. Stimmt nicht ganz. Denn offensichtlich scheint sich hier ein Mentalitäts- und ein Verständigungsproblem zu offenbaren. Mentaliät deswegen, weil bewusste italienische Verbraucherin, offenbar fürchterliches vermutend, den blauenden Käse filmte, alles den Behörden zuspielte und damit den Stein ins Rollen brauchte. Soweit so gut. Denn aufmerksame Verbraucher sind grundsätzlich etwas feines und letztlich können sie damit, wenn Produktentwickler mitspielen, doch einiges zur Produktgestaltung beitragen. Im vorliegenden Fall hätte es vielleicht ein Anruf bei dem Unternehmen getan: „He Leute, ich hab hier was aus Eurem Haus, ist das normal?“. Vergleichbarer Fall in Deutschland: Produkt A oder B sieht merkwürdig aus. Kunde geht zum Markleiter, zeigt das Corpus delicti und bekommt in der Regel ein einwandfreies Produkt oder der Vertreter der Zulieferfirma wird zitiert.
Als Journalist, zugegeben, freut man sich natürlich auch über ein wenig Futter für gute Geschichten. Nur: was tun, wenn Wochenende ist, man keinen erreicht und man auf jeden Fall mit einer Meldung draußen sein will: Im vorliegenden Mozzarella-Fall scheint es so gewesen sein. Die nahezu austauschbaren Meldungen waren Agenturmeldungen. Aber auch diese waren in der Regel so redigiert, dass der Eindruck entstand, es hätte jeder Mozzarella-Hersteller sein können. Vermutlich lag allen Redaktionen die gleiche Agenturmeldung vor, am wenigsten lückenhaft scheint die Redaktion des Greenpeace-Magazins die Nachricht gebracht zu haben, so dass wenigstens hier der Kreis der möglicherweise Verdächtigen regional eingekreist werden konnte.
Der Mozzarella-Fall zeigt aber auch dies: Wenn die Blaufärbung bei traditionell hergestelltem Mozzarella immer wieder einmal auftritt und in der italienischen Wissenschaft bekannt ist, warum dann diese Aufregung? Es geht wohl doch darum, einen ungeliebten Konkurrenten mit fragwürdigen Methoden abzuschießen. Das offenbart etwas weiteres: mit der offiziell vielbeschworenen Völkerfreundschaft in der EU scheint es, wenn es hart auf hart geht, nicht zum allerbesten bestellt zu sein. Gerade bei einem Land wie Italien, das zu den Gründungsmitglieder der Europäischen Union gehört, ist ein solches Verhalten auffällig.
Am Ende bleibt die Frage, wenn die italienische Mozzarella-Wirtschaft so scharf schießt, ob dann nicht von inneren Schwierigkeiten abgelenkt werden soll. Nur logisch erscheint das dennoch nicht: Denn bei Wasser- und Milchmangel könnte die Italiener doch froh sein, wenn die Hilfe zum Erhalt des Nationalkäses doch aus der EU-Familie kommt – noch dazu aus einem Land, das sowieso vieles mit Italien verbindet – sieht man einmal davon ab, dass der wichtigste innereuropäische Markt für die Deutschen immer noch Frankreich ist. Schützenhilfe bekommen die Italiener rein medial übrigens auch von den österreichischen Medien und aus der Schweiz. So meldet die Wiener Zeitung zwar, inzwischen lägen Untersuchungsergebnisse eines venetischen Labors vor und schreibt dann “ der Verzehr dürfte gesundheitsgefährdend sein“, was aber noch nicht eindeutig geklärt sei. Der Schweizer Blick, vergleichbar der deutschen Bild, meint immerhin nur, dass bei einer deutschen Mozzarella-Produktion nicht anderes zu erwarten sei. Ob hier Neid im Spiel ist: In Sachen Milch und Käse hat Deutschland die Schweiz und Österreich schon längst abgehängt.…
Aneas Nemorosus meint
Der Aufstand wurde hier von der Milch-Mafia gestartet. Der blaue Käse wurde bei einem Discounter mit dem Namen EuroSpin gekauft.
Dieser Discounter vertreibt hauptsächlich Waren die in DE oder AT produziert wurden. Im Eurospin kann man Milch aus DE oder AT für 0,60 Euro/ Liter kaufen. In allen italienischen Läden – die italienische Milch verkaufen – bezahlt man 1,70 Euro pro Liter. Kann man sich nun denken, warum es so einen Aufstand gibt???
Blauer Mozzarella ist nicht sooo unüblich. Aber in diesem Fall freut man sich, wenn man gegen EuroSpin antreten kann und die italienische Hausfrau wieder zum MafiaMozzarella greift anstatt den günstigen aus AT zu kaufen!
Ich warte auf den Tag, an dem man erschossen wird, wenn man aus dem EuroSpin-Laden kommt .… bald wird es so sein!
Christoph von Gallera meint
Lieber Aenas Nemorosus,
das mag sein. Aber darum gibt es ja das Mittelhessenblog, das hier die Leser ihre Sicht der Dinge schildern können. Und soweit sich das aus der gesamten Nachrichtenlage ableiten, ist Ihr/Dein Einwand sicherlich nicht von der Hand zu weisen.
Beste Grüße von
Christoph von Gallera – Mittelhessenblog