„Das hätten wir ja zuerst erfahren. Nein, das ist nur ein Gerücht. Auch heute noch“. So reagiert Uwe Hahn auf die Nachricht, dass in Niederweimar bei innerörtlichen Verkehrskontrollen ein Autofahrer erwischt worden wäre, der sich den Weg über die offizielle Baustellenumleitung sparen wollte. Das habe ihn 60 Euro Bußgeld und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg gekostet.
Eigentlich gut ausgeschilderte Umleitung
Uwe Hahn ist in der mittelhessischen Gemeinde Weimar im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Ordnungsamt zusammen mit Dominik Kaletsch unter anderem für Verkehrs- und Gewerbeangelegenheiten zuständig. Und derzeit, so Hahn, stehe das Telefon nicht still.
Grund ist die Straßenbaustelle, die die Hauptdurchgangsstraße im Hauptortsteil Niederweimar nun seit Sommer 2016 zu einem Geduldsspiel für die Anwohner und Verkehrsteilnehmer macht. Für Letztere dann, wenn sie im Ort von einem Ende zum anderen wollen.
Für den Durchgangsverkehr aus Richtung Marburg und der Gegenrichtung Gießen gibt es eigentlich eine gute ausgeschilderte Umleitung.
Wer allerdings als Besucher im Ort zu tun habe, nun für den, so Hahn, gelten eigentlich genau die gleichen Regelungen. Man muss einmal um den Ort herumfahren, um von einem Ende zum anderen zu gelangen.
Nur, an die Regelung halten sich nicht alle. Die Ortskundigen nutzen eine Strecke , die einheimischen Anwohnern bekannt sei. „Die machen wir natürlich nicht bekannt“, so Hahn.
Ortsfremde zwängen sich durch enge Anwohnerstraßen
Auf der anderen Seite, so das Ladengespräch in den örtlichen Lebensmittelmärkten, hingen sich Ortsfremde an die Einheimischen und würden dann nicht nur der inoffiziell innerörtlichen Umleitung folgen, sondern sich außerdem noch durch die engen Straßen im alten Ortskern zwängen. Das sorgt für Frust – so sehr wie die zeitliche Länge der Baustelle an sich.
„Da haben sie gestern einen aufgeschrieben, der musste 60 Euro bezahlen und einen Punkt hat er bekommen. Ist einfach durch die Baustelle und dann hier bei uns durch“, kursierte in dieser Woche die Nachricht in Niederweimar…
„Nein, definitiv. Da ist niemand in unserem Auftrag kontrolliert und aufgeschrieben worden. Das wüssten wir, denn wenn, dann wird die Polizei in Absprache mit uns da tätig“, sagte Hahn. Er erkläre sich dieses Gerücht mit der Hoffnung von Anwohnern, dass damit vielleicht künftige potentielle Umleitungsignoranten abgeschreckt würden…Aber offensichtlich habe sich diese Hoffnung nicht bestätigt. Abgesehen davon: Ein Verstoß, der so geahndet wird, taucht zumindest in aktuell gültigen Bußgeldkatalogen im Internet nicht auf, hier und hier.
Nur offizielles Verkehrszeichen gilt
Hahn räumte dabei gleich mit einem anderen Kuriosum auf: Obwohl die Durchfahrt durch den Baustellenbereich eindeutig mit dem entsprechenden Kennzeichen markiert sei, gäbe es noch andere Hinweisschilder.
So vermittelt ein Hinweisschild am Orteingang auf der Gladenbacher Seite, dass die Zufahrt zum ortsansässigen Aldimarkt frei sei. Weniger Meter steht die Absperrung mit dem offiziellen Verbotsschild. „Das allein ist ausschlaggebend. Alles andere nicht. Wir werden am Montag die Runde machen und nachsehen, was dort noch hängt. Was nicht hingehört, werden wir entfernen lassen“ erklärte Hahn. Wie er sagt, sei es offensichtlich so, wenn der Baustellenbetrieb ruhe, dass dann offensichtlich der erste, der komme, die Barrieren zur Seite schiebe und dann durchfahre. „Abgesehen davon, dass das nicht erlaubt ist, birgt dies ja noch ein anderes Risiko: Wer sich dann am Auto irgendetwas abreißt, weil er hängen bleibt, kann sich jedenfalls nicht an uns wenden und erwarten, dass das dann unsere Versicherung übernimmt. Wenn er Pech hat, bleibt er dann auf dem Schaden sitzen“, so Hahn.
Kreisel wird nächste Baustelle
Zur Baustelle selber erklärte, dass hier derzeit der sechste Bauabschnitt erledigt werde, was noch rund zwei Monate dauern könnte. Dabei handele sich um Hausanschlussarbeiten. Hintergrund der Bauarbeiten, die Juni 2016 begonnen hatten, war die Herabstufung der ehemaligen Bundesstraße in eine kommunale Straße.
Im Zuge der anstehenden Sanierungsarbeiten sei dann überlegt worden, gleich auch anfallenden Kanalisations und Wasserversorgungsarbeiten mit erledigen zu lassen. Dabei sei es wegen unvorgesehener Schwierigkeiten zu Verzögerungen gekommen, die die eigentliche Bauzeit verlängerten. Er gehe davon aus, dass in rund zwei Monaten die letzten Arbeiten dann aber erledigt wären. Allerdings steht dann bereits die nächste Baustellenplanung an: Dort wo in Fahrtrichtung Gladenbach jetzt noch eine Ampel den Verkehr regelt, soll ein Kreisel gebaut werden.
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