Es hat etwas von der Paukenschlagsymphonie Joseph Haydns: Erst ein ruhig gesungenes Lied mit bildlich mystischer Wirkung und am Ende plötzlich und unerwartet dringt eindringliches Krächzen in die Stille, in der eben noch die letzten Töne des gerade gehörten Liedes nachhallen. „Flight of Crane“ war ein Teil des musikalischen Vorweihnachtsgeschenks, dass das Duo Paul Simpson Project aus Hohensolms in der evangelischen Kirche in Fellingshausen im Gepäck hatte.
Haydn wollte 1792 seine englische Zuhörerschaft „mit etwas Neuem“ überraschen. Daher damals der unerwartete Paukenschlag. Um Erinnerung und Einstimmung auf die aktuelle Jahres- und die Vorweihnachtszeit gehe es in ihrem Auftritt in der Kirche in dem Biebertaler Ortsteil weihte Jennifer Simpson ihr Publikum in der Kirche ein.
Zusammen mit Bernd Paul steht die gelernte Musiktherapeutin seit 2006 mit regelmäßig immer wieder an vorderen Plätzen ausgezeichneter Musik in der Öffentlichkeit. 2006 war es der Song „A perfect composition“ der dem Duo eine Auszeichnung beim Los-Angeles-Music-Award einbrachte. Jetzt, aktuell, wurde Paul Simpson Project für den „besten Folk/Blues-Song“ beim Akademia Music Award LA“ für ihr Stück „Still be there“ ausgezeichnet. Insgesamt waren in diesem Jahr mehr als 1500 Teilnehmer zum Wettbewerb gekommen.
Das Publikum in der Kirche konnte sich also darauf verlassen, Eindrucksvolles hören zu können. Insofern als quasi gewohnte Kost auf hohem Niveau. Allerdings hatte Simpson eine Überraschung mit im Gepäck: Ende 2017 soll die vierte CD auf den Markt kommen. Der Titel werde aber noch nicht verraten. „Ein bißchen Spannung soll ja doch noch sein“, sagte Simspon.
Das Konzert stand an diesem dritten Vorweihnachtssonnabend unter keinem besonderen Motto: Es sollte nur eines tun: Einen Platz zur Besinnung, zum Rückzug auf sich Selbst geben. Mit ihrer stimmlichen Bandbreite sorgte Simpson allerdings nicht ausschließlich für durchgängige Entspanungsmusik. So verwandelten sich klassische Lieder der Weihnachtszeit wie „Holy Night“ oder „Stille Nacht/Silent Night“ eher in temperamentvolle gospelig interpretierte Stücke. Eigentlich doch eher passend zur Nachricht, die mit diesen Liedern transportiert werden soll.
Ohne direkt politisch zu werden, schwang dennoch eine politische Botschaft mit ihrer Neufassung vom eigenen Stück „Pale Angel“ aus dem Jahr 2008 durch den Raum: „Wir haben Schutzengel gerade wohl in unserer jetzigen Zeit sehr nötig“, so Jennifer Simpson während der Ansage. Im Gespräch mit dem Mittelhessenblog sagte die Sängerin, dass es nicht nur die Folgen aktueller Sozialpolitik seien, die Schutzengel nötig machten.
Mit Selbstironie zu sich zwischenzeitlich einstellenden Brummern bei der Musikanlage oder der Tatsache, dass sich das Duo bei einigen Stücken erst einmal über die Tonlage einig werden musste („die Gitarre muss wohl erstmal selber ihren Weg finden“) oder Seitenhieben auf Metallica mit deren Version des englischen Traditional von „Greensleeves“ sorgte Simpson nicht nur musikalisch für Unterhaltung.
Mit im Gepäck hatte Paul-Simpson-Project auch seine Hommage an den kürzlich verstorbenen Leonhard Cohen mit der eigenen Interpretation von „Hallelujah“. Cohen hätte vermutlich seine Freude gehabt. Der Applaus am Ende des Liedes bestätigte dies.
Applaus in Worte gegossen gab es von Pfarrer Horst Rockel sowohl für die Bereitschaft des Duos, wieder in der Kirche zu spielen und für Sabine Mölleken und ihre Mitstreiter, die das Konzert zum wiederholten Mal vorbereitet und dazu eingeladen hatten. Mit 92 gezählten Besuchern, die das Konzert besucht hatten, war Sabine Mölleken zufrieden. Das Geld, das durch Getränkeverkauf und einen Teil des erhobenen Eintritts zusammenkam, solle in die gemeindeeigene Jugendarbeit fließen, sagte Mölleken.
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