BUCHTIPP
Liebe Mittelhessenblogleser: Noch keine Idee für den Weihnachtstisch?: Wikileaks liefert eine Steilvorlage: Den Hightech-Roman von Neal Stephenson: „Cryptonomicon“. Erschienen ist der Roman zwar 1999 und eigentlich ging es seinem Autor, Neal Stephenson, um die geschickt mit realen Geschehnissen der Zeitgeschichte verbundene Familiensaga um Lawrence Waterhouse und seinen Enkel Randy auf der Jagd nach einem mysteriösen Goldschatz, den die Japaner mit Unterstützung des deutschen NS-Regimes gehortet haben sollen. Vor den gegenwärtigen Ereignissen ist der Roman aber topaktuell und ein Muss nicht nur für Computerfreaks.
Was hat das ganze mit Wikileaks zu tun: Neal Stephenson beschreibt verpackt auf rund 1000 Seiten die Geschichte der Informationstechnologie von Alan Turing bis hin zu den modernen Datenhäfen und wirft gleichzeitig ein erhellendes Licht auf das Katz- und Mausspiel zwischen einem Team junger Geschäftsleute um Randy Waterhouse und den Geheimdiensten, allen voran der CIA. Während Wikileaks es darum geht, geheimes Regierungshandeln offen zu legen, geht es den jungen Geschäftsleuten zunächst darum den Goldschatz zu heben. Am Ende decken sie dann eine immense Verschwörung auf.
1999, als Stephenson sein Werk veröffentlichte, wurde es in den USA als epochal gefeiert. Fraglich, ob dies unter den heutigen Umständen auch noch geschehen würde. Zwei Jahre später geschah das Attentat auf die Zwillingstürme des Welthandelszentrum, das als „Nine-Eleven“ in die Geschichte einging (11. September 2001) und in der Folge die Ereignisse auslöste, die dann später seit der Gründung von Wikileaks im Jahr 2006, mit der Enthüllung geheimer Dokumente begleitet werden sollte.
Was Cryptonomicon noch mit Wikileaks verbindet: So wie die Helden in Stephensons Roman einen von Hackerangriffen geschützten Datenhafen einrichten möchten, berichtete auch die Online-Ausgabe der ZEIT am 18. April 2010 von den Wünschen der Wikileaks-Betreiber einen Datenhafen auf Island anzulegen. Am 11. Juli titelt das WordPress-Blog „Eingemacht“ „Island wird sicherer Datenhafen“ . Im Februar 2010 hatte der Sprecher des Chaos Computer Clubs, Frank Rieger, darüber bereits in der FAZ geschrieben. Das Mittelhesseblog hat die akuelle Einschätzung Riegers zur Idee enes Datenhafens angefragt.
Stephensons reale Vorlage ist die Entschlüsselung des deutschen Enigma-Codes im Zweiten Weltkrieg durch Alan Turing, der mit seiner Turing-Maschine eine der Grundlagen für die moderne Informationstechnologie gelegt hat. Stephenson steht im übrigen noch für etwas anderes: Er gilt als geistiger Vater des Avatars.
Mehr über Alan Turing und andere EDV-Größen gibt es hier bei Crossingselves
Thomas meint
Es ist schon befremdlich still geworden um Wikileaks und Julian Assange. Könnte natürlich auch sein, dass da im Hintergrund einge Deals abgelaufen sind. Geld, Straffreiheit bei der Vergewaltigungsgeschichte, einen gewissen Status, wie ihn nur Staaten verleihen können, wer weiss? Jedenfalls fällt auf, dass nach dem anfänglichen weltweiten Hype, der seinesgleichen suchte, inzwischen gegen Null tendiert. Grüße aus Berlin