Bastian Sick hat es seinerzeit für die ganze Republik gemacht. Mit seiner Zwiebelfischkolumne bei SpiegelOnline. Mit seinem Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ wurde er zum heimlichen Deutschlehrer der Nation. Werbe-Ikone Verena Pooth geborene Feldbusch machte einen auf Dumm und warb mit „Da werden Sie geholfen“. Man muss nicht wirklich weit fahren, um Merkwürdigkeiten der deutschen „Rächdschreypungk tsu pfinten. Wärglich nedd. Aper weyl tass toch ümmer wider tso pfiil schbass machdd, habbn wer uns jedacht, middnem Orthotribb dorsch de middlhessische Reschion tsu beginnen“. Wir wollen Ihre und Eure Geduld, liebe Mittelhessenblogleser nicht weiter „uff de Folder schbanne“ und lassen hier einfach mal die Bilder sprechen.
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Eine ernsthafte Anmerkung zu den Schulfunden aber vielleicht doch: Wenn unsere Kinder in den Grundschulen Englisch lernen sollen, es dann auf eine weiterführende Schule geht und dann in fünften, sechsten oder eventuell siebten Klassen im Gymnasialbereich Mängel der einfachsten Grundlagen unserer eigenen Sprache ganz plakativ zur Schau gestellt werden – dann kommen doch Zweifel, ob angesichts vielzähliger Leistungstests, Vergleichstests et cetera am Ende nicht doch das Wesentliche auf der Strecke bleibt: Dass schon in der Grundschule vermittelt wird, dass einzig eine klar definierte exakte Kenntnis der eigenen Sprache einen auch in die Lage versetzt, sich exakt und klar definiert auszudrücken? Die Sprache ist am Ende das Werkzeug, mit dem wir unsere Gedanken fassen und formulieren. Das kann kein SMS-Kauderwelsch, kein Chat-Chinesisch und auch kein Jugendslang beibringen. Der Schreiber dieser Zeilen spricht aus eigener Erfahrung heraus. Im Grunde sollte es in der Beherrschung der eigenen Sprache bei deutschen Muttersprachler keine Kompromisse geben. Noten niedriger als Zwei sollten zu denken geben. Bereits in der Grundschule. Was bleibt ist, vielleicht dieses: Bildung ist mehr als nur Ausbildung.. Hierzu gibt es einen treffenden Kommentar auf dem Portal TheIntelligence
Der Parkhausfund indes bietet einfach nur einen Anlass zum Schmunzeln und wirft die Frage auf, ob eventuell das Display des Kartenautomaten einen Frostschaden erlitten hat.
Eine Anmerkung zu Bastian Sick können wir uns an der Stelle denn doch nicht verkneifen. Auch wenn es komisch klingt und wir den Genitiv hoch halten sollten.
Eigentlich ist an der Formulierung „das ist dem Kevin/Sascha/Jonas/Justin/Maxi sein Smartphone“ nichts auszusetzen. Auch wenn es komisch klingt. Und in Mittelhessen hört man das öfters. Warum das aber doch richtig sein könnte? Weil es ein Sprachmonument der deutschen Sprache gibt, in dem genau dieses Sprachmuster belegt ist: Die Merseburger Zaubersprüche. Im zweiten dieser Sprüche wird ein Heilzauber auf einen gebrochenen Pferdefuß gesprochen. Der schreibt sich im Orginal in den ersten zwei Zeilen so:
Phôl ende Wuodan fuorun zi holza,
dû wart demo balderes folon sîn fuoz birenkit
Die zweite Zeile ist die entscheidende: demo balderes folon sîn fuoz. Das heißt wortwörtlich: dem Balders (Baldur) Fohlen sein Fuß. Mit anderen Worten, die Mittelhessen liegen gar nicht so falsch mit dieser Formulierung und sprechen demnach stellenweise vielleicht nicht modernes Hochdeutsch, wie es uns Luther, Goethe und Schiller vermittelt haben. Dafür aber Althochdeutsch. Wenn das nix is.….Ach übrigens: Das Bild, das wir hier eingeblendet haben, liegt im Original auf einem Server der Uni Frankfurt. Bekanntlich Goethes Geburtsstadt. Den trieb es dann über Wetzlar nach Weimar. Das ist zwar in Thüringen und nicht in der ehemals preußischen Provinz Sachsen wie Merseburg. Dafür aber im historischen Mitteldeutschland. Und irgendwie scheint sprachlich alles in der neuen Mitte Deutschlands – in Mittelhessen zusammen zu laufen. Hat auch was…Gelle?
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