Liebe Mittelhessenblogleser: „Biogasdorf Fronhausen 2011“ lautete die Schlagzeile im Mittelhessenblog am 21. Februar 2010. Nun, knapp acht Monate später, nachdem in Mittelhessen ganz offiziell vom mittelhessischen Regierungspräsidium in Gießen die Werbetrommel für die Erneuerbaren gerührt wird und der Heimatlandkreis Fronhausens, Marburg-Biedenkopf, selber ehrgeizige Pläne zum Wechsel von fossilen auf erneuerbare Energieträger hat, wird in Fronhausen anscheinend zurückgerudert. Zumindest sieht es danach aus, als ob die Pläne für eine große Rundumversorgung durch eine Bioenergiegenossenschaft mit vor der Tür erzeugtem Biogas erst einmal wieder etwas weiter weggerückt sind. Die Genossenschaft war im Juli gegründet worden Jetzt ist von einer kleinen Lösung die Rede, auch nicht, wie erhofft, mit dem Gemeindevorstand als Genossenschaftsmitglied.
Im Gießener Anzeiger hieß es am 14. September in einem Artikel über die jüngsten Parlamentssitzung schlicht, rechtliche Gründe seien ausschlaggebend. Im Gespräch mit dem Mittelhessenblog lieferten der Fronhausener Bürgermeister Reinhold Weber und der Bevollmächtigte der Fronhausener Bioenergiegenossenschaft, Gunthram von Schenk, indes Informationen, die zumindest den Eindruck korrigieren, nach dem ehrgeizigen Start sei das Fronhausener Projekt nun ganz aufgegeben, zumindest aus Gemeindesicht.
Während der jüngsten Gemeindevertretersitzung war ein Antrag der CDU von SPD und BfF abgelehnt worden, der zum Ziel hatte, dass der Gemeindevorstand selber Genossenschafter werden solle. In der Begründung hieß es, die Vorhaben der Genossenschaft deckten sich mit den Zielen des Landkreises, die Kohlendioxidemissionen zu senken, desgleichen den Verbrauch fossiler Energien und den Anteil erneuerbarer Energien zu steigern. Die Begründung von SPD und BfF: Wegen rechtlicher Bedenken hinsichtlich einer Kollision mit der hessischen Gemeindeordnung sein man nicht für den CDU-Antrag. Fronhausens Bürgermeister Reinhold Weber, selber BfF-Mitglied wie der Initiator der Bioenergiegenossenschaft und Vorsitzende der Gemeindevertretung, Helmut Jung, erläuterte den rechtlichen Aspekt: Die Gemeinde dürfe nicht privatwirtschaftlich tätig werden. „Das hat nichts mit einem Ausstieg aus dem Projekt zu tun. Allerdings hatten sich die Vorzeichen geändert. In der von der Gemeinde finanzierten vorgestellten Machbarkeitsstudie war von einer wesentlich höheren Teilnehmerzahl bei der Genossenschaft ausgegangen worden, damit dieses Projekt wirtschaftlich bleibt. Es bleibt nun der Entscheidung der Gemeindevertreter vorbehalten, wie sie entscheiden werden, wenn die Genossenschaft neue Zahlen vorlegt“.
Für Gunthram von Schenk, den Bevollmächtigten der Generealvollvesammlung der Bioenergiegenossenschaft stellte diese Position eine Neuigkeit dar. Er sieht allerdings keine Probleme, dass an dem auch schon in der ursprünglich geplanten größeren Konzeption angekündigten Ziel, 2011 zu Beginn der Heizperiode in Fronhausen eine biogasgestützte Nahwärmeversorgung zu haben, sich nichts ändern würde. Unter dem Arbeitstitel „Nahwärmenetz Fronhausen-Süd“ seien am 2. September während der zweiten Generalversammlung der Genossenschafter die Weichen für das Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von rund einer Million Euro neu gestellt worden. Nach diesem Konzept soll eine alte Scheune in der Nähe des Bürgerhauses und eines benachbarten Altenheims der Standort des Heizkraftwerks werden. Davor seien aber erst einmal der Grundstückkauf und die Planungsvergabe gestellt, so Schenk. Aus Bankenkreisen seien bereits positive Signale für die Finanzierung gekommen.“
Weiterführender Link: Bioenergiegenossenschaft Fronhausen
User65 meint
Das alte Thema „neue Energie“, aber nicht vor meiner Haustür. Hier liegt es auf der Hand dass Lobbyarbeit geleistet wird. Ein Blick Wer mit Wem verbandet ist sagt alles. Wenn man alles überprüfen würde, würden sich parallelen zum ehemaligen Bundespräsidenten Wolf ziehen lassen. Haben die Stadtwerke Marburg Interesse daran die Wärmeversorgung in andere Hände ab zugeben? Also, das Projekt aushungern. Hat ja schon beim Transrapid geklappt. Aber dies ist ja legitim, Bürgerinitiativen machen das auch. Dann wird halt eine seltene Vogelart gehört. Die Gesellschaft muss lernen wieder zu denken. Einfach mal in die Geschichtsbücher schauen und vergleichen.
Beispiel:
In Frankreich gab es in den 1960er Jahren eine Einschienenbahn. War so ähnlich wie der Transrapid, allerdings als Luftkissenzug mit Mach 1. Die Teststrecke konnte teilweise noch bis in die späten 1980er besichtigt werden. Danach brannte alles nach einer Brandstiftung aus. Als das Projekt ausgereift war sollte die Strecke von Lyon über Paris nach Brüssel gebaut werden. Dies wurde aus Kostengründen gestoppt. Dann sollte eine Strecke im Ballungsraum Paris gebaut werden, wurde aber nicht. Anstatt wurde in Aussicht gestellt eine Verbindung zwischen Flughafen Charles de Gaule und Paris Hauptbahnhof zu bauen. Auch dieses wurde nichts. Das Projekt wurde eingestellt. Kurz dach wurde der TGV in Dienst gestellt. Zufall?
Vergleich:
Der Transrapid sollte von München über Köln nach Hamburg fahren, zu teuer. Dann sollte er im Ruhrgebiet fahren, wurde nichts. Dann von München zum Flughafen Ried, zu teuer. Dann Einstellung des Projekts, kurz darauf kam der neue ICE.
Und wie in diesem Fall läuft es immer. Auch im Bereich Windkraft. Hier in Hessen kommen die Windkraftgegner mit Argumenten die bereits in anderen Bundesländern widerlegt sind. Mir kommt es vor als wenn die meisten Bürger 2 Wochen später alles Vergessen haben. Mensch, einfach mal Denken. Davon stirbt man nicht.
Nur wer die Vergangenheit kennt, versteht die Zukunft.