Kaiser Wilhelm II. lebt. Zumindest sprachlich. Unter dem Gießener Rathaus. Wie das jetzt? Drei kleine Buchstaben, die nicht da sind, sind schuld daran.….…
Wir regen uns auf über die verlotterte Jugendsprache? Machen uns Gedanken über die Integration? Die sprachliche insbesonders? Was ein Quatsch. Die gelebte Sprachintegration wird Tag für Tag in den Parkkatakomben des Rathauses in Gießen vorgelebt. Während oben Magistratssitzungen stattfinden, festliche Musikklänge durch die Luft schweben, wenn zu einer Vernissage geladen wird oder das Stadtparlament über Bauprojekten und der gut nachbarlichen Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten Marburg und Wetzlar schwitzt, macht einer unten im Keller Tag für Tag eine unmissverständliche Ansage. Kurz, klar präzis, beinah schon militärisch knapp, schallt die Anweisung optisch entgegen. Mit Ausrufezeichen!! „Bitte Karte stecken!“ lautet die klare Botschaft. Wilheminisch eben. Obwohl, da hätte man sich wohl das „Bitte“ auch gespart..
Weil Zeit Geld ist, zuviele Buchstaben anscheinend kostbaren Speicher- und Displayplatz fressen, haben sich die Programmierer des Steuercodes des Kassenautomaten offensichtlich gedacht: „Sparen wir uns doch die drei Buchstaben. Das „Ein“ lassen wir weg.“ Oder aber es gab direkt eine Anweisung von ganz oben: „Viel zu umständlich mit ‚ein‘. Bitte Einfachdeutsch, leichtverständliches Deutsch.“ Dass es für versierte Programmierer einfach sein dürfte, die Silbe „ein“ zu ergänzen, mag vielleicht dieses Beispiel einer Parkuhrprogrammierung (1)zeigen. Vielleicht überlegt man sich ja bei der Stadt nach dem Ende der bunten fünften Teilzeitjahreszeit namens Karneval diesen knappen Befehl um die Silbe „ein“ zu ergänzen.
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(1). Das PDF ist ein umgewandeltes Skript aus einem Onlineforum für C++-Programmierer. Das Orginal gibt es hier.
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