Pegida im Anmarsch? Nein, dieses Mal handelt es sich nicht um ein gefährliches Virus. Jedenfalls keines, das medizinisch irgendwie behandelt werden muss. Es ist eine der vielen neuen Bewegungen, die in letzter Zeit aus dem Boden schießen, wenn es um den Islam geht. In Deutschland. In Europa. In Dresden im Oktober entstanden, scheint dieser „Virus“ auch vor den Toren Mittelhessens zu stehen. Der Versuch einer Analyse.
Aus Dresden, dem Ort, wo der evangelische „Petersdom“, die Frauenkirche steht, schallt der Ruf gerade herüber: Unter der Überschrift „Muslimhass in Dresden“ beschreibt der Dresdener taz-Korrespondent Michael Bartsch die Lage. Bartsch spricht von rund 6000 „rohen“ Gestalten in meistens schwarzer Kleidung. Am Ende seines Artikel schreibt Bartsch, dass angeblich auch in anderen Bundesländern sich Pegida-Vereinigungen gegründet haben sollen. Pegida steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“
Bei Dresden, da klingelt doch etwas. Ja, richtig. Wer auf der Elbbrücke steht, die zum Zwinger führt und leicht nach Südwesten sieht, sieht was? Richtig, eine Moschee. Fast jedenfalls. Das, was da so orientalisch anmutend in die Höhe ragt, ist eine Kommerzmoschee. Die Yenidze. Sie wurde im Auftrag des Dresdner Unternehmers Hugo Zietz gebaut. Vor etwas mehr als 100 Jahren. Damals hatte Zietz Ärger wegen des Baustils, weil der nicht zum Barockstil passte. Und sein Architekt, der den Bau damals entworfen hatte, wurde deswegen aus der Reichsarchitektenkammer ausgeschlossen. Heute sei das Gebäude eines der Wahrzeichen der Stadt.
Und nun also, so schreibt Bartsch, seien es Menschen, die gegen die Islamisierung Europas, des Abendlandes protestierten. Von 7000 Menschen schreibt Thomas Böhm auf dem Portal journalistenwatch., der sich fragt, worüber eigentlich „unsere Journalisten berichten?“. Den Medien, die eher kritisch an diese Demonstration herangehen, unterstellt er Kritik höchstens in eine Richtung, nämlich die gegen Islamkritiker. Taz-Korrespondent Bartsch erinnert der Aufmarsch „an die größten Naziaufmärsche in Westeuropa, die Dresden bis 2010“ erlebt habe.
Ob Pegida inzwischen auch in Hessen angekommen ist?
Wie es aussieht, ja. Auf der FB-Seite, die keinerlei Hinweis auf den Gründer hat, gibt es eine Verlinkung auf einen Artikel der Kollegen des Usinger Anzeigers. Sie berichten über den Protest von Noborders. Diese hätten eine Gruppe von 20 Personen in einem Protestmarsch zum Landratsamt des Hochtaunuskreises unterstützt, darunter Flüchtlinge, die im Weilroder Ortsteil Mauloff untergebracht seien. Es gehe um Schwierigkeiten bei der Unterbringung. In dem UA-Artikel wird die Sozialdezernentin des Kreises, Karin Hechler zitiert, dass es am 12. Dezember ein Gespräch geben werde, um nach Lösungen zu suchen. Im UA-Artikel wird weiter berichtet, Weilrod arbeitet an einem Konzept für eine entsprechende Willkommenskultur, sehe diese aber nun durch „radikale Forderungen“ einiger Flüchtlinge gefährdet. Auf der frisch eingerichteten Pediga-Fanseite für Hessen stehen dann die Details. Aus den Kommentaren geht hervor, dass der Gründer der FB-Fanseite ebenfalls in Weilrod gewohnt hat. Wie es aussieht, hat er sich vom Beispiel Lutz Bachmanns inspirieren lassen. Bachmann, Wortführer und Gründer dieser immer stärker wachsenden Bewegung betont zwar, Pediga stehe mit beiden Beinen auf den Werten des Grundgesetz. Auf der zentralen FB-Fanseite wird auch eigens darauf hingewiesen, man stehe Presseanfragen selbstredend zur Anwort. Gleichwohl berichtet der Deutschlandfunk über vergebliche Versuche, Auskünfte während der Demo in Dresden zu erhalten. Offensichtlich ist dies dem Kommentator bei journalistenwatch unbekannt gewesen.
Fragen an die Organisatoren und auch an die potentiellen Unterstützer in Hessen, vor den Toren Mittelhessens gibt es ja schon. Ob sie zum Beispiel wissen, dass es zwei führende deutsche Herrscher gab, die offensiv für das Zusammenleben aller drei Religionen zu erst im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und später dann in Preußen eingetreten sind, dies sogar gefördert haben. Der Stauferkaiser Friedrich II. und später Friedrich der Große, der preußische König. Friedrich der Große war letztlich gleichgültig, welcher Religion jemand angehörte. Der Monarch legte lediglich darauf Wert, dass sich jeder an die Rechtsregeln hielt, die in Preußen galten. Nichts anderes schreibt das heutige deutsche Grundgesetz vor.
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