2000 Besucher wollten die Musik der Weilburger Coverband „The Other Me“ in Wetzlar hören. Sie bildeten den Auftakt für die Reihe Wetzlar live, die sich über vier Donnerstage bis zum 4. September zieht.
Wacken hat sein Metal-Festival. In Wettenberg gibt es die Golden Oldies, mit dem Schwerpunkt auf dem Lebensgefühl und der Musik der 50er- und 60er- Jahre des 20. Jahrhunderts. Beide gibt es seit 25 Jahren. Fünf Jahre ist „Wetzlar live“ jung; eine Reihe, die aus einer Zusammenarbeit des Wetzlarer Stadtmarketing und des Siegener Messe- und Konzertveranstalters JoKo entstanden war und vorwiegend Bands mit gecoverter Rockmusik präsentiert.
Wacken und Wettenberg haben jedes für sich allerdings längst Dimensionen erreicht, die zu Besucherzahlen je Veranstaltungen geführt haben, die „Wetzlar live“ bisher insgesamt für alle Veranstaltungen seit 2010 verbucht hatte. JoKo-Geschäftsführer Jo Kogler hatte während der Vorstellung der aktuellen Reihe von rund 40000 Besuchern gesprochen, die das Musikereignis seit 2010 nach Wetzlar gelockt habe. Weil kein Eintritt erhoben wird, würden die Besucher über den Verkauf der eigens für „Wetzlar live“ hergestellten Becher gemessen, in denen die Getränke verkauft werden. Je Becher müssen drei Euro bezahlt werden und selber mitgebrachte Getränke sind auf der ansonsten kostenlos angebotenen Veranstaltung verboten.
Über die Anzahl verkauften Becher hatte JoKo für den Auftritt der Weilburger Band „The Other Me“ die rund 2000 Besucher festgestellt, die zum Auftakt der aktuellen „Wetzlar live“- Reihe gekommen waren. Wieviele außer der Reihe gekommen sind, die also keinen Becher gekauft haben, ist offen. Die Band, die in ihrer aktuellen Zusammensetzung noch recht jung ist, hatte es während eines rund dreistündigen Konzerts mit gerockten Coverversionen von Hits der 80er Jahre geschafft, am Ende den Domplatz zu „rocken“.
„Wir sind mit dieser Entwicklung natürlich sehr zufrieden“, sagt Carina Bittner, bei JoKo für Marketing und Kommunikation verantwortlich. Allerdings hat diese Entwiclung noch einen anderen Aspekt, den der Sicherheit. Für die aktuelle Veranstaltung habe man den Einsatz von Sicherheitspersonal erhöht. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, „denn es blieb alles ruhig und die Leute haben einfach nur gefeiert und die Musik genossen“, wie Bittner sagt. Nur: wenn, was eigentlich erfreulich ist, die Besucherzahlen zunehmen, stünde künftig die Errichtung von Einlasskontrollen im Raum, die Absperrung des Areals. Hier stehe man in Verhandlungen mit dem Ordnungsamt der Stadt Wetzlar. Denn eigentlich möchte man den Platz so offen halten wie bisher. Aktuell sei zum ersten Mal die Durchfahrt zwischen Domplatz und Schwarzadlergasse gesperrt gewesen.
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Ob sich „Wetzlar live“ nun so entwickeln wird, wie dies Wacken und die Golden Oldies in den vergangenen 25 Jahren getan haben, wird man sehen. Beide haben immerhin auch klein angefangen. Zehntausend Besucher, mit denen JoKo-Geschäftsführer Kogler für 2014 rechnet, sind allerdings eine Hausnummer, die nicht zu verachten ist: Mit weitaus größerem Aufgebot und weitaus größerer Bandauswahl hatte Wacken aktuell die 100000er-Marke geknackt. Erwartete zehntausend Besucher für Wetzlar sind zehn Prozent davon, dies bei einer bisher noch nicht so großen Strahlkraft wie Wacken. Wacken hatte nach fünf Jahren nach eigenen Angaben 5000 Besucher geschafft.
Einige organisatorische Unterschiede gibt es. Rein zeitlich: Wacken und die Golden Oldies finden kompakt am Stück über mehrere Tage statt. Rein platzmäßig: Für die Festivalbesucher gibt es in Wacken eine riesige Zeltlagerfläche, in Wettenberg gibt es ebenfalls fest ausgewiesene Zelt- und Camperplätze für die Dauer des Fests in relativer Nähe. Würde sich Wetzlar mit dem Rockprogramm, das verteilt über vier Wochen an fünf Tagen geboten wird, mit der Zeit in ähnlicher Weise entwickeln, müssen sich die Veranstalter und die Stadt in der Tat etwas für Besucher einfallen lassen, die eigens deswegen aus größerer Entfernung nach Wetzlar kämen. Da es sich um ein Ereignis handelt, das zumindest unter dem Dach der Wirtschaftsförderung der Stadt Wetzlar geführt wird, ist es spannend zu wissen, ob es entsprechende Pläne für die Zukunft gibt oder „von der Hand in den Mund“ geplant wird. Denn einen eigentlichen Plan, Wetzlar gezielt zu einem (Festival)-Ort für ein bestimmtes Genre Rockmusik aufzubauen gibt es bisher nicht. Zumindest ein Plan ist nach Einschätzung des Wetzlarer Wirtschaftsdezernenten Harald Semler mit der Reihe schon erreicht worden: Die Innenstadt sei belebt worden. Das bisherige Echo auf die „Wetzlar-live“-Musik zeigt aber eines, so banal es klingt: Es steckt Musik drin und wenn sich die Besucherzahlen tatsächlich in der erwarteten Weise entwickeln, sollte die Stadt hierfür ein Konzept in der Tasche haben, das diese Entwicklung nicht umkehrt.
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