Liebe Mittelhessenblogleser: „Du verdienst Respekt!“ ist die zentrale Botschaft mit der die Arbeiterwohlfahrt (Awo) der mittelhessischen Stadt Gießen sich seit neuestem präsentiert. Die beiden Gießener Tageszeitungen haben dieses Thema ebenfalls aufgegriffen und dargestellt. Warum also nun auch noch einmal im Mittelhessenblog? Die Antwort liegt vorrangig in den Antworten dreier Personen auf die Frage, ob zu dem neuen Konzept auf die Berücksichtigung der immer populärer werdenden sozialen Netzwerkdienste wie Facebook und Twitter diese auch in Gießen eine Rolle spielen könnten. Genau dieser Themenbereich, im Fachjargon „Social Networks“ gehört mit zu den Berichtsfeldern des Mittelhessenblogs. Es gibt allerdings noch einen anderen Grund: Das neue Konzept stammt maßgeblich aus dem kreativen Kopf von Sara v. Jan, einer freiberuflich arbeitenden Kollegin, die sich auf die Betreuung sozialer Einrichtung spezialisiert hat.
Aus dem Jahr 1997 stammt die Imagebroschüre mit der die Arbeiterwohlfahrt zuerst auf sich aufmerksam gemacht hatte. „Wir waren damals richtig stolz darauf“, erklärte Awo-Geschäftsführer Werner Schäfer-Mohr vor Journalisten während der Vorstellung des neuen Werbematerials. Rückblickend stellte Schäfer-Mohr fest, dass das 1997 entstandene Awo-Bild eher diffus und zerstreut wirkte, als auf das Wesentliche konzentriert.
„Nun gab es bei uns ja in der Vergangenheit Veränderungen, so wurde es auch Zeit für einen neue Marketinglinie. Dafür wollten wir uns jetzt professionelle Hilfe holen“, so Schäfer-Mohr. Die Arbeiterwohlfahrt sei schließlich mit der freien Journalistin Sara v. Jan handelseinig geworden. Diese erklärte, dass es ihr bei der Umsetzung darauf ankam, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.Bezeichnend dafür sei auch der Slogan „Du verdienst Respekt!“.
So machte sie sich auf den Weg, führte Kurzinterviews mit Kindern und alten Menschen, die von der Awo betreut werden, sprach mit den Zivildienstleistenden, alles das ergänzt mit eigenen Bildern , wo das nicht ging, mit Agenturbildern. Mit diesem Konzept, das sich eher an der klassischen journalistischen Arbeitsweise denn an der Vorgehensweise einer klassischen Werbeagentur orientiert, hatte v. Jan ihren Auftraggeber überzeugt und so gemeinsam mit Awo-Marketing-Leiterin Gabriele Nickel ein Gesamtwerk aus acht Faltblättern mit einer Auflage je Stück zwischen 2000 und 4000 Exemplaren geschaffen. Mit seinen Farben orientiert sich das Informationsmaterial an den Farben des Awo-Bundesverbandes, um damit das zu zeigen, was in der Marketingfachsprache Corporate Identity heißt, also die nach außen deutlich erkennbare Zugehörigkeit zu einer Organisation oder Firma. Für beide Seiten sei es ein gegenseitiger Lernprozess gewesen.
Grafisch unterstützt wurde v. Jan vom Gießener Grafiker Harald Schätzlein, gedruckt wurde alles beim Druckkollektiv Gießen. „Uns kam es auch darauf an, dass wir die regionale Wirtschaft daran verdienen lassen, anstatt Billigangebote aus dem Internet zu holen“, stellte Nickel fest.
Wie Nickel sagte, präsentiert sich die Awo auch im Internet. Die seit gut zwei Jahren immer stärker werden so genannten Social-Web-Dienste wie Facebook oder Twitter spielen derzeit aber noch keine Rolle. Allerdings, so betonten die Zivildienstbeauftragte Kornelia Steller-Nass und Sabine Achenbach, Leiterin der Kindertagesstätte „Marie Juchacz“, würden gerade Eltern und Zivildienstinteressenten immer häufiger den Weg über das Internet suchen, um sich über Neuigkeiten bei der Kinderbetreuung oder über den Zivildienst bei der Awo zu informieren.
Willy Jost, Vorsitzender des Awo-Bezirks Hessen-Süd, erklärte , dass er zwar selber tagtäglich im Netz unterwegs sei, auch schon deswegen, weil er täglich viele Mails zu beantworten habe, er glaube allerdings nicht, dass die sozialen Netzwerke im Internet zur Zeit eine Rolle bei der Kommunikation der Awo mit ihrem Zielpublikum spielten. Eine Internetrecherche zu Thema könnte diese Position vielleicht ins Wanken bringen: In dem Punkt, dass der ältere Teil der Bevölkerung in Deutschland von Facebook und Co noch weiter entfernt ist, nennt der Schweizer Social-Network-Berater Thomas Hutter Zahlen, die einen anderen Blick erlauben: Die Senioren seien bei Facebook mit 18,7 Prozent vertreten, gefolgt von den 55 bis 63 Jahre alten Benutzern. Dazu muss man allerdings sehen, dass Facebook selber in Deutschland noch einen Anteil von derzeit 11,9 Prozent hat. Hutter spricht anhand der vorliegenden Daten von einem enormen Wachstumspotential allein bei Facebook. Den Beweis im kleinen lokalen Detail liefert ein Blick nach Lauterbach, die Kreisstadt des benachbarten Vogelsbergkreises. Dort betreibt Dr. Bernd Liller, der Vorsitzende des Lauterbacher Seniorenbeirats eine Seite, die sich allem widmet, was die Interessen älterer Menschen betrifft. Der Name: Thementreff-Lauterbach.de. Liller setzt zwar noch nicht Facebook ein, sondern Twitter. Dass Twitter selber mit einem eigenen Nutzerkonto senioren auf die Suche nach den älteren Mitbürgern von Internet-Deutschland geht, wird nach einer kurzen Netzrecherche deutlich: twitter.com/senioren führt zu einer Seite aus Halle an der Saale, die medizinische Tipps gibt. Direkt nach Gießen führt die Netzwerk-Gemeinschaft (Community) Feierabend.de, für Menschen im besten Alter, wie es heißt. Die eingesetzten Kommunikationswerkzeuge: Neben diversen Diensten mit denen die Feierabendnachrichten „gebookmarkt“ und mit anderen geteilt werden können, wartet auch dieses Portal mit einem Twitterkonto auf und erklärt Feierabend-Nutzern, wie sie sich ein Twitterkonto einrichten können, um dann Feierabend per Twitter zu folgen. Eine Suchanfrage nach Facebook und Awo ergibt ebenfalls, dass zumindest der Zentralverband der Awo in Berlin neben einer eigenen Webseite auch ein eigenes Facebook-Konto hat.
Bliller meint
Social Media für Senioren werden noch einen langen Anlauf brauchen. Dennoch wird die Generation 50+ sich dafür erwärmen können. Insofern muss man einen langen Atem haben, indem man die Medien promoted.
Facebook ist für mich persönlich nur noch mit der Zange anzufassen. die Geschäfts- und Datenpraktiken der Betreiber sind mehr als fragwürdig. Ich würde keinem älteren und mediaunerfahrenen Menschen raten, sich da einen Account zu holen. Die Reklame von den 400 Mio Nutzern ist eher negativ zu sehen. Relevant sind die Kontakte im eigen Land, allenfalls in den Anrainerstaaten, sofern man da grenznahe wohnt. Wie dem auch sei: Thementreffe-Lauterbach.de wird erst mal nicht ins Facebook oder VZ gehen.
Felipe Dobert meint
Ich kann jedem, der seine Firma auf Facebook präsentieren möchte, nur anraten, sich vorher über das rechtliche zu informieren. Denn hier gibt es zig Probleme, und unsere Firma wurde ebenso aufgrund des bakannten „Gefällt mir“-Button abgemahnt. Doch das Marketing hat sich definitiv gelohnt! Wir konnten unseren Umsatz auf diese Weise um 25% steigern, und es sieht so aus, das dieser weiter anwachsen wird.