Der Unglücksfahrer aus der Wetterau, der sich am Sonnabend mit seinem Kajak auf die hochwasserführende Dill gewagt hatte, ist seinem Hobby zum Opfer gefallen. Die Polizei berichtigte mit der Mitteilung vom Tod des Mannes allerdings eine gleichzeitige Falschinformation: Der Mann war nicht 50, sondern 55 Jahre alt. Wie es im Polizeipräsidium Mittelhessen am Sonntag hieß, gebe es bisher keine Augenzeugen. Es wird vermutet, dass der Wetterauer seinen Kajak bei der Willi-Thielmann-Halle in Sechshelden ins Wasser gelassen hat. Anschließend wurde der Mann rund 3,4 Kilometer flussabwärts in Dillenburg am Wehr in Höhe des Schwimmbads aus dem Wasser gezogen. Ebenfalls in Sechshelden hatte dann eine Frau den Körper des Mannes in der Dill treiben sehen.
Das Fahrverbot für hochwasserführende Flüsse gelte eigentlich nur für schiffbare Flüsse. Wie etwa die Lahn. Allerdings, so habe die Wasserschutzpolizei informiert, werde dieses Verbot auch analog auf Flüsse wie die Dill angewendet.
„Kajakfahren ist eine Extremsportart – Tödliche Unfälle werden einkalkuliert“
Die rechtliche Wirkung bezweifelt allerdings Jan-Peter Reichardt von soulboater.com. „Das wäre uns bekannt. Dann dürfte man auf Wildwasserbächen nicht fahren. Die sind in der Regel nicht schiffbar“. Reichardt ist Chefredakteur des seit 1999 für die Kajak-Szene herausgegebenen Onlinemagazins. Ohne die näheren Umstände des Unglücks auf der Dill zu kennen, sagt Reichardt, dass Kajakunfälle mit tödlichem Ausgang zum kalkulierten Risiko gehörten. Rund 30 davon gäbe es jährlich. „Kajakfahren gehört zu den Extremsportarten. Wer das weiß, kalkuliert dieses Risiko mit ein. Allerdings gehören Lahn und Dill nicht unbedingt zu den Flüssen, die von Kajaksportlern in der Regel befahren werden. Die Anforderungen sind entweder zu einfach oder sie lassen sich nicht gut fahren.“ Etwa weil bei Hochwasser Stacheldrahtzäune von überschwemmten Rinderweiden nicht zu sehen seien. Die Ausrüstung mit Neoprenanzug und Schutzhelm gehöre zu den Standardausrüstungen. „Leichtsinnig wäre gewesen, wenn er mit Jeans oder sonst leicht bekleidet losgefahren wäre. Es wäre aber auch wichtig zu wissen, ob der Mann allein oder in Begleitung gefahren ist“, so Reichardt. Dass der Mann sich die Dill ausgesucht hat, erklärt sich Reichardt mit der Möglichkeit, dass er vielleicht ein nahes Ziel zum Trainieren gesucht habe. Am Ende habe er schlicht seine Kräfte überschätzt.
Weil es bisher keine direkten Augenzeugen gibt, die gesehen haben, wie der Mann das Kajak zu Wasser gelassen hat, könne derzeit auch nicht gesagt werden, was letztlich zum Unglück geführt hat. Wer also am Sonnabend etwas gesehen hat, melde sich bitte bei der Polizei.
Die Route des Unglücksfahrers
[Hinweis: Das Bild, das oben als Kartenausschnitt zu sehen ist, gibt es hier als interaktive Karte]
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