„Ich glaube nicht, dass er hierher nach Limburg zurückkehren wird“, kommentiert Michael Schwarzer die aktuelle Entscheidung, die Papst Franziskus in Rom über die weitere berufliche Zukunft des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst getroffen hat. Schwarzer ist Geschäftsführer des Caritas-Verbands in Limburg. Das Gegenstück zur evangelischen Diakonie ist zur Zeit in seinem Betreuungsgebiet für rund 3000 bis 4000 Menschen zuständig, denen die Caritas hilft.
Der Limburger Bischof habe letztlich mit seiner Art soviel Porzellan zerschlagen, dass er sich nicht vorstellen könne, dass Tebartz-van Elst je als Bischof nach Limburg zurückkehren werde. Jedenfalls nicht als Limburger Bischof. „Da ist schlichtweg kein Vertrauen mehr da. Egal ob Klerus, die Gemeindemitglieder oder die verschiedenen Verbände – ich denke nicht, dass da noch irgendein Fundament ist, auf dem er aufbauen könnte. Ich würde an seiner Stelle nicht mehr hierher zurückkehren wollen“, sagt Schwarzer. Der Limburger Caritasverband ist Ansprechpartner für die Menschen im Kreis Limburg-Weilburg. Schwarzer reagiert damit auf die Mitteilung aus Rom, dass Tebartz-van Elst zwar im Amt bleibe, seine Arbeit selber aber nun für einige Monate von dem bisherigen Wiesbadener Stadtdekan und designierten Generalvikar Wolfgang Rösch übernommen werde. Ab sofort.
Und wie Schwarzer sagt, stammen für die Aufgabenbewältigung der Caritasarbeit rund 15 Prozent der finanziellen Mittel aus kirchlichen Gelder. Dazu gehören die Gelder aus der Kirchensteuer genauso wie Spenden. Die restlichen Gelder stammen aus Verrechnung etwa mit Krankenversicherungen oder dem paritätischem Wohlfahrtsverband oder eben aus öffentlichen Kreismitteln. Was jeweils über die öffentliche Hand finanziert werde, hänge davon ab, was diese für unterstützenswert halte. Jedenfalls: Aus reinem Kirchensteueraufkommen seien dies 640000 Euro, mit denen die Caritas rechne. Vor dem Hintergrund sei es schon eigentümlich, wenn allein für die Neugestaltung des bischöflichen Gartens 784000 Euro ausgegeben worden wären, von den Millionen, die nun der Bau der bischöflichen Residenz verschlungen habe, ganz zu schweigen. „Es gibt nicht wenige Familie, die sich Geld zusammensparen oder den Hausbau finanzieren für einen Bruchteil dessen, was der Garten allein gekostet hat“, schildert Schwarzer den Unmut. Dabei sei das Bistum auch nicht unbedingt eines der reichsten. Hinzu käme der Stil des Bischofs, den er als Geschäftsführer nicht kommentiere – höchstens als Privatmann Michael Schwarzer. „Er ist im persönlichen Umgang sicherlich freundlich und zuvorkommend. Nur, wenn man ihm etwas erzählt, entsteht häufig das Gefühl, das es zum einen Ohr reingeht und zum anderen wieder raus“, sagt Schwarzer. Genauso sei der Stil, mit dem er Gottesdienste gehalten habe, of eher sehr in einer Art gewesen, wie dies „vielleicht vor 200 Jahren war, sehr fürstbischöflich“. Schwarzer hofft, dass die Vorgänge um den Limburger Bischof die Caritas nicht zu stark treffen. Das träfe dann mit Garantie „die falschen“.
Kommentiert
Aus Strafrechtsverfahren kennt man verschiedene Kategorien von Freisprüchen. Den vollständigen, in dem der Angeklagte vollständig und ohne Zweifel an seiner Unschuld frei gesprochen wird. Unberücksichtigt bleibt dabei die Wirkung von möglicherweise vorher gelaufenen Vorverurteilung in der Öffentlichkeit. Ein weniger ruhmvoller Freispruch ist derjenige, der aus Mangel an Beweisen stattfindet. Dabei bleibt dann immer das ungute Gefühl zurück, es könnte vielleicht doch etwas am Vorwurf dran sein. Wer damit leben kann, gut. Der ist vermutlich abgebrühnt und dem dürfte dies dann in letzter Linie egal sein oder derjenige ist tatsächlich selbst auch von seiner Unschuld überzeugt. Nun ist gegen den Limburger Bischof bisher keine Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft in Limburg prüft das zur Zeit noch. Was es bisher gibt, ist ein beantragter Strafbefehl der Staatsanwaltschaft in Hamburg. Und dass ein Strafbefehl beileibe kein Urteil ist, schildert der Euskirchner Rechtsanwalt Heinrich Schmitz in einer Glosse auf The European. Von einer anderen Seite hatte sich der ehemalige Frankfurter CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Bernhard Mihm eindeutig für den Bischof ausgesprochen. Der Papst in Rom hat sich indes vorerst für die Rolle Salomos entschieden: Ganz aus dem Amt werfen wollte er ihn nicht, den in die Schlagzeilen geratenen Tebatz-van Elst. Aber auch nicht gleich wieder ans normale Tagesgeschäft lassen. Stattdessen übernimmt nun der neue Generalvikar. Wer weiß – vielleicht wird er auch der neue Bischof.…Ob der aktuelle Limburger Bischof aus der Nummer wieder herauskommen wird, wird die Zeit zeigen. Ob sich das zerschlagene Porzellan kitten lässt? Hm: eine geflickte, vorher zerdepperte Vase würde vielleicht ein Mahnmal für mehr Demut sein und weniger Hitzköpfigkeit.
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