Nicht nur auf Bundesebene gibt es seit diesem 1. April 2013 Änderungen in der Straßenverkehrsordnung. Aus den Erfahrungen mancher harten Winter der vergangenen Jahre hat man nun in Mittelhessen gelernt und ist mit neuen Verkehrschildern Vorreiter: Kröten werden künftig mit speziellen Duftstoffen vor Witterungsbedingungen gewarnt, die für sie bei frühzeitigen Wanderversuchen tödlich sein könnten. Praktischerweise wurden diese Duftstoffe an neu geschaffenen Verkehrschildern angebracht. Wir waren mit der Kamera unterwegs und mussten leider die eine oder andere Kröte finden, für die die Warnung zu spät kam.
Ein beliebtes Krötenwandergebiet sind nicht nur der Krofdorfer Forst oder das Waldgebiet rund um das Licher Waldschwimmbad. Auch die Umgehungstraße die von Wettenberg nach Gladenbach an den Biebertaler Ortsteilen Fellingshausen und Frankenbach vorbeiführt, die L 3047, ist ein beliebtes Wandergebiet, das Kröten, Molche und Frösche schon lange für sich entdeckt haben. In der Nähe von Krumbach gibt es genauso beliebte Laichgebiete wie etwa an der alten Ziegelei oberhalb Frankenbach zwischen den Gemeinde- und gleichzeitigen Kreisgrenzen zwischen Biebertal und Hohenahr. Während Menschen in der Regel sich erst einmal von Grenzen beeindrucken lassen, ist das Kröten zunächst einmal egal. Wenn Wanderzeit ist, wird losmarschiert.
Marschieren ohne Rücksicht auf Verluste
Ganz egal, ob da ein Haus, Garten oder eine Straße im Weg ist. „Wat schert mich dat blöde Haus oder die Straße, latsche ich eben über dat janze drüber“, dieses Denkmuster scheint den Kröten eingeimpft zu sein. Von den einschlägigen Experten der Uni Gießen haben wir dazu leider noch keine Stellungnahme bekommen, die sind zur Zeit einer Polarexpedition des Alfred-Wegner-Instituts zugeordnet, um Erkenntnisse über die Lebensart der wieder entdeckten Lebensform der arktischen Eiskröte zu gewinnen – eine Art, die sich in den vergangenen 20 bis 30000 Jahren hervorragend an die harten arktischen Lebensbedingungen in den Polarkreisländern angepasst haben soll.
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RP stellte vor vier Wochen schon Warnschilder auf
Das hat sich wohl schon bis in die Fachabteilungen der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium in Gießen herumgesprochen. Dort hatte man nämlich schon rechtzeitig, wie etwa vor der Zufahrt zur rund 11 Kilometer langen Waldhausstraße durch den Krofdorfer Forst Warnschilder aufgestellt, um die Amphibien davor zu warnen, bei den bitter kalten Frostnächten der vergangenen vier Wochen nachts unterwegs zu sein. Aus Kröten- oder Froschsicht auch ein wahnsinniges Unterfangen, sich bei den Temperaturen aus den Schlammlöchern, in denen sie überwinteren auf den langen Marsch zu wagen: So brutal es klingen mag: In Sekundenschnelle von einem Autoreifen zermalmt zu werden ist wohl noch gnädig im Vergleich zu einem qualvoll langsamen Erfrierungstod oder eher schon Gefriertrocknungstod. Denn leider mussten wir an verschiedenen Stellen in der Biebertaler, Wettenberger und Hohenahrer Gemarkung feststellen, dass es wohl ein Dutzend Kröten nicht geschafft hatten – sie lagen an Ort und Stelle wie Mumien dort, wo sie am Ende dem Frost erlegen waren. Sehr bedauerlich!
Regionalversammlung trägt neues Verkehrsschildkonzept mit
Um so mehr ist es zu begrüßen, dass nun das RP Gießen getragen von einer gemeinsamen Anregung der Regionalversammlung zusammen mit HessenMobil diverse neue Verkehrschildkonzepte auf den Weg gebracht hat, um dieses mal nicht die Autofahrer anzusprechen, sondern direkt die Kröten, die ja so wie Rehe oder Wildschweine auch zu inzwischen alltäglichen Verkehrsteilnehmern geworden sind. Man darf gespannt sein, ob dieses Konzept auch bundesweit Nachahmer findet, vielleicht sogar auch EU-Ebene.
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