Österreich ist nicht Mittelhessen. Lego wird aber auch in Mittelhessen gekauft und Stars Wars ist ebenfalls bekannt. Deswegen haben wir die angedrohte Strafanzeige gegen Lego wegen Volksverhetzung durch die Türkische Kulturgemeinde in Österreich zum Anlass genommen, unter heimischen Händlern zu fragen, ob sich über Legospielzeug überhaupt schon einmal jemand beschwert hat. Um es vorwegzunehmen: Die Reaktion war durch die Bank weg ungläubiges Staunen bis hin zur Meinung, wir wollten die Händler auf den Arm nehmen.
Der Hintergrund:
Die Nachricht rauscht inzwischen durch die Netzwelt. Vor wenigen Tagen (20. Januar) tickert dies via Twitter durchs Internet: „Türkische Kulturgemeinde in Österreich will Lego verklagen“. Was war geschehen? Ein österreichischer Vater hatte sich in der Weihnachtszeit bei der Kulturgemeinde gemeldet und sich darüber beschwert, dass ein Lego-Bausatz, den sein Sohn von der Schwester des Vaters geschenkt bekommen habe, „pädagogischen Sprengstoff“ enthalte. Der Vater sei ins Geschäft gegangen und habe den Bausatz umgetauscht. Die Generalsekretärin des Verbandes, Dr. Melissa Günes, sei der Beschwerde nachgegangen und habe diese dann bestätigt. Insbesondere stört sich der Verband an der „Nachbildung der Hagia Sophia“ und dass die dazugehörenden Spielfiguren dazu geeignet seien, bei Kinder negative Gedanken mit Bezug auf Asiaten und Orientale zu wecken. Gleichzeitig kritisiert der Verband eine „rotschwarze“ Teufelsfratze. Das sei als Weihnachtsgeschenk für den Gabentisch unter dem Christbaum „erschreckend“. Die Meldung, die im Anfang zunächst wie eine neutrale nachrichtliche Information einschließlich Wiedergabe der Lego-Sprecherin aufgebaut ist, ändert wenig später ihren Stil und begründet, wieso die Gemeinde in Deutschland, Österreich und der Türkei selber Lego wegen Volksverhetzung verklagen wolle. Von Lego will die Gemeinde unter anderem wissen, ob es eine eigene Forschungabteilung hat, in der Spielzeug gezielt auf den pädagogischen Wert hin überprüft werde. Zur ganzen Meldung geht es hier
Die internationale Twitterübersicht mit den Hashtags Lego und Jabbas‘ Palace gibt es hier für den rein deutschsprachigen Raum hier.
Reaktionen in Mittelhessen
Für Dirk Lonthoff, Inhaber der Bastlerzentrale in Gießen, war diese Nachricht ebenso verblüffend wie Sigrid Fuhr, Inhaberin des gleichnamigen Spielwarengeschäfts in Gießen. „Wollen Sie uns auf den Arm nehmen“. kam eine drastische Reaktion aus Solms. Ähnliches in Haiger, Lauterbach oder Marburg. So meinte Judith Kahabka , Inhaberin der Spielzeugkiste in Lauterbach, dass sie die östereichischen Kollegen eigentlich nicht verstehe: „Ich hätte das Spielzeug nicht umgetauscht. Außerdem, jeder hat doch die Möglichkeit sich zu informieren und dann zu entscheiden, ob er das Spiel kauft oder nicht.“ Darüber hinaus glaubt Kahabka nicht, dass sich Lego von der angekündigten Klage wegen Volksverhetzung in irgendeiner Weise beeindrucken lasse. „Bei uns jedenfalls hat sich niemand beschwert. Außerdem, jetzt steht Karneval vor der Tür. Da werden auch Spielzeugpistolen oder Spielzeuggewehre gekauft. Deswegen wird keines der Kinder zum Killer.“ Sie denkt wie Sigrid Fuhr aus Gießen, dass die Türkische Kulturgemeinde „wohl nur die Spielzeugmesse nutzen will, die kommende Woche in Nürnberg stattfindet.
Stefan Medenbach, Abteilungsleiter des Herborner Geschäftes Idee + Spiel, weiß ebenfalls nichts über Beschwerden. Er habe sich den Bausatz angesehen: Der ist exakt so wie im Film. Außerdem muss Lego jeden Entwurf den Lizenzgebern von Star Wars in Amerika vorlegen und darf erst dann produzieren, wenn von dort das OK kommt.“
Die Beschwerde der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich, die letztlich von dem Vater des kleinen Jungen ins Rollen gebracht wurde, entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität. Denn auf Youtube etwa finden sich reihenweise Beiträge von türkischen Fans.
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